Väter und ihre Gesundheit
Vorweg: Theoretisch wissen wir, was man(n) für seine Gesundheit tun oder lassen kann. Wer in diesen Text hineinliest wird sich vermutlich beim heftigen Kopfnicken erwischen. Auch ich setze die hier gesammelten Hinweise und Tipps nicht immer gleichermaßen intensiv um, oder vergesse ganz darauf. Gleichzeitig ist es in mehrfacher Hinweis heilsam, einmal mehr auf den Tempel zu achten, in dem unsere Seele wohnt.
Obwohl die Art und Weise, wie Männer ihre Rollen in Beruf und Familie umsetzen in den letzten 50 Jahren in vielerlei Hinsicht vielfältiger gestalten, gilt beim Thema Gesundheit nach wie vor: Nach wie vor gehen Frauen öfters zu Vorsorgeuntersuchungen bzw. suchen eine Arzt nicht erst dann auf, wenn es gar nicht mehr anders geht. Und: Männer haben nach wie vor eine niedrigere Lebenserwartung.
Wie sieht das bei Vätern aus?
Zunächst: Kinder, die in Haushalten leben, in denen Väter sich an Hausarbeit und Kinderbetreuung beteiligen sind mit höherer Wahrscheinlichkeit glücklicher und besser ausgebildet, weiters ergeben sich positive Effekte für die eigene mentale und körperliche Gesundheit. Dies zeigt eine beeindruckte Studie aus dem Vorjahr, in der Väter aus der ganzen Welt befragt wurden 1).
In einer anderen Langzeitstudie 2) wird festgestellt, dass Männer nach der Schwangerschaft ihrer Lebenspartnerinnen oft Gewicht zulegen - im Schnitt rund zwei Kilogramm. Das liege unter anderen daran, dass weniger Zeit für sportliche Betätigung bliebe und gleichzeitig der klischeebeladene Spruch „Für die Essensresteverwertung brauchen wir kein Hausschwein, wir haben Papa" leider eben oft doch kein Klischee ist. Dazu scheinen Väter auch dazu zu neigen Süßigkeiten nicht nur in Schubladen oder höher gelegenen Schränke zu lagern, sondern gerade auch am Abend gerne zu sich zu nehmen. Die Studienautoren regen an, dass u. a. das Gewicht des Vaters auch ein Thema beim Besuch beim Kinderarzt werden könnte.
Es gibt eine große Zahl von Fitnessangeboten für Mütter mit ihren Kindern: Tanzen, Turnen, Walking... Der Sportwissenschaftler Andreas Ullrich regt an, Fitnessprogramme auch für Väter mit ihren Kindern zu entwickeln. In einem Interview mit dem Wochenmagazin Spiegel meint er, es ging darum, „zwei eigentlich konkurrierende Dinge miteinander zu kombinieren: das eigene Training und Zeit mit seinen Kindern zu verbringen." Ullrich weist darauf hin, dass auch für Väter die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein immer wichtigeres Thema ist. Er regt in seinem Buch "Powerpapa - das beste Fitnessprogramm für Väter" an, u. a. das eigene Körpergewicht bei spielerischen Übungen mit den Kindern einzusetzen. Gemeinsam könnten zudem etwa Tiere nachgemacht werden. Väter müssten sich für solche gemeinsamen Aktivitäten allerdings vom Krafttrainingsgedanken lösen. Mit den gemeinsamen Übungen würde jedenfalls sowohl die Gesundheit der Väter gefördert als auch jene der Kinder bzw. deren motorischen Fähigkeiten.
Wie fit Väter sind, hat vor allem für Kinder ab drei Jahren einen deutlichen Effekt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2011 3) sind Kinder von Vätern, die nicht auf ihre Gesundheit achten, deutlich öfters selbst nicht fit und häufiger von Krankheiten betroffen.
Tipps:
Am Wort „fit" scheiden sich ja bekanntlich die Geister, die folgenden Tipps und Hinweise können eine Spur legen, was das konkret bedeutet:
- Mehr Obst und Gemüse essen – wobei dies am besten gemeinsam gelingt. Wir kennen alle den Effekt: Aufgeschnittenes Obst und Gemüse am Tisch ist schneller verschwunden, als es wieder hergerichtet werden kann. Wobei dies genauso für den Arbeitsplatz und den berühmt, berüchtigten Heißhunger zwischendurch gilt...
- Süßigkeiten bewusst auswählen – ich weiß, das ist schwierig. Ich habe auf einer Slow Food Reise u. a. gelernt, wie man(n) Schokolade essen sollte: Ein Stück (nicht eine Rippe oder gleich die halbe Tafel) abbrechen und in den Mund stecken. Mit der Zunge gegen den Gaumen drücken, bis sie beginnt zu schmelzen – langsam und genussvoll weiterlutschen. Noch intensiver wird der Genuss, wenn fair gehandelte Schokolade gewählt wird.
- Nach 18 Uhr bewusst nichts mehr oder sehr wenig essen – das geht natürlich nicht immer, hat aber deutliche Effekte auf den Bauchumfang
- Sich gemeinsam Zeit nehmen für gemeinsames Kochen und Essen: Dabei kann auch das Thema wichtig sein, woher Nahrungsmittel stammen oder wie deren bewusste Verwendung umgesetzt werden kann
- Alltagsbewegung nutzen und (gemeinsam) ausbauen: Also je oft je lieber Auto stehen lassen, gemeinsam eine oder auch zwei Stationen der öffentlichen Verkehrsmittel früher ausstiegen und zu Fuß gehen oder einen Roller nutzen (hier gibt es sehr coole auch für Erwachsene!), und die bekannten Dinge wie Treppe statt Lift oder Rolltreppe
- Gemeinsame Ausflüge in die Natur – das müssen keine stundenlangen Wanderungen sein und dürfen auch spielerische Entdeckungstouren werden
- Grenzen zwischen „Brotberuf" und „Zuhause" so klar wie möglich setzen: Natürlich nehme auch ich mir Arbeit nach Hause mit – und versuche sie bewusst zwischendurch auch in der Tasche zu lassen; und: gerade Männer neigen dazu, sehr oft „Ja" zu Überstunden, Arbeiten am Samstag oder gar am Sonntag zu sagen – das muss nicht immer sein, bzw. sind Urlaubstage dazu da sie in Anspruch zu nehmen und nicht am Ende zuzusehen, wie sie verfallen...
- Depressionen nach der Geburt eines Kinders können nicht nur Mütter sondern auch Väter betreffen – zeigen sich Symptome, sollten diese ernst genommen und Unterstützung von außen in Anspruch genommen werden
- Darauf achten: Wo sind meine Kraftquellen, was tut mir gut – immer wieder ganz bewusst etwas „für mich" tun, alleine oder gemeinsam mit Freunden; das darf dann immer wieder auch mal mit Bewegung zu tun haben
- Gemeinsam über die Stränge schlagen: üppiges Familienessen am Abend gefolgt von Rieseneisbechern und gemeinsamer Nutzung des Sofas.
Autor: Mag. Christian F. Freisleben, Berater, Referent, Journalist
1) http://sowf.men-care.org/
2) http://jmh.sagepub.com/content/early/2015/07/21/1557988315596224.abstract
3) Katja Coneus/C. Katharina Spiess: The intergenerational transmission of health in early childhood- Evidence from the German Socio-Economic Panel Study. In: Economics & Human Biology 2011