Aus den Aufzeichnungen
Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab Nur für kurze Zeit singen wir dieses Lied und bald feiern wir wieder das frohe Weihnachtsfest. Christus hätte zwar alle Menschen Friede und Befreiung gebracht, und doch sind es nicht viele, die jährlich frohe Weihnachten feiern, weil in ihrem Herzen der Frieden fehlt.
Der Friede sei mit euch, hat Christus einst zu den Aposteln gesagt. Haben vielleicht diese Worte für uns jetzige Christen keine Geltung mehr, weil schon fast die ganze Welt im Unfrieden lebt? Wieder hat es den Anschein, als lebten wir noch im Heidentum und Christus muss erst geboren werden und kommen, uns zu erlösen. Aber all das braucht uns nicht entmutigen oder uns im Glauben schwächen, denn sogar damals, als Christus selbst gelehrt und gepredigt hat, haben nicht alle den Frieden gefunden. So war es immer und wird es auch bleiben, so lang es Menschen auf dieser Welt gibt. Denn mehr als Christus schon für uns getan, glaub ich, könnte er nicht mehr tun. Er hat seinen letzten Tropfen Blut für uns hingegeben. Er hat sogar sein eigenes Fleisch und Blut als Speise und Trank hinterlassen. Es liegt daher ganz in uns, wenn wir den Frieden nicht mehr haben. So glücklich, lehrt uns der hl. Antonius, ist kein Glücklicher und so selig ist kein Seliger, als der, welcher Christus im Herzen trägt. Keine Wasserquelle wird süßes und saueres Wasser zu gleicher Zeit hervorbringen. Und so ist es auch im Menschenherzen.
Denn in dessen Herzen Christus seinen Wohnsitz hat, wird nicht sein Zank und Neid, Hass und Eifersucht, Rachsucht, Stolz und Hochmut, Lüge und Sittenlosigkeit, denn all das sind Werke des Satans. Denn Christus und Satan können nicht zu gleicher Zeit in einem Herzen regieren. Wollen wir die Welt verbessern, so müssen wir bei uns selbst anfangen. Wer wird zuerst zum Nachbar gehen ins Löschen, wenn es in seinem Hause auch brennt?... (Seite 254)
Beneiden wir nicht manchmal die Heiligen Drei Könige ? Ist es möglich, dass wir an die wahre Gottheit Jesu Christi im Allerheiligsten Altarssakramente glauben, wenn wir jährlich nur zwei oder höchstens dreimal zum Tisch des Herrn gehen? Beneiden wir nicht manchmal die Hl. Drei Könige, dass sie das Jesukind auf ihre Arme nehmen durften? Was mussten diese für eine weite und gefährliche Reise machen, bis sie dieses Glückes teilhaftig wurden? Hat uns nicht Christus in eine weit glücklichere Lage versetzt als die Hl. Drei Könige, denn erstens brauchen wir keine so weite und gefährliche Reise machen, und zweitens haben wir eine noch weit größere Gnade, denn wir dürfen dasselbe Jesukind nicht bloß in die Arme nehmen, sondern es kehrt sogar in unser Herz ein. Da werden sich halt so manche denken, wenn wir das Jesukind in der consekrierten Hostie auch sehen könnten, wie einstens die Drei Könige das Jeuskind zu Bethlehem geschaut, dann wärs halt ganz was anders. Hat nicht Christus selbst gesagt: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ (Seite 220) S. 220
Aus: Erna Putz (Hg.) Franz Jägerstätter. Der gesamte Briefwechsel mit Franziska und Aufzeichnungen 1941 – 1943. Mit einem Geleitwort von Manfred Scheuer
Erhältlich zum Preis von Euro 11,90 bei: Behelfsdienst,
Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz, Tel. 0732/7610 – 3813;
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(ha)