Erfahrungen von Fallen, Scheitern, zu Boden gehen gehören zu unserem menschlichen Leben dazu. Wenn wir uns dem stellen, es in unser Leben integrieren, kann uns das auch reifen lassen und stärker machen. Es führt uns zur Demut, nicht alles machen zu können und nicht alles machen zu müssen.
Auch wenn es so in der Bibel nicht niedergeschrieben ist: ziemlich sicher war die Mutter Jesu mit auf seinem schweren Weg. Irgendwo müssen sich ihre Blicke getroffen haben: „Ich bin da; ich bin bei dir; ich gehe mit dir; ich fühle mit dir. Ich bin ja deine Mutter. Ich weiß, wer du bist. Auch in deiner Schwachheit.“
Mitgehen, mitfühlen, mit auf dem Weg bleiben – auch wenn es schwer ist oder schwer wird. Am Kreuzweg stehen und alles im Herzen mittragen.
Simon hatte keine Wahl und es war wohl auch keine Heldentat, als er das Kreuz mittrug. Er trug das Kreuz, weil ihn die Soldaten der römischen Besatzungsmacht dazu gezwungen hatten. Sie hatten das Recht und die Macht, jedermann dazu zu zwingen, eine Meile mit ihnen zu gehen und Lasten zu tragen, wenn sie es wollten.
Es gibt Situationen in unserem Leben, die wir im wahrsten Sinn des Wortes ertragen müssen. Da gibt es keinen Ausweg, kein Ausweichen. Und oft sind es Momente, in denen uns niemand helfen kann, auch wenn er/sie das noch so sehr möchte, sich intensivst bemüht. Wir sind auf uns geworfen. Hier kann dann das Trösten eine ganz besondere Bedeutung bekommen.
Mehr als stolpern. Mehr als Hinfallen. So richtig unter der Last zusammenbrechen. Weil es einfach nicht mehr geht. Keine Kraft mehr, nicht mehr zu Atem kommen. Und in diesem Moment auch keine Perspektive zum Aufstehen… Das Fallen kann dann etwas mit momentaner Ausweglosigkeit zu tun haben. Ein solcher Sturz, der hinterlässt Spuren…
Ein einziges Mal wendet sich Jesus auf seinem Kreuzweg an das Volk und es ist auch sein letztes Wort an das Volk. Er wendet sich den Klagefrauen zu und sagt: „Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder!“ (Lk 23,28). Es sind keine tröstenden, sondern eher harte, prophetische Worte. Mitleid zu zeigen soll kein Vorwand sein, sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen.
Jetzt spitzt sich die Dynamik hin zu seinem grausamen Sterben am Kreuz immer mehr zu. Doch sein schwerer Weg ist noch immer nicht ausgestanden. Mit dem dreimaligen Fallen wird zum Ausdruck gebracht, dass wir Menschen im Leben immer wieder fallen. Dazu kommt das Gefühl, dieses Fallen schon erlebt zu haben. Die Verzweiflung frisst sich in unsere Seele.
Nur unter Aufbringung der letzten Kräfte gelingt es Jesus, wieder auf die Beine zu kommen.