Gelebte Solidarität
Eltern begleiten, deren Kind vor der Geburt verstorben ist; an jene Kinder erinnern, die in fremdvölkischen Kinderheimen während der NS-Zeit ihren Eltern entrissen, im Heim misshandelt und vergessen wurden; geflüchtete Menschen unterstützen, die jetzt die Hilfe ihrer Mitmenschen brauchen: das sind nur drei der Preisträger:innen, die 2020 für ihr solidarisches Handeln ausgezeichnet wurden.
Coronabedingt konnten die Preise 2020 erstmals nicht in gewohnter Weise vergeben und daher erst 2021 verliehen werden, auch wenn sich die Hoffnung auf eine gemeinsame Feier im Steinernen Saal des Landhauses nicht erfüllte. Die neun Preisträgerinnen und Preisträger von 2020 erhielten am 28. April 2021 die „Solipreis“-Skulptur samt Urkunde und wurden im Rahmen eines Fototermins im Landhaus Linz mit den Ehrengästen Landeshauptmann Thomas Stelzer, Landesrätin Birgit Gerstorfer und Bischof Manfred Scheuer bei der Überreichung fotografiert. Die hier ausgezeichneten Menschen „machen die Welt ein Stück solidarischer und damit besser“, sagte dazu Bischof Manfred Scheuer.
Vielfältiges Engagement bei den Preisträger:innen
Der Preis in der Kategorie Lebenswerk ging an die langjährige Diözesansekretärin des Katholischen Akademikerverbands der Diözese Linz, Irmgard Aschbauer, für die „Kunst des Brückenbauens“. Die Mitbegründerin des Mauthausen-Komitees Österreich gründete Initiativen zur Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus und setzte sich für eine Gedenkkultur ein. Die Auszeichnung wurde ihr posthum zugesprochen – sie erlag im vergangenen Dezember einem Krebsleiden.
Marianne und Gerald Fraundorfer von der Flüchtlingsarbeit St. Peter, Martin Kranzl-Greinecker für die Gedenkarbeit der „Kinder von Etzelsdorf“ in Wels und Simone Strobl vom Verein „Pusteblume“ in Wels erhielten die Auszeichnung in der Kategorie Einzelpersonen. Die Gruppen-Preise gingen an das integrative Schwimmteam „Special Delphins“ rund um Joe Gokl in Oedt, das B-fair-Projekt der Pfarre Sattledt für Nachhaltigkeit und globale Fairness und die integrative Frauenfußball-Mannschaft Vöcklabruck, die von Sr. Elisabeth Siegl initiiert wurde. Jakob Pichler wurde für sein soziales Engagement in Uganda in der Kategorie Jugend ausgezeichnet, wie auch das Team aus Jugendlichen rund um das Projekt „Weihnachten ohne dich“, das Jugendlichen Trost und Platz für Trauer bietet.
Bischof Scheuer würdigte die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Projekte als „Best-Practice-Beispiele gelebter Solidarität“. Gerade in Pandemie-Zeiten brauche es solche Vorbilder gemeinwohlorientierten Handelns, unterstrich der Bischof. „Gut aufeinander zu achten ist nicht selbstverständlich – aber alternativlos“. Es brauche ein „beständiges Streben nach mehr Miteinander, nach mehr Rücksichtnahme, nach mehr Gerechtigkeit“. In seinen Grußworten würdigte auch Landeshauptmann Stelzer die Ausgezeichneten als „umsichtige Ermöglicher“, die sichtbar machen, „dass Solidarität in Oberösterreich viele Gesichter und noch viel mehr helfende Hände hat“. Beeindruckt vom „großen Engagement für Gerechtigkeit, Friede und den Zusammenhalt in der Gesellschaft“ zeigte sich in Grußworten auch Soziallandesrätin Gerstorfer.
Landeshauptmann Thomas Stelzer über „umsichtige Ermöglicher“
„Zur Verleihung des Solidaritätspreises geht mein besonderer Gruß an all jene, die nun als tatkräftige Helfer, als beherzte Unterstützer, als umsichtige Ermöglicher im Mittelpunkt stehen. Sie zeigen, dass Solidarität in Oberösterreich viele Gesichter und noch viel mehr helfende Hände hat. Dass man sich auf unsere Landsleute verlassen kann, ist keine Selbstverständlichkeit: Der Zusammenhalt in unserem Land muss nicht nur gelebt, sondern auch vorgelebt werden. Daher danke ich der KirchenZeitung sehr, dass sie jene vor den Vorhang holt, die genau das tun. Denn damit werden sie ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und damit können sie auch Vorbild für viele andere werden. Ohne gelebte Solidarität wären wir nicht da, wo wir heute sind. Ein großes und herzliches Dankeschön an alle, die dazu jeden Tag ihren Beitrag leisten.“
Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer über „richtungsweisendes Handeln“
„Der Solidaritätspreis der KirchenZeitung ehrt jedes Jahr Menschen, die sich durch ihr großes soziales Engagement und ihr richtungsweisendes Handeln auszeichnen.
Ich bin beeindruckt, wie breit die Solidarität in Oberösterreich gestreut ist. Das zeigen die vielen Einreichungen und das große Engagement für Gerechtigkeit, Friede und den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Die momentane Gesundheitskrise verstärkt den Blick auf das Wesentliche. Sie zeigt, wie wichtig das soziale Gefüge einer Gesellschaft und die gegenseitige Unterstützung sind. Und wie notwendig ein gut funktionierendes soziales Netz ist, das wir in Oberösterreich haben. Ich gratuliere allen Preisträger/innen sehr herzlich für das große soziale Engagement.“
Bischof Manfred Scheuer über eine „bessere Welt“
„Solidarität (…) ist ein Wort, das sehr viel mehr bedeutet als einige sporadische Gesten der Großzügigkeit. Es bedeutet, dass man im Sinne der Gemeinschaft denkt und handelt, dass man dem Leben aller Vorrang einräumt“ (FT 116), so Papst Franziskus in seiner Enzyklika Fratelli Tutti. Die vergangenen Monate in der Pandemie haben uns vieles aufgezeigt – auch wie wichtig Verantwortung füreinander ist. Gut aufeinander zu achten ist nicht selbstverständlich – aber alternativlos. Das Wohl einer Gemeinschaft hängt nicht vom Wohl einzelner Gewinner ab. Es braucht ein beständiges Streben nach mehr Miteinander, nach mehr Rücksichtnahme, nach mehr Gerechtigkeit. Der Solidaritätspreis ist eine Form der Anerkennung für Menschen, die in besonderer Weise dieses Denken und Handeln im Sinne der Gemeinschaft verinnerlicht haben. Ich danke den Preisträgerinnen und Preisträgern des Solidaritätspreises für ihren Einsatz, diese Welt ein Stück solidarischer und damit besser zu machen. Sie und ihr Engagement sind Best-Practice-Beispiele gelebter Solidarität.“
Text: KirchenZeitung Diözese Linz/Diözese Linz/kathpress