Sommerakademie 2012
Wien-Eisenstadt, (KAP) Der Suche nach den Tabuthemen heutiger Menschen widmetenn sich die Teilnehmer der 26. Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung (KMBÖ) im burgenländischen Bad Tatzmannsdorf. Ausgehend von Referaten des Salzburger Theologen Clemens Sedmak, der Psychologin Anneliese Fuchs, und im Gespräch mit dem Journalisten Josef Votzi und dem ehemaligen Jugendrichter Udo Jesionek wurde beleuchtet, in welchen Bereichen derzeit der dringendste Bedarf an Diskussion über den Sinn und Unsinn von Tabus besteht. Themen der Tagung unter dem Motto "Tabus - Splitter und Balken" waren etwa "Gewalt", "Migration" oder die "Religionsausübung in der Öffentlichkeit". In Workshops werden zudem Tabuthemen aus Religion, "Männerpolitik" sowie "Gesundheit und Glaube" betrachtet.
Tabus seien weder positiv noch negativ, sondern müssten in ihrem jeweiligen spezifischen Kontext analysiert werden, hielt Clemens Sedmak in seinem Eröffnungsvortrag unter dem Title "Tabu - der Balken im eigenen Auge" am Mittwoch fest. Tabus hätten die Funktion etwas zu verbergen, erinnerte der Theologe und Philosoph: "Das Verbergen kann etwas Heilschützendes sein oder etwas Unheilvolles, Kaschierendes." Die jeweilige Wirkung eines Tabus hänge vom Umgang der Gesellschaft mit einem Thema ab.
Zentral sei auch das Wissen um das "Mysterium" der eigenen Tabus. "Mein Inneres ist unausschöpfbar, ich bin mir selbst ein Mysterium, Gott kennt meine Seele besser als ich selbst", zitierte Sedmak den heiligen Augustinus. "Wenn Sie dieses Menschenbild haben, werden Sie vorsichtiger sein im Urteil über andere, und vorsichtiger sein im Urteil über sich selbst", so Sedmak.
Untrennbar mit Tabus verbunden sind für den Theologen auch die Begriffe "Geheimnis" und "Selbsttäuschung". Das Geheimnis sei dabei oft schützend und belastend zugleich. Die gefährliche Selbsttäuschung wiederum entstehe durch eine "geschützte imaginäre Blase", in der die Menschen leben, so Sedmak: "Diese Blase wirkt wie ein Balken im Auge. Heilmittel zu diesem Selbsttäuschungsphänomen sind einerseits die Einsicht in die eigene Verwundbarkeit und andererseits, nach Aristoteles, ebenbürtige Gespräche."
Neben den Vorträgen werden bei der Sommertagung auch die ab Herbst eplanten Schwerpunktaktivitäten der Katholischen Männerbewegung zum Thema "Tabu - Splitter und Balken" vorbereitet. Nach der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Tabuthemen erfolge dazu nun die Beschäftigung mit persönlichen Tabus, erklärte der KMBÖ-Vorsitzende Leopold Wimmer bei der Sommerakademie: "Splitter und Balken ist eine Referenz auf ein bekannte Bibelstelle, die uns darauf hinweist nicht heuchlerisch die kleinen Fehler der anderen zu sehen, sondern vor der eigenen Haustüre zu kehren."