"informiert"-Interview zu den Themen, die MANN BEWEGT
Für die einen ist der Glaube die Triebfeder, für die anderen der Austausch mit anderen Männern. Manche Männer wollen ihre „Manpower" für Projekte zur Verfügung stellen, andere lesen das Mitgliedermagazin „Ypsilon". Manchmal sind es Lebenswenden, in denen Männer Stärkung suchen und Rückhalt gebrauchen können. Manchmal alles zusammen. Die Motivation, sich in der Katholischen Männerbewegung (KMB) zu engagieren, ist unterschiedlich – der eigentliche Grund immer derselbe: Etwas bewegt den Mann.
Rückmeldungen zu den Themen die MANN BEWEGT, findet ihr in nebenstehendem Menüpunkt!
„informiert“: Die KMB ist als Gliederung der Kath. Aktion vom Bischof mit Männerpastoral beauftragt. Welche Themen bewegen Männer?
Schönleitner: Erstens: die Arbeitswelt. Männer fragen sich: Bin ich der Einzige, der unter dem Leistungsdenken in der Arbeitswelt leidet?
An zweiter Stelle steht das Thema Familie. Der Mann als Ernährer wurde abgelöst. Heute steht Partnerschaft im Mittelpunkt. Wichtige Fragen für Männer sind: Wie gestalte ich meine Beziehung so, dass die Ansprüche von Mann und Frau erfüllt werden? Welche Vaterrolle will ich ein nehmen? Bin ich ein „Neuer Mann“? Was ist das Neue am „Neuen Mann“? Oder ist der „Neue Mann“ ein mediales Klischee? Hier gibt es kaum Vorbilder für Männer, weil sich die Rolle des Mannes vom Familienernährer zum Partner erst vor Kurzem gewandelt hat.
Das dritte wichtige Thema betrifft die Gesellschaft. Männer wollen Verantwortung übernehmen, sie wollen mitbestimmen. Dabei fragen sie sich immer wieder: Wie kann ich als Einzelner mehr sein als ein kleines Rädchen im System?
Als viertes Thema kommt der Glaube ins Spiel. Auf der einen Seite steht das Bedürfnis, religiöse Verwurzelung zu erfahren – auch über den Alltag hinaus. Die andere Seite betrifft die Glaubenspraxis. Wie lebe ich meinen Glauben als Mann? Wie gestalte ich meine Spiritualität? Welche Formen von Spiritualität gibt es eigentlich?
„informiert“: Die KMB hilft bei der Gründung von Männergruppen. Sind Männergruppen ein Modell für die Zukunft?
Schönleitner: Ja. Teil einer Männergruppe zu sein, mit der man sich in regelmäßigen Abständen austauschen kann, gibt Stärke. Zu hören, dass man mit seinen Fragen nicht alleine ist, entlastet. Außerdem verlaufen Diskussionen intensiver, wenn Männer unter sich sind.
„informiert“: Der Jahresschwerpunkt 2012/2013 heißt „Tabus“. Mit dem Reden über Tabus möchte die KMB das Bild des schweigsamen Mannes korrigieren. Warum?
Schönleitner: Weil es ein Grundbedürfnis von Männern ist, über die Themen zu reden, die sie beschäftigen. Die meisten Männer haben gelernt über gewisse Dinge zu schweigen, auch wenn sie deswegen nachts nicht schlafen können, weil ihnen irgendjemand einmal gesagt hat: „Es gehört sich nicht, dass du als Mann darüber sprichst.“ Es entlastet, wenn jemand diese Themen aufzeigt. Deswegen stellt die Diözesan stelle den pfarrlichen Gruppen Referenten zur Verfügung, die bei sogenannten „Männertagen“ als „Männertagsredner“ über Tabu-Themen wie Sexualität, Vaterschaft, Süchte, Glaube etc. sprechen und so Raum für Diskussionen schaffen.
„informiert“: Welche Angebote für Männer gibt es noch?
Schönleitner: Wir setzen Angebote zu allen vier Themenfeldern, die Männer bewegen. Mit Vater-Kind-Wochenenden sprechen wir Männer in ihrer Vaterrolle an. Weitere Andockpunkte sind Männervortragsreihen oder die zahlreichen Maiandachten. Manche Männer engagieren sich punktuell, indem sie die Adventsammlung von „SEI SO FREI“, unserer entwicklungspolitischen Aktion, unterstützen.
„informiert“: Was gibt Ihnen die KMB?
Schönleitner: Es tut mir gut, zu erfahren, wie andere Männer denken. Oft kann ich mein eigenes Verhalten nach einem Gespräch besser einordnen. Die „KMBler“ sind offene und aufmerksame Gesprächspartner. Das ist ein schönes Gefühl.