65 Jahre nach Kriegsende wurde im Pfarrheim Pucking, im „Spektrum“ der Marktgemeinde Pucking und im öffentlichen Raum bei der Gedenktafel an der Friedhofsmauer daran erinnert, dass unter den Augen der Öffentlichkeit die Todesmärsche der ungarischen Juden und Jüdinnen im April 1945 durch Pucking gezogen sind. Veranstaltet wurde dies vom Katholischen Bildungswerk Pucking, dem Mauthausen Komitee Österreich sowie der Marktgemeinde Pucking
Bei der ersten Veranstaltung hat Dr. Robert Eiter fundiert und klar über die rechtsextreme Szene in OÖ informiert. Es wurde auch auf das Netzwerk gegen Rassismus und Rechtextremismus in OÖ hingewiesen. Bei diesem ersten Abend war die gesamte Bandbreite der unterschiedlichen Reaktionen sehr gut sicht- und hörbar: von Betroffenheit, Ohnmacht, Aggression bis hin zu Verniedlichung, Verneinung und bewusster Angstmacherei reichten die Reaktionen.
Bei der Folgeveranstaltung berichtete Dr.in Doris Fath-Gottinger über die historischen Fakten zu den Todesmärschen der ungarischen Juden und Jüdinnen vom Konzentrationslager Mauthausen in das Lager Gunskirchen. Von systematischer Demütigung und unbeschreiblicher Menschenverachtung war zu hören. Die Filmpräsentation von Peter Witz gab einen künstlerisch-visuellen Einblick in die grausame Thematik.
Der Abschluss der Geh-Denk-Reihe fand bei der Erinnerungstafel zum Todesmarsch beim Friedhof statt. Ein Zeitzeuge, Prof. Ernö Lazarovits, ein ungarischer Überlebender des Todesmarsches von 1945, wäre unser Gast in Pucking gewesen. Aus gesundheitlichen Gründen hat er kurzfristig abgesagt. Dr.in Martina Gugglberger (Johannes Kepler Universität Linz) zeigte mit einem prägnanten Statement den Wahnsinn der Nationalsozialisten bis zu den letzten Tagen des Krieges auf. Die SchülerInnen der VS Pucking brachten mit dem Gedicht „ Bitten der Kinder“ von Bert Brecht die Gräuel des Krieges auf den demokratiepolitischen Punkt.
Die vor 15 Jahren angebrachte Gedenktafel aus grauem Mühlviertler Granit ist ein schweres, dunkles Mahnmal gegen den Krieg, gegen Intoleranz und Ausgrenzung. Im Mai 2010 wurde diese schwere Tafel mit einer neuen, gläsernen, fragilen Tafel ergänzt, auf der folgender Satz steht: „Wer die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit begreifen.“
Kleine Teile der Zusatztafel reichen ineinander. In der Gegenwart berühren einander Vergangenheit und Zukunft. Die gläserne Tafel erzählt vom Geschenk und vom Glück von 65 Jahren Frieden, Freiheit, Toleranz und Demokratie. Möge dieses Geschenk nicht aus Gründen von Bequemlichkeit, Langeweile, Unwissenheit, politischer und wirtschaftlicher Machtgier verloren gehen.
An den Puckinger Geh-Denk-Tagen 2010 haben insgesamt 180 Personen teilgenommen.
Die InitiatorInnen bedanken sich bei den Kindern der VS Pucking, bei Fr. Dipl.-Päd. Michaela Scharinger und bei Frau Dir. Gabriele Weinlich für den Baustein zur politischen Bildung zu Freiheit, Frieden, Toleranz und Demokratieerziehung. Danke auch an Fa. Neuhauser-Verkehrstechnik aus Pucking für die Glas-Gedenktafel.