Wider den aufkeimenden Antisemitismus
Mit großer Sorge beobachten wir derzeit die massiv steigende Zahl antisemitischer Vorfälle, Kundgebungen und Ausschreitungen bei uns in Österreich, in Deutschland und weltweit.
Am Tag der sogenannten Reichspogromnacht, die vor 85 Jahren in Deutschland und Österreich stattgefunden hat, erinnern wir uns auch an unsere historische Verantwortung. Ein „Nie wieder!“ wurde postuliert. In der zuerst zögerlichen Aufarbeitung unserer nationalsozialistischen Tätergeschichte mit den Gräueltaten an der jüdischen Bevölkerung vor und im 2. Weltkrieg wurde die Dringlichkeit einer fundamentalen Ablehnung von Gewalt und Antisemitismus klar. Dieses „Nie wieder!“ fand in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948 seinen Niederschlag, wenn es dort im Artikel 1 heißt: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
Der Katholischen Männerbewegung ist die Erinnerungs- und Gedenkarbeit ein sehr großes Anliegen. Mit Franz Jägerstätter haben wir für uns ein leuchtendes Vorbild eines hellwachen Geistes und Mahners gefunden. Er hat eine klare Haltung eingenommen und Position bezogen angesichts des nationalsozialistischen Unrechtsregimes.
So wollen wir als KMB hellwach die Zeichen der Zeit sehen und lesen. Daher warnen wir vor dem derzeit wieder aufflammenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft und wir positionieren uns ganz klar dazu:
Es kann und darf nicht sein, dass jüdische Mitbürger:innen heute in unserer Gesellschaft wieder bedroht werden, dass ihre Häuser und Einrichtungen mit Davidsternen oder Hakenkreuzen beschmiert werden, dass jüdische Friedhöfe geschändet werden. Es kann und darf nicht sein, dass jüdische Mitbürger:innen Angst haben müssen, ihre Identität im öffentlichen Raum zu zeigen, dass sie Angst haben müssen, ihre Kinder in den Kindergarten oder in der Schule zu schicken, dass jüdische Restaurants leer sind, weil sich aus Angst vor Anschlägen keiner mehr hinzugehen traut.
Als österreichische Staatsbürger:innen ist uns hier eine besondere Sensibilität und Verantwortung aufgetragen. Daher setzen wir uns als KMB ganz entschieden für den Schutz unserer jüdischen Mitbürger:innen ein. Und wir wollen auch unseren Beitrag dazu leisten, dass diese sich in unserem Land sicher und angenommen fühlen können. Wir spüren alle miteinander, dass wir gemeinsam unsere Zukunft gestalten müssen, wenn diese nicht in Fragilität, Hass oder Gewalt enden soll.
Es ist uns wichtig festzustellen, dass es sich hier um keine Stellungnahme zum und um keine Parteinahme im derzeitigen Krieg Israels mit den Palästinensergebieten handelt. Wir beten um Frieden für diese Völker. Aber es ist unübersehbar, dass der derzeit immer mehr zu Tage tretende Antisemitismus in einem engen Zusammenhang mit diesem Krieg steht. Dieser Konflikt zwischen Israel und den Palästinensergebieten kann letztlich wohl nur auf internationaler politischer Ebene gelöst werden. Unser tiefes Mitgefühl gilt allen Opfern dieses Krieges, auf beiden Seiten.
Das Leitungsteam der KMB Oberösterreich
Linz, am 9. November 2023