Mittwoch 13. November 2024

P. Maier: „Es war einfach schön, ganz dazuzugehören“

Olympische Winterspiele

P. Bernhard Maier macht sich Gedanken über die bevorstehenden 24. Olympischen Winterspiele in Peking und erinnert sich an besondere Erlebnisse aus 28 Jahren Olympia-Seelsorge.

Bei den am 4. Februar 2022 in Peking beginnenden 24. Olympischen Winterspiele werde pandemiebedingt das fehlen, was Olympia ausmacht, ist sich der ehemalige österreichische Olympia-Seelsorger P. Bernhard Maier, der österreichische Athletinnen und Athleten von 1984 bis 2012 bei olympischen und paralympischen Wettkämpfen begleitete, sicher: „Die fröhliche Begegnung von Menschen aus aller Welt, Begeisterung und Lebensfreude“. Maier sprach von „Spielen in der Isolation“. Eine kurzfristigen Absage aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in China „wäre gegen die Vernunft und gegen die Sportler gewesen“, so Maier im Interview mit der Kirchenzeitung „Kirche bunt“ der Diözese St. Pölten. Denn: „Die Welt wusste schon bei der Vergabe um die Menschenrechtsprobleme in China. Jetzt hat sich das Land bemüht, großartige Spiele zu organisieren, auch die Bevölkerung freut sich darauf und die Athleten haben darauf hingearbeitet.

 

China werde sich durch die Spiele allerdings nicht verändern, die allgegenwärtige Überwachung sei zu massiv. Aufgrund der Pandemie werde es kaum Begegnungen und Kontakte mit der chinesischen Bevölkerung geben. Dass der chinesischen Bevölkerung bei einem Unfall mit ausländischen Athletinnen und Athleten Erste Hilfe untersagt sei, um sich nicht anzustecken, sei „menschenrechtlich bedenklich, auch bei einer Pandemie“.

 

Gemeinsam schneller, höher, weiter

 

2008 habe man Athletinnen und Athleten in Peking eine katholische Kapelle sowie orthodoxe, islamische und jüdische Gebetsstätten angeboten, erinnert sich Maier an seine Erlebnisse bei den Olympischen Sommerspielen 2008. Der Gründer der Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin, habe in abgewandelter Form auf den religiösen Aspekt der antiken Wettkämpfe zurückgegriffen. „Er wollte bei Sportler:innen und Zuseher:innen ein religiöses Empfinden wiedererwecken, verfolgte mit seiner olympischen Bewegung aber doch nur ein humanistisch-ethisches Ziel: Völkerverständigung und menschliche Vervollkommnung“, betont Maier im Interview. „Heute sind nicht wenige Sportler religiös, aber die Olympischen Spiele sind säkular, mit Religion bringt man sie kaum noch in Verbindung“, erzählt der Salesianer Don Boscos. Fairness, Völkerverständigung und die Begegnung der Menschen seien nach wie vor zentrale Gedanken des olympischen Geists: „Die Spiele haben sich immer als Friedensbewegung verstanden. Das Internationale Olympische Komitee ergänzte auf Vorschlag von IOC-Präsident Thomas Bach 2021 das Motto ,schneller, höher, weiter' um den wichtigen Zusatz ,gemeinsam'.“ Denn das Gewinnen sei nicht das einzig Wichtige, es gehe auch um die Communio.

 

Pfarre der Sportlerinnen und Sportler

 

Für den mit dem Ehrentitel „Olympia-Kaplan“ ausgezeichnteten habilitierten Sportwissenschaftler sei zuhören, trösten, Kranke besuchen und Gottesdienste anbieten wichtig gewesen, aber auch Wettkämpfe zu besuchen und mitzufeiern. „Zwischen den Olympischen Spielen habe ich auch Sportlerinnen und Sportler getraut, deren Kinder getauft und an Begräbnissen teilgenommen. Immer wieder besuchte ich Athletinnen und Athleten und Funktionärinnen und Funktionäre.“ In über 25 Jahren sei so etwas wie eine Pfarre der Sportlerinnen und Sportler mit insgesamt mehr als 3000 Adressen entstanden. „Es war einfach schön, bei ihnen ganz dazuzugehören“, zeigt sich Maier dankbar.

 

Gottesdienste zu feiern, sei das „Wunderbarste“ gewesen, oft mit vielen Menschen, etwa mit dem gesamten österreichischen Skiteam. „Hubert Strolz war mein erster Ministrant im Jahr 1984 bei den Spielen in Sarajewo, vier Jahre später wurde er in Calgary Olympia-Sieger. Er hat mir damals den Einstieg als Olympia-Seelsorger sehr erleichtert. Die Pastoral war für mich stets das zentrale Anliegen“, erzählte er. Von Begegnungen könne er viel berichten ... mit den Skistars Marlies Schild, Benjamin Raich oder Hermann Maier, aber beispielsweise auch von der Hochzeit von Rennrodler Markus Prock mit seiner Christine. Und: „Es freut mich übrigens auch, wenn ich von ÖFB-Stürmer Christoph Baumgartner öffentlich höre, wie wichtig ihm das Vaterunser-Gebet – sein Gebetsklassiker – ist. Oder wenn Skispringerin Eva Pinkelnig über Gott sagt: ,Seine Liebe trägt mich durch schwere Zeiten‘“, verrät Maier.

