Zeichen des Friedens
Noach im Buch Genesis pflanzt einen Weinberg (Gen 9,20), der ihm reiche Ernten beschert. Abram wird nach der Befreiung seines Neffen Lot mit Brot und Wein (Gen 14,18-20) gesegnet; das Brot symbolisiert das Leben und die Kraft, der Wein das Glück, die Zufriedenheit. Dass in Ägypten Wein bei Mählern unverzichtbar ist, erfahren wir in der Novelle über den Aufstieg und Fall Josefs (Gen 39-41). An der Schwelle zum Gelobten Land schickt Moses Kundschafter aus. Sie kehren mit einer Riesentraube zurück: Zeichen für den Segen des Landes (Num 13,23-24).
Glück und Unheil
Zahlreiche Lehrweisheiten und Prophetenworte führen die Folgen übermäßigen Weingenusses vor, wie z.B. das Buch Jesus Sirach (Sir 31,25-31) oder Jesaja (Jes 28,7-10). Im Neuen Testament warnt v.a. Paulus vor Trunkenheit, z.B. im Korinther- (1 Kor 11,17-22) oder Galaterbrief (Gal 5,19-21). Es besteht die Gefahr, die Selbstkontrolle zu verlieren und vom Weg mit seinem Gott abzukommen. Der gänzliche Verzicht auf Wein ist allerdings der Ausnahmefall, etwa im Fall des Nasiräer-Gelübdes (Num 6,1-21).
Genuss und Gemeinschaft
Jesus ist kein Prediger mit todernstem Blick: Das Johannesevangelium (Joh 2) berichtet sein erstes Auftreten bei der Hochzeit von Kana. Beim Abschiedsmahl knüpft Jesus an die Tradition des jüdischen Pessachfestes an: Seine Segensworte über das Brot und den Wein sind zentral (Mk 14,22-24), er fordert seine Schüler zur Wiederholung als Danksagung („Eucharestie") auf (1 Kor 11,25).
Das biblische Israel ist ein weinfrohes Land. Wer unter seinem Weinstock sitzen kann, lebt in einer Zeit des Friedens (Mi 4,4); aus den Tod bringenden Schwertern und Lanzen werden Pflugscharen und Winzermesser geschmiedet (Jes 2,4). Zahlreiche sozialrechtliche Regeln gibt es rund um den Weinbau: So soll der Winzer keine Nachlese halten und die verbleibenden Früchte den Armen und Fremden überlassen (Lev 19,9-10); Mundraub ist straffrei (Dtn 23,25) oder der zehnte Teil der Früchte des Weinbergs ist als Jahres- und Armenzehnt abzuführen (Dtn 14,22-29).
Anton Burger. Der im nö. Weinviertel geborene Autor ist Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensrechnung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Buchtipp
Anton Burger
Zum Wein in der Bibel
Im Rebstock ist Leben
Logos Verlag 2013
241 Seiten, € 29.-