
Hausmittel für die kalte Jahreszeit
Die bedrohlichen Szenarien des zurückliegenden Sommers haben uns dies wieder einmal in einer Weise aufgezeigt, dass es schwer möglich ist, beides zu leugnen. Bei all dem soll aber die Sorge um unsere eigene Befindlichkeit nicht unter den Tisch fallen. Ganz im Gegenteil: je höher die Zahl täglicher Herausforderungen steigt, desto mehr dürfen wir gleichzeitig verstärkt danach trachten, im psychischen und physischen Gleichgewicht zu bleiben, um schlicht und einfach in all dem Angesprochenen Bestand zu haben.
Was also tun für die kühlen und kalten Monate? Die Hausmittel haben sich seit eh und je bewährt. Sie besitzen auch heute noch ihre Gültigkeit und ihre Berechtigung. Die Schatzkammer der gottgeschaffenen Natur hält immerhin vieles für uns bereit. Denken wir dabei nur an die vielen Kräuter, die im Sommer für uns gewachsen sind und nun für uns zur Verfügung stehen. Eine besonders kraftvolle Pflanze ist der Quendel (Thymus serpyllum), der auch Sand- oder Feldthymian genannt wird. Dazu möchte ich gleich erwähnen, dass es sehr viele und regionale unterschiedliche Arten des Thymians auf dem eurasischen und nordafrikanischen Kontinentalbereich gibt, die vor allem die Botaniker unter uns zu unterscheiden wissen. Der Quendel wiederum stellt schlichtweg die wilde Form des Gartenthymians (Thymus vulgaris) dar, der häufig in wohlbestückten Gärten anzutreffen ist.
Nun ist es angezeigt, in den kälteren Monaten ab Oktober/November darauf zu achten, dass der Körper in einer guten Verfassung bleibt. Dabei ist schon viel getan, wenn jemand regelmäßig einen Tee trinkt. Mit dem Sinken der Temperaturen steigt automatisch ebenso die Zahl an von einer Erkältung oder grippalen Infekten Betroffenen.
Um den Körper dabei zu stärken, ist es sinnvoll, auf den Quendel zurückzugreifen. Schon vorbeugend kann man sich einen Tee aufbrühen und diesen mit Honig und Zitronensaft ergänzen. Am besten trinkt man in der Früh und am Abend je eine Tasse. Um nun den Aufguss anzurichten, werden zwei Teelöffel voll des getrockneten und zerkleinerten Quendelkrautes mit einem viertel Liter kochendem Wasser übergossen. Dann 15 Minuten unbedingt zugedeckt ziehen lassen. Zum Schluss abseihen.
Ein positiver Effekt, der beim Trinken des Quendeltees dazu kommt, ist jener, dass die Nerven gestärkt werden. Und das tut uns allen gut, vor allem dann, wenn es im beruflichen Alltag vermehrt zu einem Leistungsdruck kommt oder jemand zu Hause eine angespannte familiäre Situation abfedern muss.
Aus der Erfahrung meines Vorgängers Hermann-Josef Weidinger darf ich nun ein weiteres Hausmittel beschreiben. Hierbei spielt abschließend der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) eine erwärmende und blutzirkulationsfördernde Rolle. Zuvor benötigt man jedoch das Wasser für ein so genanntes therapeutisches Fußbad. In eine geeignete Wanne werden fünf Liter heißes Wasser gegeben, mit einem Guss Weinessig als Zugabe. Danebeneinen zweiten Behälter mit so viel kaltem Wasser anfüllen, dass es bis über die Waden reicht.
Die Anwendung beginnt folgendermaßen: beide Füße ins erträglich heiße Wasser geben, wobei das Wasser bis über die Knöchel reicht. Dann mit dem rechten Vorderfuß das linke Bein von den Zehen angefangen über Sohle, Knöchel und Ferse gut und kräftig abreiben. Danach die Waden und die Kniekehle. Nun wechseln, sodass der linke Fuß den rechten bearbeitet. Ist das geschehen, werden die beiden Füße in das kalte Wasser nebenan hineingegeben, aber nur ganz kurz – höchstens zwei Sekunden lang. Dadurch entsteht eine Schockwirkung, die den Kreislauf so richtig ankurbelt und gleichzeitig den Stoffwechsel fördert. Das „Krank-Denken“ wird auf diese Weise auch ausgetrieben. Um die geschilderte Anwendung richtig zum Abschluss zu führen, ist es angezeigt, die Füße und die Waden bis zur Kniekehle nach dem gründlichen Abtrocknen noch mit einer Rosmarin-Salbe oder einem Rosmarin-Ölauszug einzureiben. Das erwärmt den ganzen Körper gleichsam von unten her und sorgt für eine gesteigerte Agilität.
Die geschilderte Maßnahme tut übrigens auch all jenen gut, die unter depressiven Verstimmungen leiden oder deren Nerven geschwächt sind. Zudem stellt es eine Vorbeugung in Zeiten von Erkältungen und Epidemien dar.
