Rundherum gelungener Diözesantag 2024
Den entschiedenen Einsatz der Katholischen Männerbewegung (KMB) für eine Stärkung der Demokratie hat der Vorsitzende der KMB in Oberösterreich, Bernhard Steiner, bekräftigt. „Wenn Demokratie nicht mit Leben gefüllt wird, immer wieder neu und von jeder und jedem von uns, dann verkümmert sie und stirbt ab. Als KMB sind wir auf den Grundlagen der Katholischen Soziallehre bereit, in vielfältiger Weise ein demokratisches Miteinander in unserer Gesellschaft zu stärken, damit für alle ein gutes Leben in Würde möglich wird“, sagte Steiner beim diesjährigen Diözesantag der KMB am Samstag in Puchberg bei Wels, der dem Thema „Demokratie gestalten“ gewidmet war. In diesem Sinne ermuntere die KMB ihre Mitglieder auch, sich konkret in der Politik zur Verfügung zu stellen.
Zugleich unterstrich Steiner – er ist seit kurzem auch Stellvertretender Vorsitzender der KMB auf Österreichebene – die Wichtigkeit der Gewaltenteilung und der Wahrhaftigkeit in einer demokratisch organisierten Gesellschaft: „Demokratie lebt davon, dass Macht nicht in wenigen Händen liegt, sondern verteilt ist und gegenseitig kontrolliert wird. Die Gewaltenteilung zu sichern und auch die Freiheit eines qualitätvollen Journalismus zu stärken, ist uns immer ein wichtiges Anliegen.“ Grundlage für ein gutes Miteinander sei das gegenseitige Vertrauen. „Lüge, in welcher Form auch immer, zerstört dieses Vertrauen. Wir setzen uns dafür ein, dass Lüge kein anerkanntes politisches Instrument bleibt und das Bemühen um faktenbasierte Berichterstattung und Diskussion immer wieder eingefordert wird“, der KMB-Vorsitzende. Teilhabe an demokratischen Prozessen brauche die Transparenz politischer Entscheidungsfindungen und die Rechenschaft derer, denen Machtpositionen anvertraut werden.
Eine weitere Grundlage demokratischen Miteinanders sei die Freiheit von Wissenschaft und Forschung. Steiner: „Wir leben aus den Errungenschaften einer jahrhundertelangen Tradition wissenschaftlicher Forschungen. Diese sollen die Grundlage für politische Entscheidungen sein. Das gilt es in besonders dringlicher Weise zu beachten, wenn es um die Erhaltung der Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen geht. Die offene gemeinsame Suche nach Lösungen auf wissenschaftlicher Basis, die der gesamten Menschheit zugutekommen, ist ein hohes Gut.“
Nicht zuletzt hob Steiner das klare Bekenntnis der KMB zu Menschenwürde und Menschenrechten und gesellschaftlicher Vielfalt hervor: „Ohne naiv die vielen Schwierigkeiten zu übersehen, die das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen mit sich bringen, nehmen wir diese Herausforderungen an, weil nur so eine langfristige Lösung weltweiter Probleme gelingen kann.“ Papst Franziskus schreibt in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“: „Es ist zwar wahr, dass die Unterschiede Konflikte hervorbringen, die Einförmigkeit jedoch erstickt und bewirkt, dass wir uns kulturell selbst vernichten. Finden wir uns nicht damit ab, abgeschlossen nur in einem Bruchstück der Realität zu leben.“ Die KMB werde sich „zu Wort melden, wo einzelne Gruppen zu Sündenböcken für Probleme in unserer Gesellschaft gemacht werden, wo Menschen wegen ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihres Glaubens in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe beschränkt werden.“
Erklärungen des Diözesanobmannes
KA-Präsident Ferdinand Kaineder, selbst Mitglied im Diözesanausschuss der KMBOÖ stellte in seinem Statement Gastfreundschaft und Algorithmus gegenüber. Während die Gastfreundschaft glückliche Genügsamkeit in Askese verspricht, will der Algorithmus unbeschränktes Wachstum und Anbetung des Mammons. Die liberale Demokratie könnte bei den Benediktinern in die Schule gehen, für die drei Rollen von besonderer Bedeutung sind: 1. Der Abt, der für die Balance zuständig ist. 2. Der Jüngste, der gefragt Innovation einbringt. 3. Der Pförtner als hellwache Schnittstelle zum Fremden.
Statement KA Präsident Ferdinand Kaineder
Prof. Dr. Meinhard Lukas, seines Zeichen Rektor der Johannes-Kepler-Universität 2015 bis 2023 ging von der These aus, dass je komplexer und vielschichtiger die Welt wird, desto schwerer fällt es uns Demokratie zu gestalten. Prof. Lukas verwies auf die mahnenden Worte von Jürgen Habermas, der das Abwägen von Gründen als zentrales Moment für die deliberative Demokratie benennt. Ein angeregtes Auditorium trat in einen inhaltlich spannenden Diskurs mit dem Vortragenden. Auf die bange Frage wie in unserer Gesellschaft wieder mehr das positive Denken gelernt werden kann, hatte Lukas eine Antwort, die er auch direkt an den anwesenden Bischof richtete: Die christliche Botschaft ist das Beste, das wir wieder in ein positives Denken gelangen.
Bischof Manfred Scheuer feierte zum Abschluss einen berührenden Gottesdienst. In seiner Predigt rief er im Sinne Hannah Arendts zu Freiheit, Individualität und Empathie auf, die in einer totalen Herrschaft aus Ideologie und Terror im Gegensatz zur Demokratie stark gefährdet sind. Der Bischof erzählte von einem Besuch in Syrien 2023. In einer Einrichtung für vom Krieg betroffenen Kindern fragte eine Betreuerin und diese Frage gab er den 150 Männern und einigen Frauen mit auf den Weg: Wer vermittelt den Kindern, es wird wieder gut?
Prof. Dr. Meinhard Lukas im Gespräch mit Teilnehmer und Diözesanobmann DI Bernhard Steiner.
Moderator Ing. Peter Riegl, Dr. Meinhard Lukas und Bischof Dr. Manfred Scheuer
Moderator Ing. Peter Riegl führte gekonnt durch den Tag
Diözesanobmann DI Bernhard Steiner verlas die Erklärungen des Obmannes
KA-Präsident Mag. Ferdinand Kaineder sprach zu Algorithmus und Gastfreundschaft
Diözesanreferent Mag. Wolfgang Ölz lud zum Männerseminar mit Bruder Andreas Knapp ein
Das Ehepaar Froschauer erfreute mit kritisch-melodischem Liedgut
Der Vorsitzende von Sei So Frei, DI Hans Kirchner im Gespräch
Im Foyer gab es die neuesten Infos aus dem KMB-Büro in Linz
Der ehemalige Obmann der Vorarlberger KMB Herbert Nussbaumer (links) mit dem Stellvertretenden Diözesanobmann von Oberösterreich, Ing. Hannes Hofer
Der Landtagsabegordnete vom Klub der Grünen, Mag. Reinhard Ammer (rechts) gab dem Diözesantag die Ehre