Super tolles Vater-Kind Wochenende
Die Zeichen stehen auf Abschied an diesem Samstagvormittag im Juli, so richtig traurig wirkt hier aber niemand. Alle haben sich für dieses Wochenende viel vorgenommen. Die Väter fahren mit ihren Kindern ins Mühlviertel, zum Vater-Kind-Wochenende, zu dem die Katholische Männerbewegung von St. Florian seit Jahren einlädt. Bei den Müttern vermischen sich gute Wünsche und „Ja gut aufpassen“-Parolen mit den eigenen Plänen für die kommenden beiden Tage. Man erfährt vom bevorstehenden Frühstück mit Freundinnen beim Baumi, geplanten Poolpartys und eingekühltem Prosecco.
Während Hannes Hofer, der Übervater der Veranstaltung, die Anmeldeliste durchgeht, formieren sich unter den Kindern erste Gruppen. Andere weichen ihren Vätern nicht von der Seite – das wird nicht so bleiben. Abfahrt. Wer gut aufgepasst hat und zur Burgruine Reichenstein und nicht zur 25 Kilometer entfernten Ruine Ruttenstein gefahren ist, bekommt von drei engagierten Naturvermittlern botanisches Fachwissen niederschwellig erklärt. Mit Becherlupen ausgerüstet beginnt eine aufgeregte Jagd nach Heuschrecken, Schmetterlingen oder Käfern. Schnell trennt sich die Spreu vom Weizen, auf einige Burschen hat die vorbeifließende Waldaist magnetische Wirkung. Väter und Söhne diskutieren lange, ob sich in dem malerischen Gewässer Kaulquappen noch oder nicht mehr tummeln.
Die Interessenslage ändert sich, als ein surrendes Geräusch wahrnehmbar wird. Es kommt von oben. Peter Bodingbauer, der das Wochenende fotografisch ganz wunderprächtig festhält, hat sein Fluggerät gestartet. Die Drohne zischt haarscharf über die feuchte Wiese. Mittels futuristischer Brille kann man virtueller Passagier werden. Jetzt haben die analogen Naturvermittler kurzfristig verloren. Ein Vater erklärt, die Bilder, die die Drohne liefert, zeigt, wie es den Tieren auf der Wiese geht, wenn der Mensch in ihr angestammtes Areal eindringt.
Weiter geht es ein paar Schritte hinauf zur Burgruine Reichenstein, bei der die Vater-Kind-Partie auf eine Hochzeitsgesellschaft trifft. Keine gute Ausgangsbasis, weil der gelernte Vater weiß, dass „seids jetzt bitte alle einmal gaaanz leise“-Anweisungen unreflektiert im Nirwana des kindlichen Ohres entschwinden werden. Trotzdem, ein spannender Ort und wer will, darf auch kurz ein echter Ritter sein. Man schleicht vom historischen Bauwerk, bis sich das Halleluja der Hochzeitsänger im auffrischenden Wind verliert.
Man trifft im Karlingerhaus in Königswiesen ein, die Küche kredenzt Pasta Asciutta, die Frage, wer bei wem im Zimmer untergebracht ist, ist ein großer Aufreger, während die Väter Witzchen übers Schnarchen reißen. Jetzt beginnt das Abenteuer so richtig. Technisch unglaublich versierte Väter liefern in Autoanhängern Material an, das andere ehrfürchtig werden lässt. Es geht um erneuerbare Energie und ums spielerische Verstehen. Im Laufe des Nachmittags entstehen Solarautos und sogar ein Pumpspeicherkraftwerk. Manche Kinder verlieren das Interesse, verziehen sich ins Hallenbad, fahren Gokart, rittern sich am Wuzeltisch oder tollen im Turnsaal herum. Hier ist alles erlaubt und, ja, es funktioniert. Dann kommt der große Hunger, gegrillte Knacker, Koteletts, Bratwürste, Stockbrot und Marshmallows werden verspeist. Von einer malerischen Fackelwanderung zurückgekehrt, wird es stets ruhiger, um Mitternacht ist alles finster.
Tags darauf findet man sich zur „Pizzamassage“ im Turnsaal wieder. Kinder kneten Väter und umgekehrt. Für ein gemeinsames Singen ist es hörbar zu früh. Später verlegt die Vater-Kind-Gang den Schauplatz in ein Waldstück bei Königswiesen, das von einem glasklaren Bächlein durchkreuzt wird. Man baut Staudämme, große wie kleine Technikgenies zeigen ihr Wissen oder einfach ihren Mut zur Kreativität.
Zu Mittag speist man Schnitzel, nach einem Wettrennen der Solarautos verabschieden sich die ersten. Michael Jandl hat noch nicht genug. Er taucht mit seiner Steirischen auf und spielt gekonnt noch ein paar Zünftige. Die Heimreise wird zur ruhigen Angelegenheit. Stark wars, schön wars, Väter unser, wir sind nächstes Jahr wieder dabei.