Jägerstätter-Biografin Dr.in Erna Putz und Prälat Josef Mayr haben sieben Briefe von Franz Jägerstätter an seinen „Ordensbruder“ Rudolf und an dessen Frau Maria Mayr aus Raab entdeckt. Sie bestätigen das spirituelle Profil Jägerstätters, ist das Ergebnis einer ersten Sichtung.
Franz Jägerstätter lernt Rudolf Mayr 1940 in der Kaserne in Enns kennen. Aus der Freundschaft der beiden überzeugten Katholiken wird eine tiefe geistliche Verbundenheit. Gemeinsam werden sie am 8. Dezember 1940 in Enns in den „Weltlichen Dritten Orden“ des heiligen Franziskus aufgenommen.
Bei den Vorbereitungen zu einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ordenseintritts am 8. Dezember 2010 ist Erna Putz nun auf sieben bislang unbekannte Jägerstätter-Briefe aus den Jahren 1942/43 gestoßen. Prälat Josef Mayr konnte Felix Wiesinger, den Stiefsohn seines onkels Rudolf Mayr, ausfindig machen, der die Hinterlassenschaft seiner Eltern aufbewahrt hatte. Dabei kamen auch 130 Briefe des Ehepaares Mayr zutage sowie mehrere Briefe von Pfarrer Franz Krenn, der als Priester mit Berufsverbot belegt in Enns als Organist lebte. Alle drei waren mit dem Vorhaben Jägerstätters vertraut, den Wehrdienst zu verweigern. Entsprechend brisant sind die Inhalte der Schreiben.
Zeugnis der Freundschaft
Dreißig Briefe Rudolf Mayrs an Franz Jägerstätter lagen Erna Putz bei der Abfassung ihrer großen Jägerstätter-Biografie vor, nun hält sie gleichsam die „Rückseite der Medaille“ in den Händen. Ein erster Blick auf die neuen Briefe Jägerstätters – eine genaue Analyse muss folgen – machen die Bedeutung der religiösen Kleinschriften und den Austausch darüber für die beiden Freunde deutlich. Jägerstätter spricht von einem Büchlein über Thomas Morus, einem Heiligen des Gewissens des frühen 16. Jahrhunderts, das ihm Mayr empfohlen hatte. Die Briefe sind zudem ein berührendes Zeugnis tiefer Freundschaft. An Maria Mayr schreibt Jägerstätter, dass er ihren Gatten so hoch schätzt, „als wär es mein leiblicher Bruder“.
In der Mayr- und Krenn-Korrespondenz kommt ebenfalls immer wieder die Sprache auf Jägerstätter. Er hat den ganzen Freundeskreis beschäftigt. Klar wie bislang noch nicht bekannt, macht Pfarrer Krenn in einem Brief an Familie Mayr die Bruchlinie deutlich, die Jägerstätter von seinen Freunden trennt. Der Pfarrer unterstützt das Bemühen, unter widrigen Umständen als Christ zu leben, aber die Verantwortung für Staat und Politik tragen andere, betont er. Hier ging Jägerstätter jenen Schritt weiter, der ihn das Leben kostete: Er war sich bewusst, dass er sich von dieser Verantwortung nicht freikaufen konnte. Nach Überzeugung Jägerstätters besteht die Verantwortung eines Christen nicht bloß im Gehorsam der staatlichen Obrigkeit gegenüber, sondern er hat auch die Pflicht, den Staat mitzugestalten. Damit nimmt er entscheidende Positionen des 2. Vatikanischen Konzils vorweg. Sein Freund Rudolf Mayr verweigerte den Kriegsdienst nicht, er gilt seit dem 12. August 1943 als vermisst – drei Tage nach der Enthauptung Jägerstätters.
Franz Jägerstätter wörtlich
„Ich bin meinen Vorfahren, die ich schon gar nicht mehr gekannt, viel Dank schuldig, weil sie so gute Bücher angekauft und aufbewahrt hatten, durch die ich wieder auf den rechten Weg gekommen bin. Es lässt sich gar nicht sagen, welch großes Glück es ist, wenn man nach längerem Umherirren wieder auf den rechten Weg zurückfindet und den wahren Frieden findet, den die Welt niemals geben kann. “ (Aus einem neu gefundenen Brief Franz Jägerstätters an Rudolf Mayr)
Gedenkfeier am 8. Dezember 2010 in Enns
„Ordenskleid statt Waffenrock“ – Im Gedenken an die Einkleidung in den Weltlichen Orden des hl. Franziskus von Franz Jägerstätter und Rudolf Mayr.
Ab 14.00 Uhr, Pfarrheim Enns-St. Marien, Wiener Str. 4
16.00 Uhr, Gottesdienst in der Pfarrkirche Enns-St. Marien mit Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz, Bischof em. Maximilian Aichern und Prälat Josef Mayr mit Enthüllung einer Gedenktafel.