Mittwoch 20. November 2024

Scheuer: Jägerstätter wollte wie Franz von Assisi Evangelium leben

Anlässlich seines Gedenktags am 21. Mai nahm Bischof Manfred Scheuer beim Auftakt des Provinzkapitels der Franziskaner von Österreich und Südtirol am 20. Mai 2024 in der Wolfgang-Kirche in Pupping Bezug auf den seligen Franz Jägerstätter.

Den heiligen Franz von Assisi und den seligen Franz Jägerstätter eint, dass "beide im Grunde nur das Evangelium leben wollten": Darauf hat der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer mit Blick auf den Jägerstätter-Gedenktag (21. Mai) betont. Obwohl von Massenmeinung unter Druck gesetzt, der Macht der Gewalttätigen ausgesetzt und von ihnen eingekerkert, habe sich Jägerstätter eine innere Freiheit bewahrt, sagte Scheuer zum Auftakt des Provinzkapitels der Franziskaner von Österreich und Südtirol am Pfingstmontag in der Wolfgang-Kirche in Pupping in Oberösterreich. Bis 24. Mai 2024 beraten dort mehr als 50 Franziskaner über aktuelle Herausforderungen des Ordenslebens. Der Linzer Bischof rief die Ordensleute zu Beginn ihrer Versammlung dazu auf, "von Gottes Möglichkeiten nicht zu klein zu denken".

 

"Franz Jägerstätter hat nicht zu groß von der Macht der Nazis gedacht und nicht zu klein von den Möglichkeiten Gottes mit ihm", führte Scheuer aus. Er habe den Krieg zwar nicht stoppen können, sei deswegen aber nicht in Resignation verfallen. Jägerstätter war als Mitglied des säkularen franziskanischen Dritten Ordens, der die franziskanischen Ideale außerhalb von Klöstern fördern möchte, eng mit der franziskanischen Spiritualität vertraut. Die Kraft für seine Haltung habe der 1943 Hingerichtete aus seiner Verbundenheit mit dem Gekreuzigten und dem Auferstandenen geschöpft, sagte Scheuer. Genau dieses Kriterium werde in der Nachfolge Christi jedoch aus dem Blick verloren, so die Kritik des Bischofs.

 

"In der gegenwärtigen Gesellschaft und Kirche gibt es seit einigen Jahren so etwas wie eine 'schleichende Entchristologisierung' des allgemeinen Glaubensbewusstseins", meinte Scheuer. So stehe in der Glaubens-, Gebets- und Liedsprache innerhalb der kirchlichen Frömmigkeit, "nicht mehr Jesus im Zentrum unserer Beziehung zu Gott", sagte der Linzer Diözesanbischof. 

 

Gegen den "rasenden Stillstand"

 

Der Leiter der Österreichischen Provinz (Provinzialminister) der Franziskaner, P. Fritz Wenigwieser, warnte zum Auftakt der Arbeiten vor einem "rasenden Stillstand": Die zeitgenössische Gesellschaft fordere immer schnellere Abläufe und Reaktionen, gleichzeitig verharre oder erstarre sie ohne wirklichen Fortschritt. Als anstehende Herausforderungen des Ordens nannte Wenigwieser das Älter-Werden vieler Mitbrüder und die Frage nach dem rückläufigen Nachwuchs. 

 

Wenigwieser aus dem "Shalomkloster Pupping" wurde 2021 zum neuen Provinzialminister gewählt. Seit dem Jahr 2007 gibt es die Provinz Austria vom hl. Leopold, die Klöster in Österreich und Südtirol umfasst.

 

Mit Stand Oktober 2023 leben 95 Franziskaner in 18 Niederlassungen in Österreich und Südtirol. Die Franziskaner betreiben zwei Schulen – je eine in Bozen und in Hall in Tirol. In vielen Pfarren arbeiten Brüder in der Pfarr- und der Pastoralarbeit mit. 

 

 

(kathpress)
 

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