Mann oh Mann
y: Welche Rolle spielen Frauen für den Mann?
Franz Froschauer: Die entscheidendste! Sie sind diejenigen, die ein Mann Sein überhaupt erst möglich machen, indem sie uns – geburtsmäßig – ans Licht der Welt bringen. Die Frau als Mutter!
y: Und für den erwachsenen Mann?
Franz Froschauer: Natürlich in weiterer Folge die Verhinderung des Aussterbens unserer Spezies.
y: Und für die Reife des Mannes, für sein Mann Sein, braucht es dieses Gegenüber?
Franz Froschauer: Ja natürlich. Es ist wie das Yin zum Yang. Es ist dieses eine Chromosom, das uns unterscheidet. Diese Bipolarität ist extrem wichtig, ohne die geht es gar nicht.
y: Und die Frauen: Brauchen die den Mann auch so stark?
Franz Froschauer: Ich hoffe. Ich möchte weder das Matriarchat noch das Patriarchat. Der gelungene Ausgleich ist eigentlich als Ziel aufs Innigste zu wünschen.
y: In deinem Lied „Mathilde“ist es eine Strafe für die Frau, dass sie allein schlafen muss.
Franz Froschauer: Meine Mathilde wollte ja allein schlafen, d.h. nur mit dem Pudel im Bett. Da sie sehr patriarchal ihr Regiment führte, alles besser wusste. Doch ihr Körper zeigte sein Unwohlsein durch Gicht und am Ende war sie nicht nur mit der Gicht, sondern auch mit sich allein, weil sie den Pudel erdrückt hat, durch ihr Herumwälzen und den Schmerz, den sie erlitten hat.
y: Du hast darüber gesprochen, dass du von der Emanzipationsbewegung gelernt hast. Was hast du gelernt?
Franz Froschauer: Vielleicht nicht so sehr von der Bewegung aber von den Frauen: ein bisschen Multitasking, vielleicht ein bisschen Wärme, Nähe. Gerade, in Gesellschaft hab‘ ich gelernt, dass der Mann sehr gockelhaft herumstelzt und trachtet, in den Vordergrund zu kommen. Da ist dann die Frau eher die Leitende im Hintergrund.
y: Was erzählst du in deinem Liederabend über das Mann Sein?
Franz Froschauer: Schon der Versuch, sich mit meinem eigenen Mann Sein 50 plus auseinanderzusetzen, gibt schon viel her: im Kontext eines in den letzten Jahren sehr üblichen Lebens, also Haus, Kinder, Beziehung, Garten, in einer Kleinstadt lebend, aber doch immer wieder weggehend und drauf schauend. Das schönste Kompliment hat meine Frau mir gemacht, als sie die Liedtexte gelesen hat: „Da hab‘ ich mehr von dir verstanden“. Das ist jetzt ein bisschen kitschig.Es ist aber kein Seelenstrip meiner selbst und der unbedingte Drang, mich in die Welt zu tragen. Es sind viele Geschichten dabei, die nicht autobiografisch sind, die ich in sozusagen zusammengereimt oder bei jemandem anderen beobachtet habe.
y: Was ist das charakteristische der Generation 50 plus?
Franz Froschauer: Eine gewisse Lebenserfahrung, der Herbst vielleicht des Lebens, auch eine gewisse Gelassenheit vielleicht und aber schon – hoffe ich – etwas Komplexes, nicht mehr das zielgerichtete Erobern, sondern vielleicht etwas Distanz, vielleicht auch schon ein bisschen eine Altersweisheit.
y: Zwei deiner Lieder beschäftigen sich mit religiösen Themen.
Franz Froschauer: Die Thematik, die mich sehr beschäftigt, ist die verlorengegangene oder nicht da seiende Spiritualität. Für mich hat Kirche etwas zu tun mit Spiritualität – Kirche vielleicht nicht, aber Glauben oder Religion. Das kapitalistische Prinzip, sich nur über Werte zu definieren, die man greifen kann, das ist für mich etwas Schwieriges oder Komisches. Kunst, Kultur und Musik sind Reichtümer: Die besten Plätze und die schönsten Bau- und Kunstwerke, die hat, neben den großen Mäzenen, die Kirche für sich wachsen lassen und damit hat sie wesentlichen Anteil an künstlerischer Spiritualität. Im Lied „Besuch“, erwacht der Schöpfer und meint, er müsse einmal nachschauen, was so geworden ist aus seiner Schöpfung. Er wundert sich warum die Menschen in kalten Kirchen sitzen und fragen „Wo er ist?“. Das Göttliche, also er, ist ja in jedem, man muss es nur erkennen können. So geht er betrübt hinaus und sieht tanzende, spielende Kinder, und fragt, ob er mittanzen und mitspielen kann. In dieser Freude stellt er fest, dass der Mensch doch keine so schlechte Erfindung ist: „Warum lacht ihr nicht, warum tanzt ihr nicht, warum seid ihr nicht fröhlich?“. Das beinhaltet doch für mich Glaube und Spiritualität.
y: Ein Lied heißt „Welt, nach der ich hungrig bin“. Wonach sehnst du dich?
Franz Froschauer: Der letzte Vers ist: „So vernehmt von mir die frohe Kunde, brüderlich vereint, gelingt es uns im Bunde.“ Das Brüderliche in der Menschheit ist für mich wichtig. Wenn das gelingt – auch in einer Beziehung – gelingt es in den meisten Fällen im Leben.
y: „Und dann werd ich lachen, schreien, mich vor Glück vollends zerreißen“, heißt es weiter. Brüderlich glücklich im Männerbund?
Franz Froschauer: Nein, natürlich auch schwesterlich. Brüderlich und schwesterlich – ist doch schön – die Ode an die Freude, das wär doch was.
Interview: Markus Himmelbauer, Reinhard Kaspar
Franz Froschauer (54) ist Schauspieler, Sänger, Vorleser. Er lebt in Schwanenstadt OÖ. www.franzfroschauer.com