Am Nachmittag des 6. Juli 2012 fand im Pfarrheim St. Georgen/Gusen die öffentliche Jurysitzung zur Denk.Statt Papa Gruber statt. Ziel es Projektes ist es, ein Mahnmal zu errichten, das an den Widerstandskämpfer Dr. Johann Gruber und die ca. 40.000 Opfer des KZ-Lagers Gusen erinnern soll.
Initiiert wurde das Kunstprojekt vom Verein Plattform Papa Gruber, in dem die drei politischen Gemeinden, der örtliche Kulturverein, die Pfarre und das Gedenkdienstkomitee Gusen vertreten sind.
Acht internationale KünstlerInnen aus Österreich, Deutschland und Spanien präsentierten ihre Entwürfe vor zahlreichem Publikum. Nachdem die KünstlerInnen ihre Projekte vorgestellt hatten, gab es eine öffentliche Diskussion der Jury und die Gelegenheit für das Publikum sich an der Diskussion zu beteiligen.
Die acht geladenen KünstlerInnen bzw. Künstlergruppen
Anschließend tagte die Jury, bestehend aus Dr.in Monika Sommer-Sieghart (Wienmuseum) Dr.in Martina Gelsinger (Kunstreferat Diözese Linz), Mag.a Dagmar Höss (Kuratorin), Mag.a Siegi Witzany (Papa-Gruber-Kreis) und Dr. Rainer Zendron (Vizerektor Kunstuniversität Linz) unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die nach langer Diskussion um 21:00 das Siegerprojekt bekannt gab. Das Rennen machte die „Passage gegen das Vergessen“ der renommierten Berliner Künstlerin Renate Herter.
Die Künstlerin
Renate Herter studierte Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Berlin sowie Kunst- und Kommunikationssoziologie an der Freien Universität Berlin. Die preisgekrönte Künstlerin wirkte an zahlreichen Kunstprojekten in Europa und den USA mit, und war auch als Professorin an der Kunstuniversität Linz tätig. Im Zuge von Linz 09 wirkte sie unter anderem am „Tiefenrausch“ mit.
Das Siegerprojekt
Ihre „Passage gegen das Vergessen“ ist ein Projekt, das in fünf Etappen am Kirchenvorplatz realisiert wird. Einem „Leerräumen“ des Platzes folgt die temporäre Verhüllung des Kriegerdenkmals. Als weiteren Schritt soll die Umbenennung des Pfarrheims in „Johann Gruber Pfarrheim“ an Gruber erinnern. In Schritt vier wird eine weiße Linie, bestehend aus einer Textzeile über den Kirchenplatz gemalt, der zu einem in Schritt fünf errichteten Spiegelsteg führen soll, welcher den Blick in Richtung der Lager von Gusen und der unterirdischen Anlage „Bergkristall“ lenkt. Die einzelnen Schritte werden von Informationsveranstaltungen begleitet.
Herter überzeugte die Jury durch die Prozesshaftigkeit ihres Projekts, welches in mehreren Etappen ablaufen und einen Diskussionsprozess auslösen soll, durch das besondere Eingehen auf den Ort St. Georgen/Gusen und die zeitgemäße Sprache des Kunstwerks. Die Künstlerin bedankte sich für das in sie gesetzte Vertrauen und freut sich auf die künftige Zusammenarbeit.
Denk.Statt Papa Gruber
Dr. Johann Gruber praktizierte bekanntlich im KZ Gusen I unter schwierigsten Bedingungen menschliches Mitgefühl und unerschrockene Zivilcourage zugunsten seiner Kameraden.
Die „Denk.Statt Papa Gruber“ soll die Haltungen von Zivilcourage, Toleranz und Menschlichkeit über die Grenzen von Religionszugehörigkeit und weltanschaulichen Positionen hinaus stärken.
Überdies soll das Kunstprojekt das Gedenken an die 40.000 Opfer der Konzentrationslager auf dem Gebiet der Pfarre St. Georgen an der Gusen wach halten und zu einem in die Zukunft gerichteten und sensiblen Umgang mit der eigenen Ortsgeschichte ermutigen.
Kontakt
Dr. Christoph Freudenthaler
Obmann Verein Plattform Papa Gruber
Tel.: 0676 76 01 987
Quelle: Andreas Haider / Pfarre St. Georgen /Gusen und Monika Weilguni / Pastoralassistentin St. Georgen/Gusen
(be)