Wer passt zu uns?
Die Katholische Männerbewegung startet in diesem Arbeitsjahr eine Werbeaktion für neue Mitglieder. Warum ist das wichtig?
Albert Ettmayer: Es gibt viele positive Dinge in der KMB, die gilt es nach außen aufzuzeigen. Nach außen aufzeigen heißt auch, die Identität nach innen zu stärken. Die Menschen heute sind auf der Suche nach Werten. Die Frage ist, wer bietet diese und in welcher Umgebung kann ich Werte erleben? Die KMB ist eine Organisation, in der ich Werte wirklich mit Leben erfüllen kann.
Der Slogan „Was Mann bewegt“ auf dem Plakat – was bedeutet er?
Albert Ettmayer: Es ist wesentlich, bekannt zu werden. Bekanntheit schafft Vertrauen. Das ist so wie im täglichen Leben: Man kauft immer die gleichen Produkte, weil man sie kennt. Bekanntheit aufbauen kann man aber nur, wenn man sich kurz und prägnant darstellt: Die KMB spricht Themen an, die die Menschen, sprich Männer bewegen. Konkret hat dass dann viel Interpretationsspielraum: Den Einen bewegt das, einen Anderen etwas Anderes. Dazu ist die KMB auch eine Organisation, die etwas bewegt: Männerbewegung – was Mann bewegt.
Aus der Erfahrung des Praktikers: Wir kommt das Plakat an?
Johann Gierlinger: Mir gefällt dieser offene Slogan „Was Mann bewegt“. Das bedeutet für mich, dass mehrere, wenn nicht viele, Zugänge möglich sind. Es ist unser Bestreben, dass wir zu einer Verjüngung kommen.
Albert Ettmayer: Es geht ja nicht nur darum, größer zu werden. Gute Organisationen wachsen und erneuern sich dadurch. So kommt ein Dialog zwischen Jüngeren, Mittleren und Älteren zustande. Davon lebt die KMB und davon lebt die Gesellschaft: nicht von der Polarisierung, sondern vom Miteinander.
Wie wirkt so ein Plakat?
Albert Ettmayer: Man braucht Vertrauen. Vertrauen baut aber auch auf Bekanntheit auf. Es sollte gelingen, die Werbemittel dort zu präsentieren, wo die Menschen wirklich sind. Denken Sie an eine Kirche: Es stehen in allen Orten Kirchen, aber die Menschen denken viel zu wenig an das, was die Kirche eigentlich ist, oder wer die Kirche lebt. In diesem Sinn geht es nicht nur darum, dass wir wissen, dass es die Katholische Männerbewegung gibt, sondern wir wollen auch auf unsere Inhalte aufmerksam machen. Einsetzen heißt: öffentlich in der Pfarre, im Pfarrheim; aber auch z.B. ein Rollup oder ein Plakat beim Kircheneingang positionieren, um anzuregen und zu sagen, warum man das tut.
Ist das nicht teuer?
Albert Ettmayer: Nicht, wenn man die Werbemittel auch einsetzt. Die teuersten Werbemittel sind die, die zu Hause, im Vereinslokal oder in der Pfarre in einem Kammerl verstauben. Es gilt hier, ein positives Image aufzubauen. Mit Präsenz, mit Bekanntheitsgrad bauen wir ein positives Image auf.
Kannst du dir vorstellen, mit diesem Werbematerial Aufmerksamkeit zu erregen?
Johann Gierlinger: Das kann ich mir gut vorstellen, weil in diesem Slogan „Was Mann bewegt“ die Frage- bzw. Feststellung sofort zum Nachdenken anregt. Wir haben Männer immer wieder direkt angesprochen: Im Zuge des Männertages oder nach den Gottesdiensten am Sonntag sind wir auf sie zugegangen und haben sie persönlich konfrontiert. Wir haben zwar auch immer wieder Absagen bekommen. Aber letztlich haben wir in den letzten eineinhalb Jahren sicher an die 35 bis 40 Mitglieder geworben.
Albert Ettmayer: Ich bringe ein Beispiel: Eine Bank, die nicht wirbt, wird kein positives Image haben. Mit Werbung alleine wird es aber nicht gelingen, Kunden zu gewinnen. D.h. sie braucht die Werbung, um Präsenz zu zeigen, das positive Image aufzubauen. Aber es muss unbedingt die einzelne Person, der Kunde und die Kundin am Schalter angesprochen werden. Das ist ganz wichtig: Man muss den Menschen unbedingt ansprechen.
Kostet es Überwindung, jemanden anzusprechen?
Albert Ettmayer: Man muss sich selbst im Klaren darüber sein, warum man überzeugt ist von der KMB – dann wird es auch viel leichter möglich sein, Mitglieder zu werben. Der Slogan „Mann bewegt“ regt uns als Mitglieder an nachzudenken, was bewegt uns an der KMB, was gefällt uns? Die KMB ist nichts Mystisches, sondern bietet Lebenshilfe in der Gemeinschaft.
Wie vermittelt man die fünf Säulen der KMB vor Ort: Männeridentität, Beziehung, Entwicklungspolitik, Gesellschaftspolitik, Spiritualität?
Johann Gierlinger: Grundsätzlich tu ich mir mit Gleichaltrigen leichter, wobei ich jetzt auch schon Mitte 50 bin. Jüngere sehen sich zunächst als Vater und noch nicht so als Mann in Kirche und Gesellschaft. Auch den spirituellen Zugang haben viele erst in einem späteren Lebensalter. Ich habe vor 40 auch keine tiefere Spiritualität bei mir festgestellt. Das wird für viele andere auch so sein.
Albert Ettmayer: Ich erlaube mir, eine Erfolgsgarantie für die Mitgliederaktion abzugeben, wenn es wirklich gelingt, die richtigen Menschen anzusprechen. Jetzt ist die Frage, wer sind die richtigen Menschen? Der Erfolg wird sehr stark davon abhängen, wenn die Mitglieder sich einfach überlegen, wer passt zu uns dazu? Wer passt zu den einzelnen fünf Säulen?
Interview: Reinhard Kaspar - Organisationsreferent der Kath. Männerbewegung Linz
Albert Ettmayer (56) ist Kommunikationswissenschaftler und der Geschäftsführung der COMO-Agentur für Markenstrategie und Kommunikation, www.como.at
Johann Gierlinger (55) ist Landesbediensteter und Obmann der KMB-Pfarrgruppe Gallneukirchen bei Linz. In den letzten eineinhalb Jahren hat die Gruppe 35 neue Mitglieder gewonnen.