Der oberösterreichische Landwirt verweigerte im Zweiten Weltkrieg aus Glaubensgründen den Kriegsdienst und wurde dafür vom NS-Regime zu Tode verurteilt und hingerichtet. Seine Seligsprechung am 26. Oktober 2007 bei einem Festgottesdienst im Linzer Mariendom, an dem auch Jägerstätters 2013 verstorbene Frau Franziska teilnahm, fand weltweit Beachtung. Liturgischer Gedenktag an den Märtyrer ist der Tauftag Jägerstätters am 21. Mai.
Festgottesdienst zur Seligsprechung von Franz Jägerstätter im Linzer Mariendom vor 10 Jahren. © Diözese Linz / Hermann Wakolbinger
Offizieller Auftakt des Reigens zum zehnten Jahrestag bildet die Landesgedenkfeier für geladene Gäste am Montag 23. Oktober 2017 ab 19 Uhr in der Linzer Minoritenkirche. Nach der Begrüßung durch Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer wird die Jägerstätter-Biografin Mag.a Dr.in Dr.in h. c. Erna Putz über den Seligen referieren, ehe Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Postulator bei der Seligsprechung Jägerstätters und Autor des neuen Buches "Kraft zum Widerstand - Glaubenszeugen im Nationalsozialismus", auch weitere Märtyrer der NS-Zeit vorstellt. Domorganist Prof. Dr. Wolfgang Kreuzhuber hat für diesen Anlass das Stück "Der Friede sei mit euch" für Mezzosopran und Orgel komponiert, das beim Festakt uraufgeführt wird. Dem Musikstück liegen Gedanken von Franz Jägerstätter zur Advent- und Weihnachtszeit zugrunde. Es musizieren Mag.a Monika Schwabegger (Mezzosopran) und Domorganist Prof. Dr. Wolfgang Kreuzhuber (Orgel). Im Anschluss an den Festakt steht ein Empfang im Landhaus auf dem Programm.
Am Mittwoch, 25. Oktober 2017 findet um 11 Uhr an der Katholischen Privat-Universität Linz die Gründungsfeier des "Franz und Franziska Jägerstätter Instituts" statt. Die Gründung wird durch Bischof Scheuer als Großkanzler der Universität vollzogen, Festvortragende sind Institutsleiter Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger OT, der Innsbrucker Theologe Univ.-Prof. Dr. Jozef Niewiadomski sowie der Journalist und Schriftsteller Martin Pollack.
Religiöser Höhepunkt ist am Jahrestag der Seligsprechung (26. Oktober 2017) eine Wallfahrt zum Richtberg-Taferl in Altmünster, im Gedenken an Franz Jägerstätter. Ausgangspunkt ist um 9.40 Uhr bei der Kirche in Reindlmühl, ehe ab der Spallmooskapelle der Kreuzweg entlang gegangen. Die Heilige Messe um 11.30 Uhr in der auf 1.047 Höhenmeter gelegenen Kapelle wird wie bereits im Vorjahr von Diözesanbischof Scheuer geleitet. Dabei wird auch des Südtirolers Josef Mayr-Nusser gedacht, der zur NS-Zeit ein ähnliches Schicksal wie Jägerstätter erlitt und im März 2017 seliggesprochen wurde.
Bereits am Sonntag, 22. Oktober, erinnert ab 12.30 Uhr die ORF2-Sendung "Orientierung" in einem Kurzbeitrag an Franz Jägerstätter, mit Interviews des Theologen Ewald Volgger sowie Töchtern des Seligen. Eine künstlerische Annäherung an den Seligen gibt es schließlich ab 4. November im Salzburger Schauspielhaus, wo das zuletzt in Rankweil gezeigte Mitterer-Stück "Jägerstätter" auf dem Spielplan steht.
Franz Jägerstätter, Sohn einer ledigen Bauernmagd, war Bauer, Mesner und Familienvater in St. Radegund (Oberösterreich). Er verweigerte jede Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus, da ihm dieser mit dem Christentum völlig unvereinbar erschien. Nachdem er 1940 zum Militärdienst einberufen und zweimal unabkömmlich gestellt wurde, leistete er einer weiteren Einberufung nicht mehr Folge, da er den Kampf für Hitler als Sünde ansah. Für seine Erklärung, aus religiösen Gründen den Wehrdienst mit der Waffe abzulehnen und nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein zu können, wurde er verhaftet, wegen "Wehrkraftzersetzung" verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel enthauptet.
Ab 1989 wurden im Auftrag des damaligen Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern Personen, die Franz Jägerstätter gekannt haben, als Zeugen einvernommen. Der Seligsprechungsprozess wurde 1997 offiziell eröffnet und ab 1998 vom heutigen Linzer Bischof Manfred Scheuer als Postulator geleitet. Am 1. Juni 2007 bestätigte Papst Benedikt XVI. das Martyrium, woraufhin die Seligsprechung am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom stattfinden konnte. Als Gedenktag wurde der 21. Mai festgesetzt. Jägerstätters Ehefrau Franziska, die für seinen religiösen Glauben eine große Rolle spielte, verstarb am 16. März 2013, wenige Tage nach ihrem 100. Geburtstag.
Franziska Jägerstätter küsst das Reliquiar mit den sterblichen Überresten von Franz. © Diözese Linz / Hermann Wakolbinger