Mittwoch 27. November 2024

Andenken an Franziska Jägerstätter zu ihrem ersten Todestag

Am 16. März 2014 wurde an Franziska Jägerstätter in mehreren Gottesdienstenzum 1. Todestag gedacht.

Franziska Jägerstätter hielt das Gedächtnis an ihren Mann, den seligen Franz Jägerstätter wach und lebte als glaubwürdige Christin.

 

Gedenkgottesdienst für Franziska Jägerstätter in St. Radegund. © Franz Siegl
Jägerstätter-Grab in St. Radegund. ©
Gedenken im Linzer Mariendom mit Gebetsimpuls bei der Jägerstätter-Stele. © Elisabeth Jungmeier
Kurzsymposium am ersten Jahrestag des Todes von Franziska Jägerstätter in Hochrum bei Innsbruck. V.l.: Jägerstätter-Biografin Dr.in Erna Putz, Moderatorin Mag.a Uschi Teißl-Mederer, Bischof Dr. Manfred Scheuer, Mag. Maximilian Thaler OPraem vom Stift

 

Am 16. März 2014 wurde an Franziska Jägerstätter in mehreren Gottesdiensten in Oberösterreich, Tirol und den USA zu ihrem ersten Todestag gedacht. Franziska Jägerstätter hielt das Gedächtnis an ihren Mann, den seligen Franz Jägerstätter wach und lebte als glaubwürdige Christin.

In ihrem Heimatort in St. Radegund wurde ein Gottesdienst in der Pfarrkirche zu Ehren von Franziska Jägerstätter gefeiert. 

Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung OÖ, Erika Kirchweger, erinnerte zu Beginn des Gottesdienstes im Linzer Mariendom daran, dass sich Franziska Jägerstätter zeitlebens in der Kirche eingesetzt hat als langjährige kfb-Pfarrleiterin und Mesnerin von St. Radegund. Am ersten Todestag von Franziska Jägerstätter machte die Katholische Frauenbewegung im Rahmen des Familienfasttages auf den Einsatz für Frauenrechte aufmerksam.


Am Ende des Gottesdienstes wurde zu einer kurzen Statio und einem Gebetsimpuls bei der Jägerstätter-Stele im Linzer Mariendom eingeladen:


Zelebrant Josef Keplinger sagte in seiner Ansprache: „Franz und Franziska Jägerstätter haben es zugelassen, durch das Geheimnis der Taufe hineingetaucht zu werden in den Lebensweg Jesu; berufen zu sein, mit ihm zu leben, zu leiden und mit ihm auferstehen. Heute, am Todestag von Franziska erinnern wir uns, wie sehr sie aus der Lebenshaltung der Taufe einander bestärkt haben, den Weg des Widerstands zu gehen und einander zum Licht geworden sind, Zeuge und Zeugin füreinander.“ Mitglieder von Pax Christi gestalteten das Gedenken bei der Stele zum ersten Todestag. Das Jägerstätter-Lied ist im neuen Gotteslob enthalten.

 


Bischof Scheuer: Franziska Jägerstätter war Zeugin für den Willen zur Versöhnung


Mit einem Kurzsymposium im Sanatorium der Kreuzschwestern in Hochrum bei Innsbruck erinnerte die Friedensbewegung Pax Christi Tirol am 16. März an Franziska Jägerstätter. Die Witwe des seligen Franz Jägerstätter, der den Wehrdienst unter dem NS-Regime verweigert hatte, wäre am 4. März 101 Jahre geworden. Der 16. März ist ihr erster Todestag.


Die bedeutende Rolle von Franziska Jägerstätter bei der Bewahrung und Aufarbeitung des Glaubenszeugnisses ihres Mannes stand im Mittelpunkt der Ausführungen der Jägerstätter-Biografin Erna Putz. „Franziska hat seine Entscheidung mitgetragen und sie hat geholfen, sie der Nachwelt zugänglich zu machen“, betonte Putz. In zahlreichen Originalzitaten und Briefausschnitten zeichnete sie das Bild einer sehr gläubigen Frau, die ihre Spiritualität im gemeinsamen täglichen Gebet und im Lesen der Bibel mit ihrem Gatten beständig vertieft hat. Und wenn sie Franz Jägerstätter anfangs noch überreden wollte, die NS-Abstimmung über den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland nicht zu boykottieren, so habe sie bald gemerkt, „dass sie ihn in bestimmten Bereichen nicht unter Druck setzen dürfe“, so Putz. 


Als Zeugin für den Willen zur Versöhnung und für die Feindesliebe hat Bischof Manfred Scheuer Franziska Jägerstätter gewürdigt. Er habe „Franziska als verwundete Frau erlebt, der das Leiden auch ins Gesicht gezeichnet war“, so Scheuer. Dennoch habe sie „Hoffnung ausgestrahlt und durch ihre Gastfreundschaft missioniert“. 

Sowohl Scheuer als auch Putz gingen auf die Anfeindungen ein, denen Franziska Jägerstätter wegen der Entscheidung ihres Mannes ausgesetzt war. Manche hätten ihr vorgeworfen, dass ihr Mann erst durch sie so tief religiöse geworden sei, so Putz. Scheuer wiederum betonte: „In St. Radegund hatten viele kein Verständnis für die Entscheidung von Franz. Verletzend war auch die Behandlung von Franziska durch die Behörden“. Auf die Frage, warum das Gedächtnis an Franz Jägerstätter nach dem Krieg so lange verhindert wurde, verwies Bischof Scheuer auf den Versuch der Kirche, „die ausgetretenen Nazis wieder zum Eintritt in die Kirche zu bewegen, und zwar ohne Umkehr des Herzens.“ Erst das Zweite Vatikanische Konzil und katholische Kreise aus Amerika hätten dem entgegengewirkt und an Jägerstätter erinnert.


Angesprochen auf die Frage nach einer möglichen Seligsprechung von Franziska Jägerstätter sagte Bischof Scheuer: „Die Anregung dazu ist direkt aus der Kongregation für Heiligsprechungen in Rom gekommen.“ Das solle jedoch erst fünf Jahre nach dem Tod von Franziska Jägerstätter beginnen. Jetzt sei es wichtig, „das Gedenken zu bewahren und in eine Gebetsgemeinschaft mit Franziska einzutreten“, so Scheuer.


Auf die gegenseitige Anteilnahme als wichtigen Aspekt der Frömmigkeit des Ehepaares Jägerstätter verwies Maximilian Thaler OPraem vom Stift Wilten in Innsbruck. Thaler hat sich in seiner Diplomarbeit mit der Spiritualität der Ehe von Franz und Franziska Jägerstätter beschäftigt. Diese Anteilnahme und das gegenseitige Stärken im Glauben seien eine Anregung für das eheliche Leben heute, so Thaler.


(Quelle: Pfarre St. Radegund, Pax Christi, Diözese Innsbruck)

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