Dienstag 1. April 2025

Vorbild in Glauben und Konsequenz

"Man kann schon sagen, dass ich stolz auf ihn bin", sagte die 94-jährige Franziska Jägerstätter am Donnerstag zur Seligsprechung ihres Mannes Franz.

"Ich war überrascht, dass das mit der Seligsprechung so schnell gegangen ist, aber mir ist es recht. Ich freue mich", so die Ehefrau des neuen Seligen in einem Interview in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) vom Donnerstag. Auf die Frage, ob sie in den letzten Tagen viel an "ihren Franzl" denken müsse, antwortete Franziska Jägerstätter: "Ja. Ich brauche ihn, habe ihn schon oft gebraucht. Er muss mir oft helfen". Und sie freue sich darauf, "wenn wir zusammen kommen"; sie sei noch immer "verliebt" in ihren Ehemann.

 

In den OÖN kam auch Maria Dammer, eine der drei Töchter von Franziska und Franz Jägerstätter, zu Wort. Sie bewundere an ihrem Vater, "dass er das überhaupt durchgestanden hat. Er ist Vorbild. Auch im Glauben und in der Konsequenz. Man soll auch jungen Menschen sagen, dass sie nicht einfach einem Idol nachlaufen, sondern für sich entscheiden, ob das richtig ist oder nicht".
 
Franziska Jägerstätter unterstrich, dass für ihren Mann kein anderer Weg in Frage gekommen wäre als der, den er gegangen sei. Er habe Hitler und das NS-Regime strikt abgelehnt. Er habe zudem gesehen, wie viele aus seinem Heimatort St. Radegund im Krieg fielen - für falsche Ziele. Jägerstätters Tochter ergänzte: "Wofür er kämpfen soll, hat der Vater immer gefragt. Wieso die Leute umbringen, die einem nichts getan haben". Er habe auch sehr genau Angriffs- und Verteidigungskrieg auseinandergehalten. Angesichts von Hitlers Aggressionskriegen habe er einmal geschrieben: "Es gibt kein Vaterland zu verteidigen". Das hätten viele gewusst, aber andere hätten eben nicht so konsequent ihre Schlüsse daraus gezogen wie ihr Vater, so Maria Dammer.

 

In dem Gespräch bekundete Franziska Jägerstätter, auch sie selbst habe versucht, ihren Mann umzustimmen: "Immer wieder haben wir geredet. Tag und Nacht fast. Ich habe es dem Franzl nicht ausreden können". Zu den Personen, die Franz Jägerstätter von der Verweigerung des Kriegsdienstes abrieten, gehörte auch der damalige Pfarrer von St. Radegund. "Der Pfarrer wurde später auch eingesperrt, wie viele Pfarrer im Innviertel; weil er zuviel gesagt hat, bei der Predigt. Da war ein nationalsozialistischer Lehrer, der hat mitgeschrieben und den Pfarrer denunziert", berichtete Franziska. Ihr Mann sei auch beim Bischof in Linz gewesen. Die Kirche habe ja auch gesagt, er soll einrücken, "aber er war nie so gehorsam". "Er war recht niedergeschlagen nach dem Gespräch mit dem Bischof", so seine Tochter Maria.

 

 

Auch heute noch Anfeindungen

 

Weder Jägerstätters Frau noch seine Tochter können dem Vorwurf etwas abgewinnen, er habe seine Familie im Stich gelassen. "Er hätte ja, auch wenn er eingerückt wäre, keinen Garantieschein gehabt, dass er wieder heim kommt", so Maria Dammer. Die Nazis hätten ihn wegen seiner widerständigen Haltung "sicher irgendwo hingesteckt, wo er nimmer heim gekommen wäre". Anfeindungen gebe es auch heute noch; auch wenn die Leute nichts sagen, "man spürt das", so Franziska Jägerstätter.

 

Ihren Kindern habe sie damals von der Geschichte ihres Vaters "nicht viel" erzählt: "Ich habe nicht viel sagen können. Das kann man nicht leicht weitererzählen. Das tut weh". Erst ab den sechziger Jahren sei mehr über ihren Vater geredet worden, auch geschimpft, so Maria Dammer. Sie erinnert sich allerdings noch genau, wie es war, als die Todesnachricht eintraf: "Der Vater hat einen Abschiedsbrief geschrieben. Ich kann mich noch erinnern, wie die Mutter den Brief vorgelesen hat. Wir sind in der Stube beisammen gesessen, das war arg. Ich war damals fünf Jahre. Ich habe sehr geweint".

 

Franziska Jägerstätter heiratete ihren Mann Franz im Jahr 1936, das Paar bekam drei Mädchen: Aloisia, Maria und Rosalia; sie sind heute zwischen 67 und 70 Jahre alt. Franziska Jägerstätter wohnt bei ihrer Tochter Maria in St. Radegund; sie hat 14 Enkel- und 17 Urenkelkinder. 


(Kathpress, gec)

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