Zuhören, Zeit haben, zugänglich sein
Welche Rituale setzen Sie ein?
Ich darf Ritual anleiten. Rituale haben Stärke – es kann nicht alles ausdiskutiert werden. Im Ritual darf man Bilder – die wir als Schatz haben – ansprechen, wie etwa Himmel, Freude, Frieden, Segen, etc. Je nach der religiösen Befindlichkeit von Patienten, gibt es Angebote bei uns im Haus. Religiöse Menschen wünschen die Krankensalbung – das muss oftmals auch sehr schnell gehen. Für Patienten und auch für Angehörige, soweit sie dabei sind, ist oft wesentlich, dass jemand da ist. Ist kein Pfarrer zur Verfügung, mache ich Lieder, Gebete und spende den Segen. Etwas Vertrautes, Tiefgründiges braucht es. Es können Gebete oder auch Lieder sein, die die Personen aus frühester Jugend, etc. kennen. Dies ist eine große Stütze, solche (bekannte) Rituale zu haben. Bei einem Todesfall stellen wir Weihwasser auf und geben Segen auf Stirn, Hände und Füße. Es besteht die Möglichkeit für Angehörige einer letzten Berührung. Ebenso gibt es die Einladung an die Angehörigen des / der Verstorbenen etwas zu sagen. Ein gemeinsames Vater-unser zum Abschluss – alles wird aufgefangen. Oft stehen alle im Halbkreis und bilden so eine schöne Gemeinschaft.
Was macht einen gute Krankenhausseelsorger aus?
Die drei „Z“ fallen mir da als wesentliches Merkmale ein:
Zuhören: - eine der wichtigsten Fähigkeiten; nicht jemanden „vollquatschen“, auch die Stille aushalten können, minutenlang schweigend bei Angehörigen oder auch bei Patienten sein können.
Zeit haben – ich bin da, ich habe Zeit, ich halte Stille aus, ich bin zugegen. Ich bin präsent trotz meines Handicaps. Es ist wesentlich, authentisch zu sein. Weil jede Begegnung anders ist, ist die Herausforderung da und ich muss mich auf jede Situation immer neu einlassen. Oft gelingt es im Schweigen zu kommunizieren.
Zugänglich sein - Rückfragen sind möglich: die betroffenen Personen auch fragen, was sie gerne haben (möchten). Was kann ich noch Gutes tun? – Kein Programm abarbeiten. Ich kann jemanden auch die Kommunion bringen, aber es passt manchmal auch nicht.
Haben sie eine Wunsch an KMB?
Ja, die Männer sollen die „3 Z“ anwenden!
Zur Person:
Mag. Reinhold Felhofer ist seit 15 Jahren Krankenhausseelsorger im Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern Linz. Der Vater eines 12-jährigen Sohnes sitzt nach einem Autounfall seit 2001 im Rollstuhl.
Interviewführung, Mag. Reinhard Kaspar
Referent der KMB-Linz
Buchtipp „Leben – Tod – Leben“
Impulse für den Weg der Trauer - für Abendandachten, Begräbnisse und Gedenkfeiern. Mit einem Vorwort von Altbischof Dr. Ludwig Schwarz. Texte und Gedichte zusammengestellt von Theresia Kronberger. Fotos vom Fotoclub St. Georgen/Gusen. 144 Seiten
Erhältlich im KMB-Shop um 17,90 EUR Preisstaffelungen für Pfarrgruppen möglich |