Von der Ohnmacht zur Wirkmacht
Ein Gottesdienst in der Kapelle im Bildungshaus St. Hippolyt eröffnete die Sommerakademie. Pfarrer Mag. Erich Hitz predigte über das Gleichnis der anvertrauten Talente. DI Dr. Leopold Wimmer, Vorsitzender der KMBÖ, eröffnete die 32. Jahrestagung der KMB mit einem Appell zur Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs statt eines Rückzugs angesichts der aktuellen, von Gegensätzen geprägten Zeit.
„Was notwendig ist, um etwas zu bewirken” lautete der Titel des Eröffnungsreferats vom Journalisten Dr. Peter Pelinka. Er präsentierte drei Thesen zu Macht, Medien und Politik in Zeiten der Globalisierung. „Was nicht kommuniziert wird, ist nicht”, zitierte Pelinka den deutschen Soziologen Niklas Luhman zur Teilnahme jedes Einzelnen am politischen und medialen Geschehen.
Die Zivilgesellschaft müsse sich das zu Herzen nehmen. Dies gelte umso mehr, als Demokratie durch eine „Mediokratie” infrage gestellt sei. Letztere verringere „echte Teilhabe” von Menschen,
verwies Pelinka u.a. auf eine wachsende Kluft zwischen „Informierten” und „Nichtinformierten” trotz der neuen Möglichkeiten der weltweiten Information.
Donnerstag: Talente und Fähigkeiten entfalten
Viele Kinder aus armutsbetroffenen Familien in Österreich haben „keine oder eine geringe Chance, ihre Talente zu entdecken und entwickeln”: Darauf hat Christoph Riedl-Daser, Bereichsleiter für Soziales und Kommunikation der St. Pöltner Caritas, am zweiten Tag der Sommerakademie hingewiesen. 18 Prozent der Bevölkerung und damit immerhin 1,5 Millionen Menschen seien aktuellen Daten zufolge armuts- oder ausgrenzungsgefährdet und bräuchten zur Verbesserung ihrer Situation und ihrer Zukunftsaussichten Solidarität.
Weitere Referenten am Donnerstag, dem 12. Juli waren Pfarrer Helmut Schüller und Boris Ginner, Bildungsreferent der Arbeiterkammer Wien; im Mittelpunkt deren Ausführungen stand der Umgang der Männer mit ihren Fähigkeiten und Talenten. Damit dies bestmöglich gelingen kann, sind laut Riedl-Daser Motivation, Übung und Disziplin erforderlich. Um nach einer „Initialzündung” zu einer sich bewährenden Praxis zu gelangen, sei auch ein „Master Coaching” durch einen Mentor hilfreich, der die talentierte Person auf ihrem Weg begleitet.
Für Pfarrer Helmut Schüller haben Fähigkeiten und Talente ihren Urgrund in Gott und der von ihm ausgehenden schöpferischen Liebe. Diese „gute Grundkraft in unserer Welt” solle Anstöße geben, sich für Menschen unabhängig von ihrer Herkunft einzusetzen.
Boris Ginner unterstrich in seinem Referat die Bedeutung geregelter Arbeitszeiten mit ausreichend Freizeit und Erholung, damit Talente auch für Ehrenamt, Vereine und die Familie genützt werden können. Als gesellschaftlichen Hemmschuh stellte Ginner die ungerechte Vermögensverteilung in Österreich dar.
Freitag: EZA und Konsumverhalten
Etwa 100 Gäste betrachteten am dritten Tag der Sommerakademie mit Andrea Reitinger, Pressereferentin der EZA Fairer Handel GmbH, das Konsumverhalten aus der Sicht des fairen Handels. Die Pressesprecherin der EZA Fairer Handel GmbH stellte fest: „Was können wir für den sozialen Frieden tun? Das haben sich engagierte Menschen in Österreich bereits vor über 40 Jahren gefragt. Eine der Antworten war die Gründung der EZA Fairer Handel GmbH. Von Anfang an war mit dem Fairen Handel eine zentrale Frage verknüpft: Welche Menschen stehen hinter den Produkten und was hat das mit mir, was hat das mit uns zu tun? Ein kritisches Hinterfragen des eigenen Lebensstils und das Aufzeigen von Alternativen gingen dabei Hand in Hand.“
Zu den Schlagwörtern Konsumverhalten und sozialer Friede hielt Marco Fegerl vom Verein für Konsumenteninformation ein kurzes Einführungsreferat: „Bewusstes Konsumverhalten, das
sozialen Frieden erhalten soll, muss eine Bündelung der Marktmacht verhindern.“ Für Fegerl soll das Ziel unseres Konsumverhaltens sein, durch Einkäufe die Produzenten, Verarbeiter, Händler und Dienstleister in der Region abzusichern. „Einkaufszentren zu meiden und zu kleineren Händlern vor Ort zu gehen, ist eine bedeutende Macht, die dem Konsumenten zukommt. Zwar ist das Angebot der Einkaufszentren durch ihre finanzielle gut aufgestellte Werbung stets eine Verlockung. Doch wenn wir das Überleben der letzten Reste der Nahversorgung nicht sichern und wenn wir keine Grundlage für
die Ansiedelung kleinerer Händler und Dienstleister schaffen, dann werden wir immer weiter erpressbar. Das Wir bezieht sich hier allerdings nicht nur auf uns Konsumenten. Auch der Gesetzgeber wird immer abhängiger von großen Unternehmen bzw. Konzernen“, so Fegerl.
Samstag, den 14. Juli: Kann der Glaube zur Teilhabe am öffentlichen Leben motivieren?
Dr. Georg Plank, Gründer und Geschäftsführer von Pastoralinnovation, bezeichnete in seinem Vortrag „Wie der Glaube zur Teilhabe am öffentlichen Leben motivieren kann“ Glauben als Geist, der in jedem Menschen wirkt. Jesus ist auf die Welt nicht als neuer Kaiser gekommen, er ist als Kind in Bethlehem zu uns gekommen und ist am Kreuz für uns gestorben. Der Glaube sei in erster Linie nicht ein Wissen, sondern es gehe im Glauben um eine lebendige Beziehung die uns herausfordere und präge. Plank wörtlich: „Der Glaube macht uns nicht gleichgültig, deswegen muss Glaube uns zur Teilhabe am öffentlichen Leben motivieren.“
Einen anderen Zugang als sein Vorredner brachte Mag. Wolfgang Rank, Präsident des Katholischen Laienrats Österreichs, in die Diskussion rund um Glaube und Teilhabe am öffentlichen Leben ein. Rank erläuterte den Begriff der Teilhabe aus praktischer Sicht: „Unsere Aufgabe, als Christen das Elend der Menschen wahrzunehmen, Mitleid zu haben, dann aktiv zu werden und das Ganze nicht als Mitläufer, sondern notfalls Widerstand zu leisten.“
Die 32. Sommerakademie endete mit einem feierlichen Abschlussgottesdienst mit Pfarrer Andreas M. Jakober, geistlicher Assistent der KMBÖ.
Luis Cordero, Pressereferent der KMBÖ