„Gott kann ich überall und in allen Dingen finden!“
Matthias Mayer, 1990 im kärntnerischen St. Veit an der Glan geboren, hat sich mit dem Skifahren einen Traum erfüllt: „Es bedeutet, das tun zu können, was ich schon immer gerne gemacht habe.“
Los ging alles mit Erfolgen bei nationalen Schülerrennen. Im Dezember 2005 folgte das erste FIS-Rennen. In der Saison 2006/2007 führte der Weg schließlich in den ÖSV-Nachwuchskader und damit in den Europacup. 2008/2009 stieg er dann in den B-Kader des ÖSV auf. Und im Februar 2009 stand Maturant Mayer erstmals im Weltcup am Start – erste Weltcuppunkte gab’s dann gut zwei Jahre später im Super G von Hinterstoder. Und 2011/12 gelang ihm dann auch der Weg in den A-Kader.
Olympiasieg mit 23 Jahren – der bisher schönste Erfolg!
Seinen größten und für ihn wohl auch schönsten Erfolg feierte Mayer am 9. Februar 2014, als er sich bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi in der Abfahrt zum Olympiasieger krönte. Platz 6 im Riesenslalom und Platz 13 in der Super-Kombi komplettierten den Erfolg bei seinem ersten Olympiastart.
Nach seinem Olympiasieg in Sotschi fand in seinem Heimatort Afritz ein Dankgottesdienst mit Bischof Alois Schwarz, Pfarrer Martin Njavro und Pfarrer Michael Guttner statt: „Alle waren dabei, die zu mir gehören. Meine Eltern, mein Bruder, die Verwandten und Freunde. Nicht zu vergessen die Schulkinder. Das war ein Augenblick, den ich gebraucht habe. Dieses Zur-Ruhe-Kommen, sich besinnen zu können und auch Danke zu sagen.“
Wenige Wochen nach seinem Olympiasieg gelang ihm beim Weltcupfinale in Lenzerheide schließlich dann auch der erste Sieg im Weltcup. Für Mayer ist Erfolg übrigens nicht nur eine Medaille, sondern „auch das Bewusstsein, ein gutes Rennen gefahren zu sein“, selbst wenn das Endergebnis dann kein Platz am Podest ist.
Niederlagen und das Vertrauen auf einen göttlichen Beschützer!
Dem jungen Athleten sind auch Rückschläge nicht unbekannt: eine schwere Lebensmittelvergiftung beeinträchtigte zum Beispiel seine Vorbereitung auf die Saison 2012/13 – und doch erreichte Mayer in dieser Saison seine erste Podestplatzierung beim Super G von Kitzbühel als Zweiter und gewann seine erste „silberne Gams“.
Nach Olympiasieg und erstem Weltcupsieg zog er sich im Oktober 2014 bei einem Trainingssturz einen Innenbandeinriss im rechten Knie und eine Wirbelsäulenprellung zu und fiel dadurch für den Saisonauftakt in Sölden aus. Doch Mayer kämpfte sich zurück und stand schon wenige Monate später bei der Skiweltmeisterschaft 2015 in Vail/Beaver Creek wieder in der Nähe des „Stockerls“: Platz 4 im Super-G, Platz 11 in der Alpinen Kombination und Platz 12 in der Abfahrt.
Der nächste Rückschlag ließ leider wieder nicht lange auf sich warten: bei einem äußerst schweren Sturz in der Abfahrt von Gröden erlitt Mayer im Dezember 2015 einen Bruch mehrerer Brustwirbel sowie zahlreiche Prellungen. Dies bedeutete das Saisonende für den jungen Kärntner.
Doch „Rückschläge machen letztendlich stärker“, weiß Mayer. Sie festigen und lassen nicht nur reifen, sondern „man lernt dadurch, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden“. Denn: „Niederlagen – egal in welcher Form und in welchem Bereich des Lebens – sind dazu da, um wieder aufzustehen, zu lernen und darauf zu vertrauen, dass man bei der Erfüllung seiner Lebensaufgaben einen göttlichen Beschützer hat.“
So hatte es zum Beispiel auch vor seiner Abreise zur Weltmeisterschaft in Mayers Heimat für den Athleten und seine Fans noch einen ökumenischen Segen mit den Psalmworten „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der den Himmel und die Erde gemacht hat!“ durch Pfarrer Martin Njavro, Diakon Theo Srienz und Pfarrer Michael Guttner gegeben.
Bewusst leben und Beziehungen pflegen!
Kurze Zeit nach der Skiweltmeisterschaft in Vail/Beaver Creek führte Mayer bei der Abfahrt in Saalbach am 21. Februar 2015 einen österreichischen Dreifacherfolg an, bevor er einen Tag später im Super G seinen ersten Weltcupsieg in dieser Disziplin feierte.
