Wie traurig ist es jedoch in der jetzigen Zeit, dass wir als Laien nicht eine einzige Seele mehr retten können. Hilflos muss man zusehen, wie sogar die nächsten Verwandten und so manche Seele über die man sogar eine Verantwortung trägt, in diesem Strom, in dem wir ja alle schwimmen, untergehen, so dass man ihnen nicht einmal zurufen darf, wie sie sich aus diesem Strome retten könnten, wenn man auch als Laie imstande wäre, einem die nötigen Ratschläge dazu zu geben um glücklich ans andre Ufer zu gelangen. Denn solange unsre Seelenführer, auf die man sich doch am meisten verlässt und verlassen sollte, schweigen oder einem sogar das Gegenteil von dem, was man zu tun hätte um glücklich sich aus diesem gefährlichen Strom zu retten, zurufen, ist es natürlich besser, wir Laien schweigen ganz, denn wenn eines schon schwach ist, könnte man es durch dieses Zurufen in noch größere Verwirrung bringen als eins sich ohnedies schon befindet.
Solange unsre Priester und Bischöfe keine Ratschläge über die gefährliche Lage, in der sich fast alle befinden, geben oder höchstens das Gegenteil dazu anraten, können wir Laien höchstens Gott bitten, dass er einem so bald wie möglich glücklich ans andre Ufer gelangen lässt. Damit andre dann wenigstens dem Beispiele folgen können und sehen, wie dieses oder jenes sich glücklich, wenn auch fort ans andre Ufer gerettet hat.
Aus: Franz Jägerstätter: Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen, Erna Putz (Hg.), Passau – Linz, Veritas Verlag, 1987, 162