Gemäldefenster
Die mehr als hundert aufwendig und detailreich gestalteten Gemäldefenster prägen aufgrund ihrer Größe und Gestaltung ganz wesentlich das Erscheinungsbild des Linzer Mariendoms. So wie der Dom in fünf Bauetappen errichtet wurde, stammen auch die Fenster aus unterschiedlichen Zeiten.
Votivkapellenfenster (1868)
Beinahe zeitgleich mit der Errichtung des Bauwerks ab dem Jahr 1862 kam es zur Beauftragung der ersten monumentalen Glasgemälde für die Fenster der Votivkapelle bei der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt in Innsbruck. Die Votivkapelle, fast eine eigene kleine Kirche am Chorabschluss, ist der älteste Bauteil des Mariendoms. Sie wurde schon 1869, noch zu Lebzeiten Bischof Rudigiers, fertiggestellt und geweiht Die Fenster wurden vom bekannten Wiener Künstler Johann Klein entworfen und zeigen die Gottesmutter Maria in biblischen Szenen. Sie zeichnen sich insbesondere durch kräftige, farbige Akzente in Grundfarben aus.
Kryptafenster (1884)
Auch die 27 Fenster in der Krypta wurden von der Tiroler Glasmalerei gestaltet. Die drei Fenster im Chorschluss hinter dem Altar der Gruftkapelle zeigen figuralen Schmuck, alle anderen Fenster weisen lediglich Symbole auf, wie beispielsweise eine Flamme im Dreieck, eine Sanduhr mit Sense, usw.
Mehr Informationen über die Glasfenster im Mariendom finden Sie in den Glasfensterführern, die am Schriftenstand aufliegen und im DomCenter erhältlich sind.
Presbyteriumsfenster (1885)
Aus dem zweiten Bauabschnitt zwischen 1868 und 1885 stammen die Gemäldefenster im Kapellenkranz und Hochchor. Während erstere im Zweiten Weltkrieg zerstört und erst 1995 durch neue Fenster des Künstlers Karl Martin Hartmann ersetzt wurden, sind die elf Fenster des Hochchores noch erhalten und werden derzeit großteils aufwendig restauriert. Sie sind deutlich größer als die Votivkapellenfenster und ermöglichten daher auch eine völlig andere künstlerische Umsetzung. Diese Fenster wurden dem Thema Maria im Leben Jesu gewidmet und auf Basis von Entwürfen der Künstler Franz Plattner und Alfons Walder von der Tiroler Glasmalerei gefertigt. Auch heute noch ist interessant, wer bei diesen Fenstern als Sponsor auftrat und welche Themen dabei unterstützt wurden. So findet sich beispielsweise bei den Fenstern Jesus im Tempel sowie Hochzeit zu Kana die Sparkasse Linz als Sponsor, für die Spende der Fenster Der Leichnam Christ im Schoße seiner Mutter und Grablegung Christi traten die Prälaten der oberöstereichischen Stifte ein.
Lang- und Querhausfenster (1910–1924)
Die 42 Fenster des Lang- und Querhauses sowie die drei beeindruckenden Rosetten stellen die umfangreichste und berühmteste Fenstergruppe des Mariendoms dar. Sie wurden im Zeitraum zwischen 1910 und 1924 geschaffen und prägen aufgrund ihrer Größe und Gestaltung ganz wesentlich das Erscheinungsbild des Mariendoms. Die Darstellungen dieser Fenster folgen inhaltlich dem Wunsch Bischof Rudolph Hittmairs (1909–1915), nicht nur die Gottesmutter Maria als Schutzfrau Oberösterreichs, sondern auch markante Begebenheiten, Persönlichkeiten und Landschaften Oberösterreichs zu präsentieren. So erzählen diese Gemäldefenster in ihren detailreichen Darstellungen aus der Geschichte der Diözese Linz, über wichtige Ereignisse im Leben von Bischof Franz J. Rudigier sowie die Geschichte der Erbauung des Mariendoms. Weitere Abbildungen zeigen geistliche Orte, Klöster, Stifte und Pfarren des Landes und seiner Nachbarregionen. Besonders wichtig war es Bischof Hittmair, die Bilder der Menschen zu zeigen, die am Dombau beteiligt waren oder die das Entstehen des Doms miterlebten. Die Darstellung von Personen in Form von Porträts nach der Vorlage von Fotografien ist dabei ein besonderes Merkmal der Gemäldefenster im Mariendom. Die Fotografien dienten anfänglich als Hilfestellung für die ausführenden Künstler. Später wurden sie gezielt dafür verwendet, Stifter:innen und Spender:innen der Fenster in diesen darzustellen. Die Sponsor:innen wirkten dabei als TeilnehmerInnen an bedeutenden Ereignissen wie der Wallfahrt ins Heilige Land mit oder liehen geschichtlichen Akteuren ihr Gesicht.