Die Früchte des Herbstes sollten ebenfalls mit in den Winter hineingenommen werden. Dazu zählen Ebereschen, Schlehen, Weißdorn sowie Holunderbeeren und Hagebutten. Es gibt zahlreiche Empfehlungen für das Trocknen und Lagern der
Beeren. Manches wird zu einer Marmelade verkocht. Es ist aber auch nichts dagegen einzuwenden, sich die Gaben des Herbstes in einem Likör haltbar aufzubereiten. Wenn jemand selbst bisher keine Erfahrungen mit dem Ansetzen eines derartigen Elixiers gemacht hat, wird es am besten sein, dazu den guten
Rat von Freunden und Bekannten einzuholen. Aus dem reichen Erfahrungsschatz der Tradition der Kräuterpfarrer kann ich nur sagen, dass ein Wildfrucht-Likör, der alle genannten Früchte beinhaltet, all jenen guttut, die mit Alkohol maßvoll umzugehen wissen und dadurch keinen Schaden erleiden. Denn immerhin kommen auch die Verdauung, die Blutbildung und die Stärkung des Immunsystems auf ihre Rechnung, wenn eine Zeitlang zweibis dreimal täglich ein Esslöffel dieses Likörs eingenommen wird.
Und zu alledem ist es notwendig, den Körper mit möglichst vielen Vitaminen zu versorgen. Diese wiederum liefert das heimische und fachgerecht eingelagerte Obst wie Äpfel und Birnen. Nicht umsonst hat der Volksmund den Satz geprägt: „One apple a day keeps the doctor away!“ Also, warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Früher war es gang und gäbe, in einem kühlen Raum oder in einem geeigneten Keller Reserven anzulegen, die weit in das Frühjahr hinein gereicht haben. Warum man beim modernen Häuserbau auf derartige Lagerkapazitäten verzichtet, bleibt mir ein Rätsel.
Apropos Einlagern und altes Hausmittel: Da darf wohl das Sauerkraut nicht fehlen. Auch dabei erinnere ich mich gerne an das Fass, das bei uns zu Hause unter der Kellerstiege gestanden ist. Da gab es dann nicht nur das Sauerkraut für die Küche,
sondern ebenso den aus dem Kraut ausgepressten Saft. Diese Flüssigkeit hilft auf eine ideale Weise mit, dass eine gestörte Darmflora von Neuem reguliert und aufgebaut wird. Immerhin ist der Verdauungskanal gleichsam der Sitz der körpereigenen Abwehrkräfte. Und die haben in den kalten Monaten sprichwörtlichen alle Hände voll zu tun.
Um nun eine Kur mit Sauerkrautsaft durchzuführen, ist es möglich, an einem Tag bis zu einem halben Liter in ein paar Rationen aufgeteilt davon zu trinken. Übrigens ist es natürlich ebenso wertvoll, frisches rohes Sauerkraut gleich am Morgen auf nüchternen Magen zu essen. Das regelt dann auch die so notwendige Darmentleerung, was in der Folge das eigene Wohlbefinden steigert.
Sich rundum gesund zu erhalten, ist eine Kunst, die nur schwer zu erreichen ist. Das wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger. Aber dennoch ist es sicher möglich, den einen oder anderen Ratschlag zu beherzigen und sich konkret etwas vorzunehmen, das dazu beiträgt, agiler und vitaler zu werden.
Wer beweglich ist, sollte es daher nicht verabsäumen, regelmäßig spazieren zu gehen, um sich dabei dem jeweils vorherrschenden Wetter auszusetzen und somit sich allein schon auf diese Weise abzuhärten. Ideal ist es dann zusätzlich, wenn
der Gang in der freien Natur durch einen Wald führt. Dort herrscht für gewöhnlich eine hohe Luftqualität, bedingt auch durch die feinstoffliche Absonderung der Nadelbäume. Zu Weihnachten ist es ohnehin üblich, einen Christbaum in die
Wohnungen zu stellen. Aber ebenso in den übrigen Monaten des Winters sollte man auf das Nadelgrün nicht verzichten. Dort, wo Schlägerungsarbeiten durchgeführt werden, häufen sich automatisch Äste an, die keiner Verwertung zugeführt werden. Ist es erlaubt, sich daran zu bedienen, dann möchte ich empfehlen, sich wiederholt Zweige dieser Art nach Hause mitzunehmen und sie in einer Vase durch regelmäßiges Wässern eine Weile frisch zu halten. Dadurch profitiert das Raumklima eines Zimmers und es ist möglich, die ätherischen Substanzen der Nadelbäume einzuatmen und so eine gute Funktion der Atemwege zu unterstützen.
Werden wir also nicht müde, mit ein wenig Phantasie aus dem etwas zu machen, was rund um das Haus und somit in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung steht. Es liegt oft so vieles brach, was unsere Altvorderen immer noch zu verwerten wussten. In Zeiten, in denen es ohnehin an der Zeit ist, sparsam und verantwortungsvoll zu leben, bekommen die alten Hausmittel wieder ihre vermehrte Gültigkeit. Vergessen wir aber – um mit Pfarrer Sebastian Kneipp zu sprechen – auf die Seele nicht. Wenn’s draußen kalt wir d und das Tageslicht in seiner Dauer viel weniger zur Verfügung steht als im Sommer, ist es angezeigt, Einkehr zu halten und die Zeit zum Gebet zu nutzen. Das tut dann umgekehrt auch dem Leib gut.
Autor: Kräuterpfarrer Benedikt ist Prämonstratenser aus dem Waldviertler Stift
Geras. Er beschränkt sich nicht nur auf die Vermittlung heilkundlichen Wissens
aus der „Apotheke Gottes”, für ihn sind die Heilkräuter ein Zeichen für die
Sympathie Gottes mit den Menschen, ein „Lächeln des Schöpfers“.