Verantwortung übernehmen
Gemeinsames Priestertum. Die Rolle der Laien in der Kirche ist im II. Vatikanum neu gefasst worden. War bis dahin von der „cooperatio = Mitarbeit“ die Rede, so ist an dessen Stelle die „participatio = Teilhabe“ getreten.
Laien haben Teil an der Heil bringenden Sendung der Kirche, zu der sie vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt sind (vgl. LG 33,2). Das nachsynodale Dokument „Christifideles laici“ hat die Aufgaben des Laien sehr weit gefasst. Sie können, „wo es ein Bedarf der Kirche nahelegt, bestimmte Aufgaben erfüllen, nämlich den Dienst am Wort, die Leitung liturgischer Gebete, die Spendung der Taufe und die Austeilung der heiligen Kommunion.“ (vgl. Nr. 23) Auch die österreichische Bischofskonferenz will gemeinsam mit der Katholischen Aktion im Rahmen des Zukunftsforums die Partizipation der Laien weiter entwickeln: „Wie können Laien ihre Verantwortung als Getaufte wahrnehmen und wie kann das Zusammenwirken von Weihepriestertum und gemeinsamen Priestertum zu einer schöpferischen Allianz gebracht werden?“, fragt die gemeinsame Erklärung der Bischöfe und der KA vom 9. Jänner 2013.
Die Zukunft des Sonntags braucht Laien
Nun ist die Zeit gekommen, wo es „ein Bedarf der Kirche nahelegt“, dass oben genannte Aufgaben von Laien übernommen werden, wollen wir weiterhin lebendige Pfarrgemeinden haben. Die Geistlichen sind an der Grenze des Möglichen angelangt, von den Gläubigen verlangt man, dass sie zu eucharistischen Pendlern werden, und von Beheimatung der Menschen in ihren Pfarrgemeinden redet keiner mehr. Die Organisation darf auf die Basis nicht vergessen, aus der heraus sie ihr Leben bezieht: Auch im Glauben brauchen wir ein Zuhause, ein räumliches, in der Pfarre, und ein zeitliches, den Sonntag.
Wo die Gemeinde in alle Windrichtungen zerrissen wird, ist von einer Communio nicht mehr zu reden. Wo eine Pfarrkirche am Sonntag geschlossen ist, weil Gottesdienst nur in einer der Verbandskirchen stattfindet, dort hat auch der Sonntag seine Mitte verloren. Wir haben viele gut ausgebildete Laien, so viele, wie noch nie in der Geschichte, man muss sie nur ins Boot holen. Ihre Fähigkeiten und ihren Idealismus einfach brach liegen zu lassen, ist eine Unterlassungssünde mit nachhaltigen Folgen. Ich zähle das zu den Zeichen der Zeit: Unsere Pfarrgemeinden bedürfen einer „biblischen“ Partizipation der Laien, und die Zukunft des Sonntags braucht sie auch.
Ernest Theußl.
Der Autor ist Religionsprofessor i.R. und Obmann der KMB Steiermark