© Violetta Wakolbinger
Auf Initiative des Bildungszentrums kamen am 4. März 2016 mehr als 50 Personen der Einladung nach, einen Nachmittag mit Franziska Jägerstätter, ihren Briefen und ihrem Wirken im Glauben zu verbringen. Die Jägerstätter-Tochter Maria Dammer kam mit Familienmitgliedern aus St. Radegund nach Linz, ebenso nahmen Bischof Manfred Scheuer, die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung OÖ Erika Kirchweger, Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer, VertreterInnen von Pax Christi, Mitarbeiterinnen des Bildungszentrums sowie viele Interessierte und Gläubige am Gedenken teil.
Bischof Scheuer: „Franziska Jägerstätter hat die Melodie Gottes in sich aufgenommen. So ist für Franz der Wille Gottes auch durch Franziska vermittelt worden. Wenn sie nicht zu ihm gehalten hätte, dann hätte er niemanden gehabt. Sie war wichtig für ihn, dass er so geworden ist.“
Gedenken an Franziska Jägerstätter im Haus der Frau Linz. © Violetta Wakolbinger
Viele haben noch die Seligsprechung am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom in Erinnerung, wo Franziska Jägerstätter die Reliquie ihres Mannes in berührender Weise zum Altar trug. „Wie eine junge Frau, die zeigt, wie lieb sie ihren Mann hat“, so beschreibt die Leiterin vom "Haus der Frau" Gabriele Eder-Cakl in der Gedenkstunde diese Situation: „Die Liebesgeschichte ist es auch, die viele Menschen beeindruckt. Vor allem junge Menschen bekommen dadurch einen Bezug zum Ehepaar Jägerstätter.“ Die Briefe und Aufzeichnungen beider sind Ausdruck dieser Liebe und Sorge sowie des Vertrauens zueinander. Beide schreiben immer wieder, dass ihre Ehe besonders war. Franziska Jägerstätter im Brief an Pfarrer Kreutzberg in Berlin: „Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Ehe eine der glücklichsten war in unserer Pfarre …Ich freue mich auf ein Wiedersehen im Himmel.“ Bischof Scheuer dazu im Vorwort des Buches „Franz Jägerstätter. Der gesamte Briefwechsel mit Franziska“: „Deshalb ist die Seligsprechung von Franz Jägerstätter am 26. Oktober 2007 in Linz auch eine Anerkennung dieser Ehe als ecclesiola, wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil bezeichnet wird, einer wahren Kirche im Kleinen.“
„Franziska und Franz Jägerstätter hatten bzw. haben eine große Familie, waren Bauern im Innviertel und waren genau dort engagierte gläubige und g‘standene Christen“, so Eder-Cakl beim Gedenknachmittag: „Das ist es auch, was Franz und Franziska Jägerstätter zu Vorbildern macht. Sie erkennen das echte Spiel hinter den nationalsozialistischen Masken. Ihnen wurde in besonderer Weise die Begabung geschenkt, dass sie Wesentliches von Unwesentlichem, Echtes von Unechtem, Menschliches von Unmenschlichem unterscheiden können. Ihre Liebe zueinander hat sie gestärkt und dadurch haben sie viel Strahlkraft gehabt. Franziska Jägerstätter hat in besonderer Weise ihren Alltag mit dem Glauben verbunden. Franz und Franziska zeigen, dass auch ‚normale‘ ChristInnen Vorbilder im Glauben sein können.“
Die Heiligsprechungskongregation hat den damaligen Diözesanbischof Ludwig Schwarz beim letzten Ad-limina-BBesuch im Jänner 2014 ermutigt, die Heiligsprechung für Franz und eventuell auch für Franziska Jägerstätter zu betreiben. Erforderlich wäre dazu ein Wunder, außerdem wäre nach dem Kirchenrecht eine Wartezeit von fünf Jahren nach dem Tod von Franziska Jägerstätter einzuhalten. Dass ein Ehepaar gemeinsam heiliggesprochen werden könnte, wurde dem Bischof von der Kongregation mitgeteilt.
Zum Lebenslauf von Franziska Jägerstätter
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(gec), (be)