 

Ein besonderes Anliegen sind dem 1950 im deutschen Göppingen geborerenen Maier Athletinnen und Athleten mit Behinderung: „Trotz aller Schicksalsschläge: Die paralympischen Sportler:innen lieben das Leben. Sie haben unglaubliche Reserven, um Defizite zu kompensieren und Höchstleistungen hervorzurufen. Ich hatte und habe Kontakt mit vielen von ihnen und nie hat jemand gesagt: Das Leben freut mich nicht. Im Gegenteil: Sie alle haben Freude am Leben.

 

Quellenangabe: 

Kathpress (2022): Ehemaliger "Olympia-Kaplan" Maier: Heuer werden Begegnungen fehlen. URL: https://www.kathpress.at/goto/meldung/2106058/ehemaliger-olympia-kaplan-maier-heuer-werden-begegnungen-fehlen [Stand: 01/2022]

Oft nachgefragt
Gebet

Guter Gott,
es sind nicht immer nur die großen und tiefen
Probleme des Lebens,
die uns bewegen.


In diesen Tagen denken viele von uns
vor allem an sportliche Ereignisse.


Wir genießen die Spannung beim Zuschauen,
die Begeisterung beim Siegen,
und wir sind gerührt von den Tränen der Verlierer.


Hilf, dass die weltweite Übertragung der Wettkämpfe
uns auch weltweit miteinander verbindet;
dass die sportlichen Begegnungen dazu beitragen,
Vorurteile zu überwinden
und Verhärtungen im Verhältnis der Völker aufzulösen.


Verhindere, dass aus der Trauer über Niederlagen
Aggression wächst.


Gott, Dir sei gedankt,
dass uns aus so vielen Ereignissen Lebensfreude zuwächst.
Dir sei heute einmal für den Sport gedankt.

 

Amen.

 

(Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, leicht modifiziert)

 

Quellenangabe: 

© Text: Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland. In: Pfarrbriefservice.de. URL: http://www.pfarrbriefservice.de/file/gott-wir-danken-dir-fur-den-sport [Stand: 12/2017]

[Aus: Ein starkes Stück Leben. Ideen und Entwürfe für die kirchliche Arbeit anlässlich der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006, Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland.]

Sport-News
Olympische Winterspiele

P. Maier: „Es war einfach schön, ganz dazuzugehören“

P. Bernhard Maier macht sich Gedanken über die bevorstehenden 24. Olympischen Winterspiele in Peking und erinnert...

Sport

DSG St. Pölten bietet Pfarren vielfältigen „Ideenpool“

Wie können Pfarren Angebote entwickeln, durch die Menschen lebendiger werden? Wie kann man mit Sport zu allen...

Lizz Görl liebt Radfahren im Wienerwald.

Die Suche nach dem Eigenen

Lizz Görgl fuhr 378 Rennen im alpinen Skiweltcup. Nun macht sie sich als Sängerin einen Namen. Ihre Lieder handeln...
Pater Johannes Paul Chavanne

Sport- und Olympiakaplan Pater Johannes Paul Chavanne

Pater Johannes Paul Chavanne betreut seit 2014 Österreichs Sportlerinnen und Sportler seelsorglich.

Bischof Alois Schwarz

Sportbischof Alois Schwarz

Im Zuge der Bischofskonferenz in Linz im März 2016 wurden die Zuständigkeiten der Bischöfe neu vergeben. Bischof Alois Schwarz (Diözese St. Pölten) ist seither als Nachfolger von Erzbischof Franz Lackner (Erzdiözese Salzburg) zuständig für die Agenden „Kirche & Sport“.

Impulshefte
Bunt und mittendrin!

Mittendrin.

"Mittendrin", ein Impulsheft der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland mit Texten, Impulsen, Meditationen und Gebeten. Richtig toll, nicht nur für die deutsche Olympia- und Paralympics-Mannschaft, sondern für alle Sportler und Sportbegeisterten!

Gebete
Was Fußball mit Spiritualität zu tun hat

Gotteslob einer Fußballerin

Ein Gebet zur Fußball-WM 2018 von Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung von Frauenorden in Österreich und bekennende "Fußballbegeisterte" wie auch Fußballexpertin.

Olympische Ringe

Eine Welt - ein Traum - in fünf olympischen Farben

Peter Schott macht sich Gedanken über die eine Welt, den einen Traum - und all das in fünf olympischen Farben!

Schwimmerin beim Wettkampf

Seligpreisungen der Diözesansportgemeinschaft St. Pölten

Sportlich sind die Seligpreisungen der Diözesansportgemeinschaft St. Pölten - Fairplay, Teamspiel und Achtsamkeit auf die Seele stehen ganz weit oben. 

Fußball-Europameisterschaft - ein Gebet nach oben!

"Lieber Gott, ich weiß nicht ob Du ein Fußballfan bist..."

Der Hamburger Erzbischof em. Dr. Werner Thissen hat eigens ein Gebet zur Euro 2016 geschrieben - viel Wahres steht darin, aber auch das Augenzwinkern kann man herauslesen...

Ein Fußballtor im Abendsonnenschein

"Lass unser ganzes Leben ein faires Spiel sein..."

Ein Gebet der Fußball-Nationalmannschaft aus Ghana, das wir unseren Spielerinnen und den Fans nicht vorenthalten wollen ...

Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
TEL: 0732 / 7610 - 1170
FAX: 0732 / 7610 - 1175

www.dioezese-linz.at
post@dioezese-linz.at
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: