Verantwortung übernehmen
Der Bauernsohn Wolfgang ist in den Klosterschulen, die er besucht, ein hochbegabter Schüler, dies nicht immer zur Freude seiner Lehrer. In der Domschule Würzburg korrigiert er einen Gelehrten aus Italien, der ihn daraufhin unter Drohungen aus der Vorlesung wirft. Wolfgang nimmt den Hinauswurf demütig hin, denn seine geistige Überlegenheit sollte nicht zur Überheblichkeit führen. Dieser „Sünde“ begegnet er sein ganzes Leben lang durch strenge Entsagung und Askese.
In Trier macht ihn sein Jugendfreund und Bischof Heinrich zum Leiter der Domschule und verhilft ihm zu seiner wahren Berufung. Chronisten sehen in Wolfgang später das Ideal eines Lehrers: Er achtet auf Zucht und Ordnung, wirkt aber durch seine Selbstlosigkeit als Vorbild für die Jugend. Seine Güte verleite ihn nicht zu unverzeihlicher Schwäche, und er kümmere sich auch um die „Verschnupften“ und vom Schicksal hart Angegriffenen.
Bischof Heinrich überträgt Wolfgang auch die Oberaufsicht über die jungen Kleriker. Hier heißt es in der Chronik: „Für die Lauen und weltlich Gesinnten war er ein Schrecken, den übrigen kam er mit Liebe entgegen. Er versuchte nicht mit Drohungen, sondern mit gutem Zureden die Pflichten des heiligen Standes durchzusetzen.“
Als Bischof von Regensburg trägt Wolfgang die großen Reformen in den Benediktinerklöstern seiner Zeit mit und macht sein Bistum zu einem Zentrum von Gelehrsamkeit und Buchmalerei. Das Studium der jungen Kleriker überwacht der Bischof persönlich. Er weiß um die Verantwortung der Kirche als wichtigster Bildungsträger dieser Zeit. Im Kloster St. Emmeram gründet er eine Bibliothek mit rund 300 Büchern aus allen Wissensgebieten, von der Theologie über Geschichte bis zur Mathematik und Medizin.
Text: Franz Rohrhofer