Ein Netz aus Menschlichkeit
Viele Hände in Oberösterreich knüpfen an einem Netz. Es besteht aus vielen kleinen und größeren Knoten, geknüpft in ungezählten Stunden, und das meist ehrenamtlich. Das Netz trägt dort, wo Menschen Unterstützung brauchen, um ein würdiges Leben zu führen; wo Zuspruch nötig ist, um Mut fassen zu können; wo Inspiration gefragt ist, um sich für eine bessere Welt einsetzen zu können. Neun solcher Projekte und Engagements zeichnet der von Land Oberösterreich und Diözese Linz unterstützte Solidaritätspreis 2019 aus – stellvertretend für die vielen, die am Netz des Zusammenhalts in der Gesellschaft arbeiten.
Die Preise wurden von Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Thomas Stelzer und Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer überreicht. Unter den Gästen war der ehemalige Landeshauptmann Josef Pühringer, Charlotte Hermann, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, und Johannes Eichinger von der Evangelischen Superintendentur, die Direktorinnen und Direktoren der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, von Pastoralamt, Finanzdirektion der Diözese Linz und Caritas sowie weitere hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche, sozialen Einrichtungen und Interessensvertretungen wie Arbeiterkammer und Landwirtschaftskammer. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von der Peter Mayer Hofkapelle.
Die 88-jährige Anna Hackl, Zeitzeugin der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd“, wurde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Eine Anerkennung wurde für die Maturantin Ida Berschl und das Team von „Fridays for Future“ ausgesprochen, die den Klimastreik für Schülerinnen und Schüler in Oberösterreich organisieren. Die Initiative wurde erst nach Ende der Einreichfrist des Solidaritätspreises öffentlich. Mit der Form der Anerkennung möchte die Jury auf die Bedeutung des Themas hinweisen.
Preisträgerinnen und Preisträger als „Hoffnungsträger“
Landeshauptmann Thomas Stelzer betonte mit Blick auf den überwiegend ehrenamtlichen Einsatz der Preisträgerinnen und Preisträger, dass das Ehrenamt unbezahlbar sei und zu einem positiven Leistungsbegriff gehöre, der das Land Oberösterreich auszeichne. „Der wirtschaftliche Erfolg in Oberösterreich soll mit dem Sozialen Hand in Hand gehen“, so der Landeshauptmann.
Bischof Manfred Scheuer nannte die Preisträgerinnen und Preisträger „Hoffnungsträger“, die Menschen in einer manchmal dunklen und schweren Zeit beistehen. „Solidarität geschieht ohne Kalkül, sie ist keine Strategie, sondern eine innere Stimmigkeit und das Empfinden: ‚Da kann ich nicht wegschauen‘“.
Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer sprach von der breit gestreuten Solidarität in Oberösterreich. Sie nehme jedoch wahr, dass die Solidarität gegenüber bestimmten Gruppen weniger werde. Es brauche starke Persönlichkeiten wie die Preisträgerinnen und Preisträger, die andere in die Gesellschaft hereinholen, so die Soziallandesrätin.
Seil als Symbol
Menschen, die in einer Seilschaft unterwegs sind, geben einander Sicherheit – und diese Sicherheit sind sie selber: einer und eine für den anderen und die andere. Der Solidaritätspreis erzählt Geschichten von Menschen, die eine solche Seilschaft wagen, indem sie ihr Leben miteinander verknüpfen: mit Zeit, mit Geld, vor allem mit persönlichem Einsatz. Niemand soll abstürzen, herausfallen oder alleine gelassen werden, wenn er den Weg aus eigener Kraft nicht schafft. In Seilschaften unterwegs zu sein bedeutet, im gleichen Schritttempo unterwegs zu sein. Nicht, wer am schnellsten ist, zählt dann, sondern wie gut das Miteinander gelingt.
KirchenZeitung-Chefredakteur Matthäus Fellinger dazu in seiner Rede: „Wo viele Leute zusammenkommen, gibt es oft etwas ganz billig oder gratis zu haben. Heute ist es so. Die Solidaritätspreisfeier so etwas wie die Gratisaktion der KirchenZeitung. Was man dabei bekommt, ist ein teures Gut: Motivation. Wer im Spitzensport erfolgreich sein will, leistet sich einen Motivations-Trainer oder eine Motivations-Trainerin – und zahlt nicht wenig dafür. Am heutigen Abend gibt es Motivation in reicher Fülle. Sie basiert auf der Tatsache, dass jede noch so gute Idee erst dann zum Tragen kommt, wenn sie auf dem Boden des wirklichen Lebens angewandt und umgesetzt wird - aber auch: dass etwas erst dann wirklich verloren ist, wenn es von niemandem mehr versucht wird. In der KirchenZeitung haben wir für den heurigen Solidaritätspreis das Seil als Symbol gewählt. Es geht um Reißfestigkeit, es geht um Tragkraft, es geht um Verbinden. Es geht um Seilschaft, um die Knüpftechniken der Solidarität. Es geht um das, was hält. Acht Preise dürfen wir wieder vergeben und eine besondere Würdigung feiern. Zusammen bilden sie das neunfache Motivationspaket für uns. Es sind die Beispiele für das Gelingen des Menschlichen.“
Text: KirchenZeitung Diözese Linz/Matthäus Fellinger/Diözese Linz