Franz und Franziska Jägerstätter rücken derzeit auch jenseits von Österreichs Grenzen ins Rampenlicht: Beim am Sonntag beendeten großen Katholikentreffen in Rimini war dem Innviertler Ehepaar eine eigene Ausstellung gewidmet, teilte die Jägerstätter-Biografin Erna Putz am Montag der Nachrichtenagentur Kathpress mit. Das Interesse sei enorm gewesen: Bereits am dritten Tag seien 11.000 Personen durch die Ausstellung geführt worden. Nicht zuletzt der Film "A Hidden Life" (2019) des US-Regisseurs Terrence Malick habe dazu beigetragen, so die Einschätzung der Historikerin.
Franz Jägerstätter (1907-1943) wurde aufgrund seiner aus Glaubensgründen geäußerten Weigerung, mit der Waffe für das NS-Regime in den Krieg zu ziehen, vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und hingerichtet. Neben dem 2007 im Linzer Mariendom seliggesprochenen Landwirt, Mesner und Familienvater geriet in den vergangenen Jahren auch dessen Frau und spätere Witwe Franziska Jägerstätter (1913-2013) mit ihrer Geschichte und Haltung in den Fokus.
Beim jüngsten, von 150.000 Personen besuchten Katholikentreffen von Rimini standen die Jägerstätters neben anderen "vorbildlichen Christen" ebenso wie Alcide Degasperi und Enzo Piccinini im Zentrum einer je eigenen Schau. Wie Biografin Putz berichtete, ging es dabei außer um die politische Dimension der Kriegsdienstverweigerung auch um die Ehe mit Franziska. "Die Frau erntet großen Respekt für das Mittragen der Entscheidung ihres Mannes und die Meisterung des Schicksals der Familie. Es mehren sich die Stimmen, die angesichts deren tiefen Gläubigkeit eine Seligsprechung für die Witwe wünschen", fasste die oberösterreichische Wissenschaftlerin und Autorin zusammen.
Jägerstätter-Biografin Erna Putz (im Bild bei der Gedenk-Vesper zum 80. Todestag von Franz Jägerstätter) © Diözese Linz/Kienberger
Beeindruckt über die Jägerstätter-Schau hatte sich auch Davide Prosperi, der Präsident der Fraternität "Comunione e Liberazione", in einer Aussendung zum Ende des Katholikentreffens gezeigt. Unter den vielen "Gesichtern und Geschichten", die ihn bereichert hätten, hob er die Schau über das österreichische Ehepaar als einzigen Programmpunkt gesondert hervor. Prosperis Gemeinschaft war für die gesamte Ausrichtung des Treffens verantwortlich gewesen.
Als "großartig gestaltet und äußerst gelungen" würdigte auch Putz in einem Dankesschreiben an die Veranstalter die Jägerstätter-Ausstellung. "Das Leben, die Liebe und der Glaube" des Ehepaares sei deutlich geworden, und in den Filmsequenzen sei sowohl deren Liebenswürdigkeit als auch die politischen Herausforderungen erfahrbar gewesen. "Mit der Seligsprechung von Franz hat die Kirche einen großen Schritt zur Anerkennung der Gewissensentscheidung des Einzelnen gemacht, zur Entscheidung, die sich am Evangelium und der Lehre der Kirche ausrichtet", hob die Biografin hervor.
Erst zu Monatsbeginn war Franz Jägerstätter im Zentrum einer Predigt beim Medjugorje-Jugendfestival gestanden, und die nächste Präsentation seines Schicksals sowie dessen seiner Familie steht bereits bevor: Am Donnerstag (29. August) wird im deutschen Halle an der Saale eine Wanderausstellung über Opfer des NS-Reichskriegsgerichts aus verschiedenen Ländern vorgestellt, die anschließend in mehreren europäischen Hauptstädten gezeigt werden soll, mit dem Innviertler Märtyrer als Vertreter aus Österreich. Zwei seiner Töchter, eine Vertretung seiner Heimatpfarre St. Radegund sowie auch Biografin Erna Putz werden an der Eröffnung teilnehmen, mit Reden von Staatsministerin Claudia Roth und Reiner Haseloff, dem Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.