reden • spüren • tun
Liebe ist …
… kein Gefühl, auch wenn sie Gefühle auslöst, wie zum Beispiel die Freude aneinander. Manchmal wird Liebe mit dem Gefühl der Verliebtheit verwechselt. Wahrscheinlich lässt sich die Liebe nie total erfassen, niemals umfassend beschreiben und auch nicht ganz verstehen.
Was aber ist Liebe, wenn sie kein Gefühl ist? Thomas von Aquin, der mittelalterliche Theologe, fasst seine Überlegungen so zusammen: „Liebe ist, jemandem Gutes wollen.“ Liebe ist also (auch) ein Willensakt.
Liebe ist eine Lebensdynamik, eine Ja-Kraft, die man wollen muss, die aus der entschiedenen Haltung des Wohlwollens und Wohltuns kommt und Wohlwollen und Wohltaten bewirkt.
An Jesus Christus glaubende Menschen lesen in der Urkunde ihres Glaubens, dass die Liebe mit Gott zu tun hat, dass Gottes Wesen Liebe ist. (1 Joh 4,16) Die Verbindung mit dem liebenden Gott kann eine zusätzliche spirituelle Motivation sein, liebend die Beziehung zu gestalten.
Liebe in der Paarbeziehung ereignet sich unter anderem im wohlwollenden, im liebenden Reden, Spüren und Tun.
Liebend reden
Alles was ich sage, kann ich wohlwollend sagen und damit mit Worten wohltun. Gespräch ist ein wichtiges Beziehungsinstrument. Es lässt sich wie ein Musikinstrument lernen und zwar durch üben. Im Einüben übe ich bereits aus und im Ausüben übe ich zugleich ein. Dabei übe ich, was ich schon kann und werde darin immer besser.
Wenn Gespräche der Beziehungspflege dienen und verbunden machen sollen, ist es wichtig, dass ich mich öffne und von mir persönlich erzähle. So lasse ich die zuhörende Person an meinen Gedanken, Wünschen, Gefühlen und somit an meinem Leben teilhaben.
In der Kunst des Gesprächs ist das Reden das eine. Das andere ist das Hören und das Aushalten der Sprechpausen. Die Kunst des Hörens besteht darin, mit aufmerksamem Interesse zuzuhören. Dabei höre ich mir nichts zurecht und überlege ich auch nicht, was ich dazu oder gar dagegen sagen könnte. Ich schweige, damit ich die sprechende Person im sich mitteilenden Erzählen nicht unterbreche und ich schweige, damit ich mich im Hören nicht unterbreche.
Liebend spüren
Mich selbst und den anderen spüren, kann körperlich und seelisch sein. Dies erfordert ein ausgewogenes Maß an Nähe und Distanz. Liebe braucht Nähe. Zu viel Nähe kann die Liebe verbrauchen.
Körperliche Nähe und Intimität können sich in Zärtlichkeit, Erotik sowie in der Sexualität ausdrücken – in der Sexualität der Leidenschaft, die sich meist von selbst einstellt, als auch in der Sexualität der Zugehörigkeit, für die ich mich entscheiden muss und die gepflegt gehört, damit sie sich ereignen kann. Schön, wenn dabei Vertrauen und Bindung entstehen.
Liebend tun
Liebe als Wohlwollen zeigt sich auch darin, miteinander etwas zu unternehmen und gemeinsam etwas zu tun. Sich eine Kultur des Miteinander-Tuns zu schaffen und diese zu pflegen, kann für beide eine Wohltat sein, bereichert und vertieft die Beziehung und Bindung. Persönliches und gemeinsames Tun schließen einander nicht aus. Für beides braucht es Vereinbarung, Freiheit, Zeit und Raum.