Unsere Berufung durch Christus
„Die Kirche der Zukunft wird vor allem eine Kirche der Laien sein.“ Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, hagelte es schon Kritik. Ob ich denn das Sakrament der Priesterweihe in Frage stellen, die Kirche säkularisieren und an den Zeitgeist anpassen möchte? Andere wieder stimmten mir zu. Der derzeitige Priestermangel würde eine solche Sicht nahelegen, denn die Laien wären quasi die „Notärzte der Kirche“. Das mag zwar in der Praxis durchaus so gelebt werden. Aber die Berufung der Laien ist eine ganz andere, und sie ist vom Priestermangel unabhängig zu sehen.
Auf uns kommt es an
Die Laien sind Teil des mystischen Leibes Christi. Durch Taufe und Firmung hat Christus selbst uns berufen, wir alle haben Anteil am gemeinsamen Priestertum und an der Heilssendung der Kirche. Vor allem sind wir dazu berufen, dort Kirche wirksam zu machen, wo diese nur durch uns Salz der Erde werden kann.
Diese Berufung ist anspruchsvoll. Sie ist Auftrag zum Handeln, zur Veränderung der Welt im Sinne des Evangeliums. Auch die im Herbst 2012 tagende Bischofssynode hat darauf hingewiesen, dass ohne das Mitwirken der Laien eine Neuevangelisierung nicht denkbar ist. Also, auf uns kommt es an! Das klingt atemberaubend und fremd. Schieben wir doch gerne die Verantwortung der Amtskirche allein zu.
Engagiert, klug und verantwortungsbewusst
Im Konzilsdekret Lumen Gentium heißt es: „Die geweihten Hirten sollen die Würde und die Verantwortung der Laien in der Kirche anerkennen und fördern. Sie sollen gern deren klugen Rat benutzen, ihnen vertrauensvolle Aufgaben im Dienst der Kirche übertragen und ihnen Freiheit und Raum im Handeln lassen, ihnen auch Mut machen, aus eigener Initiative Werke in Angriff zu nehmen.“ Ebenso wird betont, dass Laien die Möglichkeit, bisweilen sogar die Pflicht haben, ihre Meinung zu sagen.
Wir müssen zugeben, dass dies noch nicht von allen verinnerlicht worden ist. Aber die Weichen sind ein für alle Mal gestellt. Es liegt jetzt an uns, uns engagiert, klug und verantwortungsbewusst einzubringen. Damit sollten wir nicht morgen, sondern heute schon beginnen. Nichts sollte uns daran hindern.
Gerda Schaffelhofer. Die Autorin ist Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich.