Großvota
besingt die steirische Pop-Rock-Band STS die Beziehung eines Jugendlichen zu seinem Opa mit ihren Höhen und Tiefen und die Sehnsucht nach einem solchen Begleiter im Leben. Wie kann so eine Beziehung über Generationen hinweg gelingen?
Die erste Funktion im Großvater-Dasein ist die Rolle des Babysitters. Während die Eltern in der „rush hour“ ihres Lebens stecken, zwischen höchsten Anforderungen im Beruf und dem Nestbau für die Familie, ist jede Unterstützung willkommen. Aber schon in dieser frühen Phase sind Sie nicht nur Aufpasser, es entsteht eine
tiefe Beziehung.
Dabei hat der Großvater ganz wesentliche Vorteile – wenn er diese auch sieht und nützt. Da ist vor allem die Zeit, die er sich ganz bewusst nehmen kann, um ganz da zu sein: gemeinsam spielen, zeichnen, basteln, singen, kochen, essen, spazieren gehen, im Garten werkeln, die Welt entdecken. Sie haben genau jetzt die einzigartige Möglichkeit, durch die Lebendigkeit der Enkerl die Vielfalt als Bereicherung für das eigenen Leben zu spüren und zu erleben. Sie müssen jetzt aber nicht der Wunderwuzzi sein, auch nicht der beste Opa aller Zeiten. Akzeptieren Sie Ihre eigenen Stärken und Schwächen und reflektieren Sie den eigenen Umgang damit. Nehmen Sie Ihre Gefühle bewusst wahr und drücken Sie
diese gegenüber allen, insbesondere den Enkelkindern liebevoll und klar aus.
Dazu kommen ein paar Jahre mehr an Lebenserfahrung. Ein Opa reagiert meist unbeschwerter, er verwöhnt die Kinder mehr und schränkt sie weniger ein. Er muss auch nicht alles bewerten, sondern kann vieles mit Herz und einer riesengroßen Portion Toleranz einfach stehen lassen. Und vor allem ist die Opa-Zeit meist eine Ausnahme-Zeit außerhalb des gewohnten Alltags.
So schön das klingt, so birgt es doch einiges an Konfliktpotenzial mit den Eltern. Wenn der Opa zum Superstar stilisiert und zuhause nur noch von ihm geschwärmt wird, kann sich rasch Eifersucht einschleichen. Die Eltern sind für die Alltagsbelange zuständig, sie vermitteln Sicherheit und Geborgenheit. Die Kinder können den Unterschied zwischen den Berggipfeln und den Mühen der Ebene
sehr wohl einordnen und sie werden durchaus versuchen, daraus ihren Vorteil zu ziehen. Ein Appell an die Eltern: Fragen Sie Ihr Kind NIE, ob es sie lieb hat oder wen es lieber hat, den Papa oder den Opa! Sie stürzen Ihr Kind in einen unlösbaren Loyalitätskonflikt.
Problematisch kann es werden, wenn es unterschiedliche Meinungen beim Erziehungsstil gibt. „Beim Opa darf ich auf den Baum kraxeln und Süßigkeiten naschen und bei dir nicht!“ Oft schmeichelt sich der Opa dann ganz besonders bei den Kindern ein und die Eltern neigen dazu, die Besuchszeiten einzuschränken.
Stecken Sie gemeinsam den Rahmen ab und halten Sie sich daran. Bleiben Sie bei Konflikten präsent. Bieten Sie Versöhnungsstrategien an. Ziehen Sie die Kinder nicht in Ihren Konflikt hinein.
Wenn die Kinder dann schon etwas älter sind und vielleicht auch schon in die Schule gehen, wollen sie alles über Gott und die Welt wissen und löchern den Opa unentwegt mit Fragen. Jetzt kommt die Zeit für Gespräche, fürs Zuhören, fürs Erzählen, fürs Diskutieren. Dabei lernen sie Fähigkeiten, die für ihr weiteres Leben sehr wichtig sind. Und wenn daheim die Schule und die Hausaufgaben das zentrale Thema sind, kann der Opa in eine andere Welt entführen, in der man sich ausprobieren und austoben kann. Speziell dann, wenn in der Kernfamilie kein Vater greifbar ist, hat der Opa eine wichtige Rolle als männliche Identifikationsfigur.
Apropos Gott: Ein heikles Thema ist oft der Umgang mit Werten und Traditionen. Wenn der Opa das Mittagsgebet spricht und das Enkerl am Sonntag in die Kirche mitnimmt, die Eltern jedoch mit der Kirche nichts am Hut haben, kann es rasch zu Unstimmigkeiten kommen. Für das Kind ist ohnehin viel wichtiger, was es in den
Beziehungen erlebt. Wie geht der Opa mit sich selbst um? Wie liebevoll ist er zur Oma, zu Mama und Papa, zu meinen Geschwistern und anderen Menschen? Ist der Opa ehrlich zu mir? Wenn ein Kind diese Liebe spürt und sich als Kind geliebt weiß, kann es diese Erfahrung auch auf Gott übertragen, ohne darüber reden zu müssen.
Mit der der Pubertät ändert sich dann oft die Beziehung. Es ist jetzt echt nicht mehr lustig, ständig den Opa besuchen zu müssen, wenn man lieber mit den gleichaltrigen Freundinnen und Freunden abhängen möchte. Diese Veränderung tut oft weh. Fordern Sie von den Enkerln nichts ein, aber sind Sie da, wenn sie jemanden zum Reden brauchen. Sie werden in den Stürmen ihres Lebens den Rat
von jemanden suchen, mit dem sie nicht die alltäglichen Konflikte austragen müssen.
Eine gute Beziehung zwischen Opa und Enkel bleibt auch in der in der Pubertät und darüber hinaus stabil. Bleiben Sie – wenn immer möglich – mit Ihren erwachsenen Töchtern, Söhnen und Enkelkindern im Kontakt und in der Beziehung, auch wenn deren Lebensentwurf anders aussieht.
Schlussendlich genießen Sie als Opa das Gefühl, dass Sie nicht hauptverantwortlich für die Erziehungsbegleitung der Enkelkinder sind. Bleiben Sie in jeder Hinsicht lebendig und aufmerksam, dann bleiben Sie auch jung und sind für die Enkerl ein Vorbild, einfach
ein „großer Vater“.
Autoren: Margit Hofer und Christian Brandstätter