"Die aktuelle Diskussion um die symbolische Entschädigung der Jägerstätter-Töchter durch die Republik sollte den Gemeinden ein Anlass sein, die Familien der vielen Unbekannten und Vergessenen ins Gedächtnis zu holen, sie wertzuschätzen und zu würdigen", so die Historikerin am Donnerstag im Gespräch mit "Kathpress".
Vielen Opfern und Deserteuren des NS-Regimes sei laut der Historikerin lange der Beigeschmack "Vaterlandsverräter" oder "Verbrecher" angeheftet, was für deren Familien viel Scham bedeutete. Die juristischen Aufhebungen der Unrechtsurteile, für die der Fall von Franz Jägerstätter den Anstoß gab, seien sehr wichtig gewesen: "Seine Gattin hat der Freispruch von 1997 stark bewegt. Neben dieser Rehabilitierung braucht es jedoch auch Zeichen der Wertschätzung und Entschädigung gegenüber den Angehörigen, sowie drittens öffentliche Formen der Erinnerung", so Putz.
Es sei geradezu eine "Verpflichtung" politischer Gemeinden, jeweils geeignete Maßnahmen zu finden, um NS-Opfer im Gedächtnis zu behalten und ihre Haltung und ihr Engagement zu würdigen. Putz verglich dies mit den Formen des Gedenkens der Kameradschaftsbünde an die Namen ihrer Klientel. "Möglich wären etwa Feiern am Todes- und Geburtstag oder die Errichtung spezieller Orte, Gedenktafeln oder Steine. Kriegerdenkmäler sollten auch Opferdenkmäler sein", so der Vorschlag. Mit der Aktion "Stolpersteinen" sei ein Anfang gemacht worden.
In fast jeder Gemeinde habe es NS-Opfer gegeben, betonte Putz, die von "berührenden Schicksalen großartiger menschlicher Zeugnisse, an die sich oft nur noch die eigene Familie erinnert", sprach. Aus allen Bundesländern hätten sie Menschen infolge der Entwicklungen um Franz Jägerstätter kontaktiert und viele seien "völlig ratlos, wie man etwa mit dem damals unter Gutheißen der Gemeinde ins KZ geschickten Pfarrer oder der ermordeten Zeugen-Jehovas-Familien umgehen soll". Sinnvoll sei in diesen Fällen, stets in die Tiefe zu gehen, Menschen ins Gespräch zu bringen und auch Schulen einzubinden.
Quelle: Kathpress/ per/jmo/
(ma)