Mittwoch 20. November 2024

Jägerstätter-Film beim Vorspiel der Biennale Bavaria

Im „Burghauser Anzeiger“ erschien am 28. September 2020 ein Artikel über das sogenannte „Vorspiel“ der Biennale Bavaria, bei dem Terrence Malicks Film über Franz Jägerstätter gezeigt wurde. Burghausen liegt in Bayern.

Unter den Gästen waren Jägerstätter Biografin  Dr.in Erna Putz und Dr. Andreas Schmoller vom „Franz und Franziska Jägerstätter-Institut“ in Linz.

 

Jägerstätter-Film beim Vorspiel der Biennale Bavaria

Einer der Macher der Biennale Bavaria ist Günther Knoblauch (links) ,der gemeinsam mit Bürgermeister Florian Schneider (3.v.l.) die Podiumsgäste begrüßte: (v.l.) Historiker Florian Schwanninger, Erna Putz, Biografin Franz Jägerstätters, Andreas Schmoller vom „Franz und Franziska Jägerstätter-Institut“ in Linz, der St. Radegunder Bürgermeister Simon Sigl und Moderator Peter Jungblut. © Burghausener Anzeiger/Martina Resch

 

Der Text im „Burghausener Anzeiger“ im Wortlaut:

 

St. Radegund in Südtirol

 

Auf der Leinwand wird Franz Jägerstätter ins Gebirge verpflanzt, die Biennale Bavaria aber holt den ermordeten Widerstandskämpfer wieder vor Ort in den Ankersaal.

 

Burghausen. Für Oktober 2019 war sie ursprünglich angedacht, im April 2021 wird sie voraussichtlich über die große Bühne gehen: Die Premiere der Biennale Bavaria, die an sechs verschiedenen Orten ablaufen und einen noch namenlosen „Oscar“ ausloben wird. Aber weil es bis zum Frühjahr lange hin ist, haben sich die Verantwortlichen des Vereins „Internationales Festival des Neuen Heimatfilms“ zu einem starken Preview entschlossen. Den roten Teppich dafür hat Burghausen am Samstagnachmittag vor dem Ankersaal ausgerollt und die geladenen Gäste, coronabedingt auf 68 beschränkt, schritten auf ihm stilvoll ins Filmtheater.

 

Franz Jägerstätter – geboren 1907 in St. Radegund, hingerichtet 1943 in Brandenburg-Görden, seliggesprochen 2007 im Linzer Mariendom – spielte die Hauptrolle: auf der Leinwand im Drei-Stunden-Opus von Terrence Malick und in der vorgeschalteten Diskussion zum Thema „Unbequemes Erinnern – ein Stück Heimatgeschichte“. Ein sperriger Titel, der unter der Moderation von BR-Kulturredakteur Peter Jungblut schnell lebendig wurde. Auch, weil da oben Erna Putz saß, die Biografin des ermordeten Widerstandskämpfers. 33 Jahre alt war sie, als ihr Franziska Jägerstätter ein Packerl Briefe in die Hand drückte, auf dem „Im Kerker geschrieben“ vermerkt war. Die Geschichte ließ die junge Journalistin nicht mehr los. Sie recherchierte, forschte, befreundete sich mit der „Fani“ und gab schließlich sogar ihren Beruf auf, um die Biografie des Kriegsdienstverweigerers aus Gewissensgründen zu veröffentlichen.

 

Nicht ganz so genau nahm es da Terrence Malick mit der Historie. Sein Film „basiert auf wahren Ereignissen“, wie der Vorspann gleich abwiegelt. Und so verlegte der Regisseur Oberösterreich nach Südtirol und drehte 2016 vor der erdrückend gewaltigen Bergkulisse im Pustertal. Für einen US-Amerikaner vermutlich kein Ding. Für Einheimische und Fast-Einheimische jedoch irritierend, die hügelige Region eingebettet in verschneite Zweitausender zu sehen. Auch die Dorfgemeinschaft selbst muss sich im „Verborgenen Leben“ der Dramaturgie beugen: alles Anhänger Adolf Hitlers. „Dabei hat der damalige Bürgermeister Jägerstätter gedeckt, hat für ihn 1941 die ,Unabkömmlichkeit´ beantragt“, erzählt Erna Putz.  

 

Die Schwarz-Weiß- oder doch eher Braun-Weiß-Malerei kritisiert auch der jetzige Rathauschef, Simon Sigl, der ebenfalls auf dem Podium im Ankersaal mitdiskutierte. „St. Radegund als Nazidorf – das stört mich“, stellte er heraus. Seine 600 Gemeindemitglieder hatten schon Anfang des Jahres die Möglichkeit, das Filmdrama mit August Diehl und Valerie  Pachner in der Hauptrolle zu sehen – als Original mit Untertitel, wie Sigl lächelnd erzählt.

 

Die Wahnsinnsbilder wirken ja immer, die Bachsche Matthäuspassion ebenso, und auch die tiefe Liebe zwischen Franz und Franziska bedarf keiner vielen Worte. Da bietet Terrence Malick alles auf, was großes Kino ausmacht, und wurde dafür mit der Nominierung für die Goldene Palme belohnt. Ja, und dann hat er auch noch die Salzach wunderbar in Szene gesetzt, die richtige Salzach und keinen reißenden Südtiroler Gebirgsfluss. Das versöhnt selbst die Kritiker. Eins steht sowieso außer Zweifel: „Ein verborgenes Leben“ ist sehenswert – noch dazu in Burghausen, wo die Fani doch in Hochburg aufgewachsen ist, in St. Jakob oftmals in die Kirch ging und beim Kobler ihr erstes Weißbier getrunken hat, wie sie Erna Putz erzählte. Franziska überlebte ihren Mann übrigens um 70 Jahre. 

 

„Ein verborgenes Leben“ von Terrence Malick läuft heute, Montag, 28. September, um 20 Uhr im Ankersaal, und morgen, Dienstag, 29. September, ebenfalls um 20 Uhr im Quadroscope.

 

 

Quelle: Burghauser Anzeiger, Michaela Resch (Text und Foto)

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