„Von nah und fern, aus Vorarlberg, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Wien sind Sie zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Bus nach St. Radegund gekommen. Ich möchte alle im Namen der Katholischen Männerbewegung herzlich begrüßen. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, so ein Vorbild zu haben, denn Franz Jägerstätter hatte den Mut zur Zivilcourage“, so DI Dr. Leopold Wimmer, Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung Österreichs (KMBÖ), der die PilgerInnen, unter ihnen auch eine große Anzahl von Mitgliedern der Österreichischen Mesnergemeinschaft, im Wohnhaus von Franz Jägerstätter willkommen hieß.
Das ehemalige Wohnhaus der Familie bot Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit den Menschenrechten und mit dem Leben und Wirken des Seligen Franz Jägerstätter. Nach einem Besuch beim Jägerstätterdenkmal feierten die PilgerInnen einen Gottesdienst,geleitet vom Feldkircher Diözesanbischof Dr. Benno Elbs, Pfarrer Andreas Jakober, dem Geistlichen Assistenten der KMBÖ, und Diakon Johann Niederreiter.
Bischof Benno Elbs (Mitte) begleitete 70 PilgerInnen nach St. Radegund, hier vor dem Jägerstätterdenkmal. © Cordero / KMBÖ
Die Botschaft von Pfingsten habe immer auch eine politische Dimension, denn Pfingsten sei eine Botschaft gegen soziale Kälte, betonte Bischof Dr. Benno Elbs. "Christen sollen und dürfen sich nicht in die warme, behagliche Stube zurückziehen und dort ein paar fromme Übungen machen", mahnte Elbs. Vielmehr würde es einem Leben aus einem "pfingstlichen Geist" heraus entsprechen, sich für Benachteiligte einzusetzen, "Brückenbauer" zu sein und daran zu erinnern, dass Barmherzigkeit ein "Grundpfeiler" darstelle, "auf dem Menschlichkeit ruht", so der Feldkircher Bischof. Es sei notwendig, auf diese politische Dimension von Pfingsten hinzuweisen, so Elbs, da das gesellschaftliche Klima sich abgekühlt habe: "Es ist kälter geworden." Gerade junge Menschen würden ihm gegenüber immer wieder unterstreichen, dass sie spüren würden, "dass die Aggressivität in unserer Gesellschaft zuzunehmen scheint". So berichtete Elbs von Begegnungen mit Jugendlichen im Rahmen der Feldkircher diözesanen "Hot Spot-Talks", bei denen er gleichermaßen Sorge und Hoffnung unter den jungen Menschen wahrnehme: "Klimawandel, Flüchtlingsströme, Hunger, Kriege, Terror. In dieser Sorge sind zugleich auch große Spuren des Geistes sichtbar geworden." Der Geist von Pfingsten sei daher "ein Geist, der versucht, Träume in der Welt umzusetzen." Es brauche Menschen, "die in ihrem Umfeld und nach ihren persönlichen Möglichkeiten auch im besten Sinn des Wortes politisch sind und sich so für einen vom Geist erfüllten Traum der Gesellschaft einsetzen."
Jägerstätter sei ein Beispiel für ein Leben aus einem "pfingstlichen Geist" heraus - aus einem Geist heraus, der um die Notwendigkeit praktischen, politischen Handelns ebenso weiß wie um die Notwendigkeit der Hoffnung. Es wäre schließlich auch für den Kriegsdienstverweiterer Franz Jägerstätter "der leichtere Weg gewesen", sich zurückzuziehen - dagegen aber sei Jägerstätter aufgestanden und habe gehandelt. Um diesen "pfingstlichen Geist" neu zu entdecken, brauche es laut Elbs einer besonderen Haltung der Aufmerksamkeit dem Leben und seinen Erfordernissen gegenüber. Nur so ließen sich "die Momente Gottes im Leben" erkennen und richtig deuten.
Eine ganz besondere Ehre für die TeilnehmerInnen der Sternwallfahrt war die Anwesenheit der Töchter von Franz Jägerstätter, Maria und Rosalia, die nicht nur beim Gottesdienst, sondern auch bei der anschließenden Agape die PilgerInnen aus ganz Österreich begrüßten.
Die Katholische Männerbewegung hatte heuer zur 9. Sternwallfahrt nach St. Radegund geladen. Das Ziel der PilgerInnen aus ganz Österreich war St. Radegund, wo der 2007 selig gesprochene Franz Jägerstätter am 20. Mai 1907 geboren worden war. Jägerstätter hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet. Sein Gedenktag ist der 21. Mai.
© Cordero / KMBÖ