Franziskas "langer Karfreitag" bestand nach den Worten Kardinal Schönborns, die er in einem Evangelien-Kommentar in der Freitag-Ausgabe der "Kronen Zeitung" formulierte, "aus vielen Prüfungen, Demütigungen, Kritiken, und vor allem aus dem Schmerz der Trennung von ihrem geliebten Franz". Er habe ihr oft begegnen dürfen, so Schönborn. "Je älter sie wurde, desto leuchtender ihr Gesicht, wenn sie an 'ihr Ostern' dachte, das Wiedersehen mit Franz." Ihr strahlendes Lächeln sei für ihn der Beweis gewesen, "dass auch in einem 'langen Karfreitag' schon die Freude des Ostermorgens durchscheinen kann", schrieb der Kardinal.
Dabei habe Franziska Jägerstätter viel zu leiden gehabt. Am Gründonnerstag 1936 Ehefrau von Franz geworden, habe sie miterleben müssen, wie ihr Gatte durch seine glaubensbegründete Ablehnung des NS-Regimes zunehmend unter Druck kam und schließlich wegen seiner Verweigerung des Dienstes mit der Waffe am 9. August 1943 in Berlin enthauptet wurde. "Lange galt Jägerstätter als Schandfleck, weil Kriegsdienstverweigerung für unehrenhaft und feig gehalten wurde", erklärte Schönborn. Seine Witwe erhielt lange keine Kriegswitwenrente.
Auch Franziska sei unter Kritik gestanden, weil sie ihren Gatten nicht von seiner Entscheidung abgehalten habe und deshalb mitschuldig an seinem Tod sei. Die ersten zwanzig Jahre nach dem Krieg seien "für Franziska bittere Zeiten der Ausgrenzung, der Verachtung und auch der Armut" gewesen.
Erst nach vielen Jahren sei das Verhalten ihres Mannes differenzierter betrachtet und geschätzt worden. Ein kirchliches Verfahren endete schließlich mit der Feier der Seligsprechung von Franz Jägerstätter am 26. Oktober 2007 im Linzer Dom. Kardinal Schönborn war dabei und erinnert sich: "Franziskas strahlendes Gesicht an diesem Tag sagte allen, die es gesehen haben, was sie meinte, wenn sie sagte: 'Ich denke, dass ich jetzt schon näher an Ostern bin.'"
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