Dienstag 7. Januar 2025

Zeitzeugin des Zweiten Vatikanischen Konzils beim Jägerstättergedenken

In Tarsdorf und St. Radegund sprach Goss-Mayr anlässlich des 69. Todestages des Seligen Franz Jägerstätter.

Hildegard Goss-Mayr beim Vortrag in Tarsdorf. © Elisabeth Jungmeier
Jägerstättergrab am 9. August 2012. © Elisabeth Jungmeier
Gemeinsames Gehen beim Gedenktag von Tarsdorf nach St. Radegund. © Elisabeth Jungmeier

 

Die promovierte Philosophin und Historikerin Hildegard Goss-Mayr aus Wien war durch ihre Friedensarbeit maßgeblich beteiligt, dass im Zweiten Vatikanischen Konzil die Anerkennung des Gewissens in Bezug auf Kriegsdienstverweigerung in der Konstitution zu Kirche und Welt „Gaudium et Spes“ (GS) auf dem Hintergrund des Zeugnisses von Franz Jägerstätter verankert ist.

 

„Diesen beklagenswerten Zustand vor Augen möchte das Konzil vor allem an die bleibende Geltung des natürlichen Völkerrechts und seiner allgemeinen Prinzipien erinnern. Das Gewissen der gesamten Menschheit bekennt sich zu diesen Prinzipien mit wachsendem Nachdruck.

 

Handlungen, die in bewusstem Widerspruch zu ihnen stehen, sind Verbrechen; ebenso Befehle, die solche Anordnungen anordnen; auch die Berufung auf blinden Gehorsam kann diesen nicht entschuldigen, der sie ausführt. Zu diesen Handlungen muss man an erster Stelle rechnen: ein ganzes Volk, eine Nation oder eine völkische Minderheit aus welchem Grunde und mit welchen Mitteln auch immer auszurotten. Das sind furchtbare Verbrechen, die aufs Schärfste zu verurteilen sind. Höchste Anerkennung verdient dagegen die Haltung derer, die sich solchen Befehlen furchtlos und offen widersetzen.“ (GS 79, nach: Kleines Konzilskompendium, Rahner Vorgrimmler).

 

Hinter diesem Konzilstext stehen die Eingaben mehrerer Konzilstheologen und Erzbischof Roberts SJ (Indien). Die Hintergrundarbeit dazu leisteten Hildegard Goss-Mayr und ihr Mann Jean Goss. Sie bildeten eine Friedensgruppe und engagierten sich besonders im Internationalen Versöhnungsbund, deren Anliegen es war: „Das Konzil solle angesichts der damaligen großen Spannungen in der Welt eine starke Friedensbotschaft setzen.“

 

 

Folgende Forderungen wurden in das Konzil eingebracht

  • die Verurteilung des modernen Krieges und die Herstellung von ABC Waffen
  • das Recht auf Militärdienstverweigerung und den Ungehorsam gegen unmoralische Gesetze und Befehle
  • die Gewaltfreiheit Jesu als Leitlinie der Friedenslehre und des Friedensengagements der Kirche anerkennen

In der Konzilsdebatte wurden die Fragen nach dem sogenannten „gerechten“ Krieg, nach der Militärdienstverweigerung aufgrund der Gewissensentscheidung aus dem Glauben heraus auch auf dem Hintergrund des Beispiels Franz Jägerstätters besprochen. In einem Brief des Erzbischofs Roberts ist dokumentiert, dass dezidiert über Franz Jägerstätter diskutiert wurde. Dieser Brief liegt im Jägerstätterhaus in St. Radegund auf.

 

In ihrem Vortrag am 9. August 2012 in Tarsdorf stellte Goss-Mayr die Beispiele der beiden Männer Franz Jägerstätter und Jean Goss in Zusammenhang. Beide hatten den Kriegsdienst oder Militärdienst aus dem Glauben heraus verweigert mit unterschiedlicher Lebensgeschichte und Folgen. Jean Goss diente in der französischen Armee während des Zweiten Weltkrieges und kam danach in Gefangenschaft. Während dieser Zeit reifte die Überzeugung, den Kriegsdienst aus dem Glauben heraus zu verweigern, was er 1948 in einem Brief an den Verteidigungsminister tat. Danach setzte er sich für die Schaffung eines Gesetzes zum Schutz von Kriegsdienstverweigerern in Frankreich ein und sprach bei einem Besuch im Vatikan im März 1950 ausführlich mit Kardinal Ottaviani über seine Friedensanliegen. Es kann sein, dass dieses Gespräch auch dann in die Diskussionen während des Konzils einfloss.

 

 

Internationale TeilnehmerInnen am Gedenktag

 

Zum Gedenken an den Todestag vom Seligen Franz Jägerstätter kommen jedes Jahr zahlreiche Menschen aus vielen Ländern der Welt. Die Veranstaltung wird von den Pfarren St. Radegund und Tarsdorf sowie von Pax Christi Österreich organisiert.

 

Auch heuer waren Gläubige aus den USA, Frankreich, Italien, Schweiz und Deutschland neben den vielen ÖsterreicherInnen sowie der Familie Jägerstätter bei der Gedenkveranstaltung und den Gottesdiensten. Der Innsbrucker Bischof Dr. Manfred Scheuer war als oberösterreichischer Theologe lange Zeit wesentlich in der Vorbereitung des Seligsprechungsprozesses Jägerstätters beteiligt. Er feierte am Abend die Messe in St. Radegund mit den Gläubigen. Bei seiner Predigt verwies er auf den 70. Todestag von Edith Stein und sprach davon, dass ihn die Freiheit aus dem Glauben heraus bei Jägerstätter, Goss und Stein beeindruckten. Aufgrund dieser Freiheit verlieren diese Personen die Angst von den Kriegsregimen und seien dadurch ein Vorbild für jede/n Christ/in heute, so Scheuer.

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