Rosetten (1920)
In der Vierung sieht man die beiden Rosettenfenster, die das Querschiff abschließen: im Osten das Friedensfenster, westlich das Kriegsfenster. Ersteres zeigt die göttlichen Tugenden, die Kardinaltugenden sowie die sieben Werke der Barmherzigkeit, dargestellt durch beispielhafte Heilige. Die ursprünglich am Fenster dargestellten Symbole des Friedens wurden im zweiten Weltkrieg zerstört und durch Portraits bischöflicher Bauherren und damaliger Domkapitulare ersetzt. Im Zentrum des Kriegsfensters stehen Symbole des Krieges sowie die sieben Hauptsünden.
Die Turmrosette — verdeckt von der Rudigierorgel und nur in der Rudigierhalle sichtbar — ist der musica sacra geweiht und zeigt die Heilige Cäcilia umgeben von musizierenden Engeln und den zwölf Tierkreiszeichen.
Turmkapellenfenster (1930 und 1934)
Die zwölf Fenster in der Turmkapelle wurden vom gebürtigen Rheinländer Josef Raukamp hergestellt und beeindrucken vor allem durch die Vielfalt der Muster und ihre leuchtenden Farben.
Die Fenster der rechten Kapelle enthalten Portraits der jeweiligen Stifter, an den Fenstern der linken Kapelle lässt sich am Rande die jeweilige Widmung erkennen.
Kapellenkranzfenster (1994)
Die Originalfenster im Kapellenkranz waren im zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer zerstört worden. Die modernen Fenster des Kapellenkranzes sind ab 1993 entstanden. Entworfen wurden sie vom Künstler Karl-Martin Hartmann aus Wiesbaden, hergestellt von der Firma Derix in Taunusstein bei Wiesbaden.
Durch den bewussten Einsatz von moderner Kunst wurde mit diesen Gemäldefenstern ein Denkmal des Dankes für fünfzig Friedensjahre gesetzt. Diese Werke zeigen keine figurativen Szenen. Vielmehr soll durch die eingesetzte intensive Farb- und Formenwirkung zu kontemplativem Gebet, sinnlicher und kreativer Betrachtung geladen werden.
„Hier ist gut sein“, war das Motto des Künstlers bei der Konzeption der Fenster. Eine Beschreibung der Schöpfung mit Hinweisen auf moderne Entdeckungen und Beobachtungen aus dem Universum, dies vor allem in den unteren Bereichen der Fenster, wird vollzogen werden. Es ist ein Versuch, die Frage nach Leben und Tod, Vergänglichkeit und Grenzen der Menschen und nach Gott selbst mittels farbigem und intensivem Licht darzustellen.
Die Gemäldefenster im Bereich des Hochchores und auf der Westseite des Mariendoms weisen zahlreiche Beschädigungen – zum Teil durch Granatsplitter im Zweiten Weltkrieg – auf. Vor allem Witterungseinflüsse, Abgase, Vogelkot und die Umweltverschmutzung aus fast 150 Jahren Industrialisierung, aber auch Rückstände von Rost auf der Glasoberfläche haben den Fenstern im Laufe der Zeit zugesetzt. Im Zuge eines Zehn-Jahres-Programmes werden diese reparaturbedürftigen Gemäldefenster bis 2030 restauriert.
Mehr darüber und wie Sie mithelfen können, die Gemäldefenster des Mariendoms als wertvolles Kulturgut zu erhalten, erfahren Sie auf www.promariendom.at.