Wenn Weihnachten kein Grund zum Feiern ist
Für manche Menschen ist Weihnachten schon an sich kein Grund zum Feiern. Sie fühlen sich einsam, traurig, unverstanden oder aus verschiedensten Gründen von der „Feiergesellschaft“ ausgeschlossen.
Bei der TelefonSeelsorge OÖ finden alle ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Der amtliche, psychosoziale Notruf ist auch am Heiligen Abend und an den Feiertagen rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 erreichbar. Wer lieber schreibt, kann sich an die Mail- oder Chatberatung wenden: https://onlineberatung-telefonseelsorge.at
Zu Weihnachten wird Einsamkeit besonders spürbar
Gerade der Heilige Abend ist emotional „hoch aufgeladen“, ruft er doch das Bedürfnis nach Liebe, Geborgenheit und Beheimatung besonders hervor.
Einsamkeit ist aber nicht nur ein Thema alleinlebender Menschen. Sie kann auch Menschen betreffen, die in einer Partnerschaft oder Familie leben. Dort, wo Liebe und Geborgenheit fehlen oder nicht erfahrbar sind, wo man sich unverstanden und nicht angenommen fühlt, werden Gefühle des Verlassen-Seins, der Einsamkeit und der inneren Leere besonders schmerzlich spürbar. Schon die beiden Lockdowns haben in manchen Beziehungen Unvereinbarkeiten und Brüche sichtbar gemacht. Die Feiertage können die bestehenden Konflikte nun nochmals befeuern.
Schwierig kann Weihnachten ebenso für jene Menschen sein, die einen lieben Menschen verloren haben oder aber wegen Corona nicht mit ihren Familien feiern können. Gerade zu Weihnachten kommen Erinnerungen hoch und wecken eine bisher nicht gekannte Einsamkeit.
Hohe Erwartungen erzeugen Druck
Oft wird das Weihnachtsfest im Vorhinein mit der „rosaroten Harmoniebrille“ gesehen und mit unrealistischen Idealvorstellungen verbunden. Nicht selten wird in den Wochen davor viel Aufwand betrieben, damit alles passt und alle zufrieden sind. Wenn das Fest dann trotzdem nicht den hohen Erwartungen gemäß verläuft und es zu Spannungen oder Konflikten kommt, entladen sich der Vorbereitungsstress und die Enttäuschung über das Missglücken der Feier oftmals explosionsartig.
Was hilft gegen Stress, Einsamkeit und Enttäuschung?
- Sprechen Sie in Partnerschaft und Familie, bei Verwandten und FreundInnen etc. schon in den Wochen vor Weihnachten die eigenen Erwartungen offen an, tauschen Sie sich über die Wünsche aller aus und suchen Sie einen für alle akzeptierbaren Kompromiss. Besprechen Sie auch, wie Sie als Familie etc. „corona-sicher“ feiern können.
- Informieren Sie Ihre Kinder rechtzeitig darüber, wenn Oma und Opa oder andere Verwandte/FreundInnen heuer nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen werden. Gestehen Sie es sich und Ihren Kindern zu, darüber traurig zu sein, und suchen Sie nach Möglichkeiten, die nicht anwesenden Personen trotzdem einzubinden.
- Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse, tun Sie sich selbst etwas Gutes und nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Es kann helfen, sich in diesen Tagen zu fragen, ob man die eigenen Bedürfnisse noch spüren und ihnen nachgehen kann, wie viel Erholung man sich selbst gönnt. Gerade in anstrengenden Zeiten ist es ratsam, genauso liebevoll auf sich selbst zu achten wie auf die anderen.
- Betreiben Sie täglich Selbstfürsorge: Das Für-sich-selbst-Sorgen ist nicht mit Egoismus gleichzusetzen. Denn nur, wenn man sich selbst wohl fühlt, ist man gut in der Lage, auch für andere da zu sein. Wir sind widerstandsfähiger, wenn wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und sie so gut wie möglich stillen.
- Reflektieren Sie Ihre bisherigen Weihnachtsfeiern. Die Corona-Pandemie bietet die Möglichkeit, Neues zu etablieren: Was macht für mich/für uns Weihnachten wirklich aus? Was tue ich/tun wir nur, weil „es halt so Brauch ist“? Was kann ich/können wir heuer weglassen? Welcher coronabedingte Verzicht schmerzt, welcher nicht?
- Wenn bereits Spannungen, Konflikte, Unstimmigkeiten in der Familie, Partnerschaft, Beziehung vorhanden sind: Schauen Sie, was trotzdem noch möglich ist. Sprechen Sie Konflikte, Kränkungen, Enttäuschungen an – in ruhiger Atmosphäre und mit ausreichend Zeit.
- Gerade auch Konflikte, die in der Zeit um Weihnachten aufbrechen, sollen in der Zeit danach bearbeitet werden, damit die Beziehung wieder gut gelingen kann. Suchen Sie sich bei Bedarf Hilfe von Beratungsstellen.
- Angebote der katholischen und evangelischen Kirchen in den Pfarrgemeinden sind eine gute Möglichkeit, sich in eine größere Gemeinschaft eingebunden zu erleben.
- Sehen Sie das Tröstliche der Weihnachtsbotschaft: Die Bedingungen damals waren keinesfalls idyllisch oder gar romantisch: keine Herberge, abweisende Mitmenschen, Armut und Not. Und trotzdem wurde gerade dort in einem Stall in Bethlehem ein Kind geboren. Besonders in Zeiten von Einsamkeit, Kummer und Not gilt diese Zusage Gottes an uns Menschen: Ich gehe ganz direkt in euer Leben, auch in die „bittere“ Realität.
Die TelefonSeelsorge OÖ und das ElternTelefon sind unter der Nummer 142 kostenlos, vertraulich, an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr zu erreichen.
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