Propheten sind so etwas wie Sprachrohre der Götter. In jeder Religion treten sie unverzichtbar auf: Sie sind Dolmetscher zwischen Himmel und Erde. Die biblische Prophetie besitzt uralte orientalische Vorbilder und Kontexte. Dass wir sie heute noch wahrnehmen können, verdanken wir ihrer Besonderheit: Sie wurde aufgeschrieben, immer wieder bearbeitet und ist zu Weltliteratur geworden.
Dieser Aspekt prägt das neue Prophetenheft besonders. Es zeigt, wie die verschiedenen Gruppierungen unter den biblischen Autoren sich „den Prophetenmantel anziehen“. Auf diese Weise taucht Prophetie im Gewand unterschiedlicher Gattungen und Zeiten auf. Der Gesetzgeber Mose wird ein schriftgelehrter Prophet, Ezechiel träumt von einem priesterlichen Staat und Jesaja geht unter die Sänger. In den vergangenen Jahren wurden zum Thema Prophetie sehr viel geforscht. Dabei hat sich manche Perspektive geändert: Während Propheten früher oft zu schnell in die Schublade „unbequeme Kritiker der Könige“ gesteckt wurden, zeichnen sich aus heutiger Sicht weitaus detailliertere Konturen ab: Sie waren auch wohlwollende Berater/innen, Träumer und persönliche Begleiter, gaben Regierenden und Normalbürgern Wegweisung und Perspektiven.
Stuttgart (Kath. Bibelwerk e.V.) 2013
80 Seiten
Die Zeitschrift "Welt und Umwelt der Bibel" kann auch als Abo bestellt werden.