Johannes der Täufer
Als biblischer Jahresbegleiter passt die Gestalt Johannes des Täufers auch sehr gut zum Thema des 10-jährigen Jubiläums der Seligsprechung von Franz Jägerstätter: „Mutig gegen den Strom schwimmen – Glaube und Zivilcourage“.
Jede Zeit braucht ihre wachsamen Mahner und mutigen Zeugen der erlösenden und befreienden Botschaft Jesu. Die Gesellschaft wirkt zerrissen, das politische System scheint blockiert angesichts so vieler unterschiedlicher Herausforderungen. Aktuell erleben wir Gesellschaft im Modus der Krisenbewältigung(en). Der Blick in die Zukunft ist angstbesetzt. Viele Bedrohungen werden derzeit in der Bevölkerung wahrgenommen und empfunden. Es mangelt oft an hoffnungsvollen und zukunftsweisenden Perspektiven.
Welche Impulse bietet uns Johannes der Täufer für die Gestaltung unseres Lebens und Glaubens an? Wofür steht er als Mann mit seiner Haltung und seinem Handeln?
- Er verkörpert das Unbequeme, Sperrige, Unangepasste, Wilde. (Mk 1,1-8)
- Er steht als furchtloser und schonungsloser Kritiker für das von den Mächtigen Unerwünschte. (Lk 3,19-29)
- Er ist ein Mann mit großer Kraft und Klarheit und verkörpert so einen wesentlichen Aspekt männlicher Spiritualität. (Joh 1,29-34)
- Er hat ein Gespür für das Wesentliche und kämpft dafür – egal, ob das gelegen oder ungelegen kommt. (Mk 6,20)
- Er ist in sich aufrecht, ohne Angst vor den Menschen. Er lässt sich nicht verbiegen, auch nicht einschüchtern. Man kann nicht über ihn herrschen. (Mt 11,7-19)
- Er stellt sich den Gefahren, nimmt Widerstand, ja sogar Gewaltanwendung gegen sich in Kauf. (Mk 6,17-29)
- So steht er für die prophetische und sozialkritische Dimension unseres Glaubens.
- (Lk 3,10-18)
- Johannes ist der Wegbereiter, Jesus der Weg. Er weist auf den hin, der „größer ist als er“: auf den „Christus“, den „Gesalbten“, der unsere Sehnsucht nach dem ganzen Mannsein verkörpert und erfüllt. (Lk 3,16; Joh 1,29-34)
- Johannes ist Zeuge und legt Zeugnis ab für Jesus Christus. (Lk 7,24-29; Joh 3,22-36)
Der Vorläufer, der über sich hinausweist
An Johannes dem Täufer kann der Mann lernen, das Wilde und Sperrige, das Unangepasste und von den Mächtigen Unerwünschte in sich zuzulassen. Johannes hat ein Gespür für das Wesentliche. Er kämpft dafür, ob gelegen oder ungelegen. Er traut seiner inneren Stimme mehr als den Stimmen, die ihn von außen überstimmen und ihn in das Korsett der Wohlanständigkeit zwingen möchten. Er stellt sich den Gefahren. Er verkörpert einen wesentlichen Aspekt männlicher Spiritualität. Denn von ihm geht Kraft aus. […] Aber Johannes bleibt der Vorläufer, der das Kommen des Messias verkündet. Johannes weist über sich hinaus nach dem integrierten Mann, nach dem Gesalbten, der unsere Sehnsucht nach dem ganzen Mann erfüllt.
Quelle: Anselm Grün, Kämpfen und lieben. Wie Männer zu sich selbst finden, S 157f.