Der Heilige Wolfgang
Eines Tages sprach mich einer meiner Söhne als Wolfgang an. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich vorerst überhaupt nicht darauf reagiert habe. Zu ungewohnt und möglicherweise zu respektlos schien mir diese Anrede. Ich hatte doch meinen Vater nie bei seinem Namen gerufen. Doch er rief mich noch einmal: “Wolfgang, warum heißt du so?“
Ich nahm mir Zeit, um meinem Sohn die Geschichte zu erzählen, warum ich von meinen Eltern den Namen Wolfgang erhielt. In dem Jahr meiner Geburt war mein Onkel Kaplan in St. Wolfgang und so war er es, der meinen Eltern diesen Namen zu überlegen gab, obwohl kein einziger Mann in meiner Heimatgemeinde diesen Namen trug. Mein Großvater hatte anfangs genau diesen Einwand, doch er wurde darauf hingewiesen, dass im Mostviertel auch nicht viele Kinder auf seinen Namen David getauft worden seien.
Ich erzählte meinem Kind die Geschichten vom Hl. Wolfgang und was dieser Heilige für mein Leben bedeutet. Selbst wenn sein Lebenswerk durch Legenden vermittelt wird, ist der Mensch Wolfgang für mich greifbar geblieben. In Krisen stelle ich mir den Hl. Wolfgang vor, wie er mit einer Axt in seiner Hand ruft: „Weiter geht´s“! Mein Onkel, der auch ein inniger Bewunderer des Hl. Franziskus war, hatte immer verbindend in einem Atemzug vom Menschen Wolfgang und vom Heiligen Wolfgang gesprochen. So halte ich es auch.
Text: Wolfgang Nell