Dienstag 19. November 2024

Neue Wege der Erinnerungskultur in St. Georgen/ Gusen

Unter dem Motto „informieren – mitreden – beteiligen“ lud der Verein „Plattform Papa Gruber“ in St. Georgen/Gusen am 24. Oktober 2012 zu einem breit angelegten Informations- und Diskussionsabend ins Pfarrheim ein.

 

Mehr als 120 BesucherInnen kamen, informierten sich, diskutierten, brachten Vorschläge ein und machten diese Veranstaltung zu einem beachtlichen Erfolg. Den Intentionen der Veranstalter entsprechend, soll das geplante Kunstprojekt „PASSAGE gegen das VERGESSEN“ von Renate Herter in jeder Phase der Entstehung möglichst transparent in einem konstruktiven Dialog vermittelt werden.

 

Die Pfarrbevölkerung, die Diözese Linz – vertreten durch Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer und den Präsidenten der Katholischen Aktion, Bert Brandstetter – sowie die Vertreter der drei politischen Gemeinden St. Georgen, Luftenberg und Langenstein zeigten großes Interesse.

In seinen Begrüßungsworten ging Pfarrer Franz Wöckinger auf die Besonderheiten ein: Dieses Projekt werde von der Bevölkerung initiiert und von einer ungewöhnlich breiten gesellschaftlichen Basis getragen. Alle drei politischen Gemeinden sowie kulturelle und kirchliche Initiativen haben sich zusammengefunden, um dieses Gedenkprojekt zu planen und zu realisieren.


Neben dieser festen Verankerung im Ort sei ihm außerdem die anerkennende Beachtung aufgefallen, die der Prozess um das Kunstprojekt auch außerhalb der drei betroffenen Gemeinden und auf internationaler Ebene finde. Drüber hinaus fordere ihn das Gedenken an die Gefolterten und Ermordeten zum Nachdenken über seinen eigenen Glauben heraus.

 

Die Zeitzeugin Margarete Bauer, eine ehemalige Schülerin Grubers, würdigte Gruber in einem Video-Ausschnitt als „Lehrer mit Leib und Seele“. Der Kirchenhistoriker DDr. Helmut Wagner, Autor und Herausgeber der Gruber-Biografie, beschrieb Gruber als Priester, Pädagogen und Pionier, der als kritischer Zeitgenosse dem NS-Regime im Wege stand. Mit seinem sozialen Engagement in der Zwischenkriegszeit und im KZ Gusen sowie mit seinem Verständnis als Priester war er seiner Zeit weit voraus und kann bereits als Vordenker des II. Vatikanischen Konzils bezeichnet werden. Die Zeithistorikerin Dr. Heidemarie Uhl referierte über die Entwicklung der Gedenkkultur in der Zweiten Republik.

 

Dem anfänglichen Erinnern an Widerstandskämpfer und NS-Opfer in den ersten Nachkriegsjahren folgte eine Zeit, die von Schweigen geprägt war. Erst in den 80er Jahren stellte eine neue Generation neue Fragen und neue Formen der Erinnerungskultur konnten sich entwickeln. Dabei hob Dr. Uhl die Bedeutung von lokalen Initiativen hervor, wie etwa den Verein „Plattform Papa Gruber“ in St. Georgen, die zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte einen beachtlichen und zukunftsweisenden Beitrag leisten. Die Kuratorin des Projektes, Mag. Dagmar Höss, präsentierte das geplante Projekt der Berliner Künstlerin Renate Herter.

 

Spannend verlief im zweiten Teil des Abends die Diskussion rund um das konkrete Kunstprojekt. Pfarrer Franz Wöckinger, die Kuratorin Dagmar Höss und der Obmann der Plattform Papa Gruber, Christoph Freudenthaler, beantworteten Anfragen aus dem Publikum, die Mag. Josef Lugmayr souverän moderierte. Dabei gelang trotz mancher Einwände ein wertschätzender und respektvoller Dialog. Die Beteiligten diskutierten auf hohem Niveau; Zustimmung, Bedenken und Vorbehalte wurden sachlich ausgesprochen. Auch Kompromissvorschläge wurden eingebracht. So kann z. B. die bestehende Bank rund um den Baum auf dem Kirchenvorplatz erhalten bleiben. Den Initiatoren ist bewusst, dass zeitgenössische Kunst wohl nie ungeteiltes Gefallen finden wird.

 

Der St. Georgener Bürgermeister Ing. Erich Wahl MBA, betonte in seinem Statement die Bedeutung Johann Grubers als integrative Leitfigur und als Vorbild, das auch in der Gegenwart nichts an Aktualität verloren hat. Im Anschluss an die Veranstaltung stärkten sich die BesucherInnen mit der traditionellen “Gruber-Suppe“ und setzten dabei ihre angeregte Diskussion fort.

 

 

Kontakt

Monika Weilguni
monika.weilguni@dioezese-linz.at
Tel. 0676 87 76 56 22
Dr. Christoph Freudenthaler
chr.freudenthaler@aon.at
Tel. 0676 760 19 87

Homepage Papa Gruber

Pfarre St. Georgen an der Gusen


(be)

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