Trotz aller Erfolge ist dem bescheidenen Kärntner wichtig, „nicht nur an mich selbst und an Erfolge zu denken, sondern auch an andere“. Und da gehört für den naturverbundenen Athleten „bewusst zu leben, Beziehungen zu pflegen, mir Zeit für Freunde und Familie zu nehmen, ohne den Sport – also den Beruf – zu vernachlässigen“. Also alles eine Frage der Balance.
Geerdet durch das Leben (wie er selbst sagt) empfindet „Mothl“, wie er liebevoll von seinen Fans genannt wird, auch ganz besondere Gespräche als große Bereicherung: „Zu meinem Freundeskreis zählen einige Sportler mit körperlicher Beeinträchtigung. Sie alle haben es nicht leicht, aber strahlen eine große Zufriedenheit aus, von der ich mit einiges abschauen kann.“
Auch seine Familie rund um Mama Margret und Papa Helmut bedeutet Mayer sehr viel: „Die gibt mir Bodenhaftung, da weiß ich, dass ich dort gut aufgehoben bin. Auf die kann ich mich verlassen.“
Den Glauben das ganze Jahr pflegen!
„Sportliche Leistungen und Erfolge sind für mich nicht nur getragen von körperlichem und mentalem Training, sondern auch ganz besonders durch meinen Glauben und eine ganz spezielle Kraft, die ich dadurch erhalte“, verrät Mayer.
Der Glaube ist ihm sehr wichtig, sodass es nicht nur eine Entscheidung gibt, die er aus dem Glauben heraus gefällt hat. Und er verrät außerdem: „Wenn man so hoch gejubelt wird, dann merke ich, wie wichtig der Glaube an Gott für mich ist. Der gibt mir Sicherheit, ich weiß, dass ich, egal was kommt, locker in den Tag hineingehen darf, weil er meinen Weg begleitet. Und dafür bin ich unendlich dankbar.“
Diesen Zugang zum Glauben hat Matthias Mayer von zuhause mitbekommen, so meint seine Mama Margret, aktive Pfarrgemeinderätin, begeisterte Kirchenmusikerin und durch das Jesusgebet unterstützende Wegbegleiterin „am Evangeliumsweg“: „Glaube und Glück sind im Leben wichtiger als Geld. Der Glaube ist es, der Matthias im Spitzensport trägt. Zu diesem findet er selbst im Rennstress weit weg von zu Hause zurück, weil er weiß, dass es ohne Abendgebet einfach kein Schlafengehen gibt.“
Denn Glauben ist für Mayer allgegenwärtig: „In meiner Mitte zu ruhen, positiv zu denken und sich durch die göttliche Führung beschützt zu fühlen, sind dabei wichtige Faktoren. Doch es heißt für mich auch, den Glauben das ganze Jahr über aktiv zu leben, und nicht nur kurz vor einem Rennen ein schnelles Stoßgebet gen Himmel zu schicken.“ Schließlich weiß er: „Gott kann ich überall, und in allen Dingen finden.“
Quellenangaben:
Kreuziger, Wolfgang (2015): „Glaube und Glück stehen über den Millionen“. In: Die ganze WOCHE. Ausgabe Nr. 06/2015 vom 3. Februar 2015.
Haab, Georg (2016): Was macht Leben lebenswert? Interview mit Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer. In: Kärntner Kirchenzeitung – „Der Sonntag“, 4. Mai 2016. URL: http://www.kath-kirche-kaernten.at/sonntag/imbrennpunkt_detail/was_macht_leben_lebenswert [Stand: 16. Januar 2017]
Jakl, Ingeborg (2014): Olympiasieger beim „Sonntag“. Die Olympiasieger Matthias Mayer und Markus Salcher über Siege, Familie und Glauben. In: Kärntner Kirchenzeitung – „Der Sonntag“, 28. März 2014. URL: http://www.kath-kirche-kaernten.at/sonntag/imbrennpunkt_detail/olympiasieger_beim_sonntag [Stand: 16. Januar 2017]
Mayer, Matthias (2016): Im Gespräch mit der Diözese Linz: Sport und Glaube.
Fotos:
(1) Matthias Mayer beim Weltcup 2015 in Garmisch Partenkirchen. Foto: HEAD Ski (www.head.com).
(2) Matthias Mayer beim Dankgottesdienst in der Afritzer Kirche nach seinem Olympiasieg 2014. Foto: Kleine Zeitung/Markus Traussnig (www.kleinezeitung.at).
(3) Ökumenischer Segen vor der Weltmeisterschaft 2015. Foto: Pfarrer Michael Guttner (www.evang-feldamsee.at).
(4) Matthias Mayer und Papst Franziskus im Rahmen der ÖSV-Papstaudienz 2016. Foto: Erich Spiess (www.tirolfoto.at).
(sp)