Sobald das päpstliche Dekret der Seligsprechung beim Ordinariat der Diözese angekommen ist, wird Bischof Dr. Ludwig Schwarz alle weiteren Details bezüglich Seligsprechungsfeierlichkeiten bekannt geben.
Bei einer Audienz für den Präfekten der Heiligsprechungs-Kongregation, Kardinal Jose Saraiva Martins, genehmigte Papst Benedikt XVI. die Veröffentlichung eines entsprechenden Dekrets zum Martyrium . Jägerstätter war von den Nationalsozialisten am 9. August 1943 in Brandenburg/Havel hingerichtet worden. Er hatte sich aus religiösen Gründen geweigert, mit der Waffe für Hitler in den Krieg zu ziehen.
Bischof Dr. Ludwig Schwarz sagte in einer ersten Stellungnahme auf der fahrt von Zagreb nach Linz am Telefon: "In der Diözese wird diese Meldung mit großer Freude aufgenommen. Wir freuen uns, dass die nächsten Schritte zur Seligsprechung nun konkret geplant werden können." Gegenüber der APA betonte Bischof Schwarz weiters: "Jägerstätter hat uns auch heute viel zu sagen". Die Grundhaltung des hingerichteten Wehrdienstverweigerers aus Gewissensgründen sei zeitlos. Er habe sein Handeln an seinem Gewissen und den Geboten Gottes in der schwierigen Zeit des Nationalsozialismus ausgerichtet. Er habe alle Konsequenzen bis hin zum Martyrium getragen. Er sei entschieden den Weg des Glaubens gegangen. Die Unterschrift des Papstes unter das Dekret sei die offizielle Anerkennung, dass Jägerstätter ein Märtyrer und ein Seliger sei, so Schwarz. Das sei etwas Großes für die Diözese. Der Bischof machte darauf aufmerksam, dass nicht mehr der Papst in Rom die Seligsprechung vornehme, sondern dass diese in der jeweiligen Diözese erfolge. Er werde nun Kontakt mit dem Staatssekretariat aufnehmen. Drei Fragen seien zu klären: Wann, wo und wer im Auftrag des Papstes werde die Seligsprechung erklären.
Seligsprechung nun fix
Mit der Veröffentlichung des Dekrets ist das Seligsprechungsverfahren für Franz Jägerstätter abgeschlossen. Nun müssen noch Datum und Ort der Seligsprechung festgelegt und der bevollmächtigte Vertreter des Papstes bestimmt werden, der den feierlichen Akt der Kanonisation im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes vornimmt. Laut den im Vorjahr promulgierten neuen Normen für Seligsprechungen erfolgen diese normalerweise in den jeweiligen Diözesen "oder an einem anderen geeigneten Ort".
Verfahren begann vor 10 Jahren
Der Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter hatte offiziell vor zehn Jahren begonnen. Bereits im Jahr 1989 waren im Auftrag des damaligen Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern zur Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens Zeugen einvernommen worden, die Franz Jägerstätter gekannt hatten. Nach unterstützenden Voten der Österreichischen Bischofskonferenz, einer historisch-theologischen Kommission und des Linzer Domkapitels wurde 1997 offiziell der Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter eröffnet. Am 21. Juni
2001 wurde es auf diözesaner Ebene abgeschlossen, die Akten wurden der Selig- und Heiligsprechungskongregation übergeben. Wichtig für diesen Prozess war die theologische Arbeit des heutigen Innsbrucker Diözesanbischofs Manfred Scheuer (er war Postulator des diözesanen Seligsprechungsverfahrens) über das Martyrium Jägerstätters.
Am 4. November 2005 brachte Kardinal Christoph Schönborn gemeinsam mit weiteren österreichischen Bischöfen und unter Beisein einer Delegation aus St. Radegund und Ostermiething einen Originalbrief Jägerstätters in die Kirche San Bartolomeo in Rom, die Papst Johannes Paul II. dem Gedenken an den Märtyrer des 20. Jahrhunderts gewidmet
hat. Bischof Scheuer nannte Jägerstätter bei seiner Predigt in San Bartolomeo einen "einsamen Zeugen des Gewissens und einen Propheten mit Weitblick und Durchblick".
Scheuer dankt "Zeugen" Jägerstätters
Bischof Scheuer bekundete in einer ersten Reaktion große Freude über das grüne Licht für die Seligsprechung Jägerstätters. Er wolle bei dieser Gelegenheit vor allem jenen danken, die bereits unmittelbar nach dem Krieg begonnen haben, die Erinnerung an der Kriegsdienstverweigerer und sein wichtiges Zeugnis mit großer Beharrlichkeit wach zu halten.
Neben Jägerstätters Witwe Franziska sei vor allem Erna Putz namentlich zu nennen, so Scheuer am Freitag gegenüber "Kathpress". mDass es zur Eröffnung des Seligsprechungsverfahrens gekommen ist, dafür sei diese "nichtinstitutionelle Bewegung" wichtig gewesen, "die Verehrung, die schon da war". Das Hauptverdienst liege "bei den Menschen, denen Franz Jägerstätter wichtig gewesen und geworden ist", hob der Bischof hervor.
Nach Scheuers Worten war auch die öffentliche Auseinandersetzung mit Jägerstätter und seiner Entscheidung, den Kriegsdienst zu verweigern, wichtig, "weil sich herauskristallisierte, dass es um seinen Glauben ging und geht". Jägerstätter werde als Märtyrer selig gesprochen, dessen Einschätzung von Recht und Unrecht und dessen Widerstand gegen das NS-Regime tief im Glauben verwurzelt war und der für diese Entscheidung aus dem Glauben in den Tod ging. Er - Scheuer - erwarte nicht, dass mit der Seligsprechung die Debatten um Person und Handeln Jägerstätters beendet sind. Der NS-Märtyrer werde "ein für die Kirche nicht ganz bequemer Seliger" sein, auch wenn sich Themen, um die heute gerungen wird, geändert hätten.
Der Bischof betonte, mit der Seligsprechung des Kriegsdienstverweigerers sei auch kein "Urteil" über jene gesprochen, die als Soldaten am Zweiten Weltkrieg teilnahmen. Viele von ihnen seien gegen ihren Willen eingezogen und um ihre Jugend betrogen worden. Die Seligsprechung könne diesen Menschen ihre eigene Lebensgeschichte "in einem anderen Licht erscheinen" lassen.
(Kathpress, gec)