Dachverband Männerarbeit in Österreichisch
Im Wesentlichen hat der neue Dachverband drei Funktionen, die der Männerarbeit in Österreich schon seit längerem gefehlt haben: Am wichtigsten ist die politische Stimme, die nun im Namen der Männerarbeit in Österreich erhoben werden kann. Es ist jetzt möglich, zu Themen, die in der Politik und in den Medien vorkommen und für die Männerarbeit und die Männerbewegung wichtig sind, Stellung zu nehmen und Gehör zu bekommen. Das zweite wichtige Anliegen sind die Vernetzung und Qualitätssicherung. Wir tauschen uns nun über unsere Arbeit für die Anliegen der Männer aus, wir geben unsere Erfahrungen und Lerneffekte weiter, wir verbessern unser Angebot für die Männer. Und nicht zuletzt kann der Dachverband als Träger für Projekte in Österreich und auch als Partner für EU-Projekte auftreten. Dies ist nicht zuletzt für jene Vereine und Einrichtungen wichtig, die an größeren EU-Projekten nicht teilnehmen konnten, einfach, weil sie zu klein sind.
Gründungsmitglieder und Mitgliedsanträge
Zu den Gründungsmitgliedern gehören unter anderem die Katholische Männerbewegung Österreich, die Wiener Männerberatung, der Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark (ehemals Männerberatung Steiermark), der Verein Mannsbilder Tirol, das Männerbüro Salzburg, die Männerberatung der Caritas Niederösterreich und viele weitere Vereine. Eine Auflistung aller Mitglieder findet sich auf der Website www.dmoe-info.at. Viele kommen aus dem Kreis der Arbeitsgemeinschaft für Männerarbeit und Männerberatung in Österreich, die sich vor rund 10 Jahren als lose Plattform gegründet hatte und kein Verein ist.
Die Mitgliedschaft wurde von einer Reihe weiterer Vereine und auch von einzelnen Männerberatern, die in freier Praxis arbeiten, beantragt. Um Mitglied werden zu können, muss ein Anwärter bereit sind, die Grundsätze des Dachverbands mitzutragen.
Die politische Stimme erheben
Wir von der Männerarbeit möchten gehört werden, wenn neue Gesetze erarbeitet werden, die uns Männer betreffen, sei es im Scheidungsrecht, beim Strafrecht, wenn es z.B. um Gewalt in Beziehungen geht oder bei den Rechten, die Väter betreffen. Dies wird nun mit dem Dachverband möglich: Wir nehmen dazu öffentlich Stellung und wir erwarten uns, eingebunden zu werden.
Das Fehlen einer Stimme aus den Reihen der Männerarbeit lässt sich leicht erklären: Weder die KMB noch die Männerberatungsstellen haben Ressourcen, um politisch und in den Median aktiv zu sein. Wir alle bekommen einfach keine gesonderten Mittel, um uns hier groß einzusetzen. Der neue Dachverband hat jedoch genau diese Funktion ganz klar in seinen Statuten verankert und er wird dazu auch von der zuständigen männerpolitischen Grundsatzabteilung im Sozialministerium finanziert.
Vernetzung und Qualitätssicherung
Es gibt in Österreich in jedem Bundesland Vereine und Institutionen, die – von der öffentlichen Hand finanziert – Beratung, Bildungsarbeit und Männergruppen anbieten. Die älteste Einrichtung dieser Art ist die Wiener Männerberatung, die es schon über 30 Jahre lang gibt. Es arbeiten bestens ausgebildete Beraterinnen und Berater in diesen Einrichtungen und es ist auch gerade das dichte und hochprofessionelle Angebot an Männerberatung, das die österreichische Männerarbeit auszeichnet. Daneben gibt es natürlich auch die KMB, die in jeder Diözese mehr oder weniger stark engagiert ist und sich insbesondere im Bereich der Bildungsangebote und der spirituellen, katholischen Männerarbeit einsetzt. Aber es gibt zudem auch noch viele Vereine, Einrichtungen und nicht zuletzt auch einzelne Berater und Therapeuten, die sich speziell dem Thema Männerberatung verschrieben haben.
Es ist das Ziel des Dachverbands, die Vernetzung und den fachlichen Austausch zwischen diesen Akteuren herzustellen und zu vertiefen. Dies sollte mit einer gut gestalteten Homepage, mit einem regelmäßigen Newsletter und Aussendungen und vor allem mit einem einmal im Jahr stattfindenden Kongress gewährleistet werden. Der Dachverband sieht es als eine seiner Kernaufgaben, diese Vernetzungstreffen zu organisieren.
Projekte umsetzen
Viele neue Mitglieder wünschen sich, dass der neue Dachverband als Träger für Projekte auftreten soll. Diese sollten sowohl in Österreich als auch EU-weit im Verbund mit anderen Einrichtungen aus EU-Partnerländern umgesetzt werden. Die mögliche Palette der Themen für Projekte ist breit, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt (es muss sich nur der passende Fördertopf finden lassen): Väterprojekte, Vortragsreihen, Männergesundheit, Forschungsprojekte, neue Initiativen in der Gewaltarbeit, Männer als Opfer von Gewalt, Arbeitslosigkeit, Depression, Einsamkeit im Alter, ...
Wir alle sind überzeugt davon, dass es höchst an der Zeit war, einen Dachverband für die Männerarbeit in Österreich ins Leben zu rufen. Ausgehend von jenem 15. Jänner dieses Jahres, an dem der Dachverband seine Gründungssitzung hatte, gehen wir auf eine lange und spannende Reise im Dienste der Männerarbeit in Österreich.
Autor: Eberhard Siegl, Vorstandsmitglied im Dachverband Männerarbeit Österreich und Chefredakteur Ypsilon