Alte Chororgel
Begonnen hat die Geschichte der Orgeln im Linzer Mariendom bereits mit der Einweihung der Votivkapelle am 29. September 1869: In der Zeitschrift für katholische Kirchenmusik wird hier bereits von einer kleinen neuen Orgel (7/I/P) des Linzer Orgelbauers Anton Hanel (1820–1880) berichtet. Nach Fertigstellung des Presbyteriums, des Kapellenkranzes und der Sakristei (1885) dachte man an eine neue, größere Orgel über der Bischofssakristei; und so durfte Johann Lachmayr (1850–1915), Mitarbeiter und Nachfolger Hanels, eine Orgel mit 34 klingenden Registern auf zwei Manualen und Pedal erbauen. Mit mechanischen Kegelladen ausgeführt versah dieses 1887 geweihte Instrument (34/II/P) bis 1930 seinen Dienst.
Mit der Ernennung Ludwig Daxspergers (1900–1996) zum Domorganisten im Jahre 1930 konnten Erweiterungspläne dieser für die Größe der fertiggestellten Kathedrale nicht mehr ausreichenden Chororgel in Angriff genommen werden. Bereits 1931 führte die Orgelbaufirma Gebrüder Mauracher, deren Werkstatt sich in unmittelbarer Nähe des Mariendoms befand, daher den Umbau durch, in dem die bestehende Lachmayr-Orgel um ein drittes Manual (Schwellwerk) erweitert, die vorhandenen Manualwerke ohne Dispositionsveränderung übernommen und die Traktur elektrifiziert wurden.
Trotz dieser Vergrößerung des Instruments, das als Haupt- und Chororgel fungierte, blieb der Wunsch nach einer großen Domorgel bestehen. Ähnlich der Konzeption der Brucknerorgel in St. Florian schwebte Daxsperger für den Mariendom eine Verbindung der bestehenden Chororgel mit einer neuen Hauptorgel auf der Westempore (eigentlich eine Nordempore!) vor.
Die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre und die folgenden politischen Ereignisse ließen jedoch keine weiteren Gedanken an eine Verwirklichung dieses Projekts zu. Erst in den 1950er-Jahren konnte sich der Wunsch nach einer großen Orgel auf der Westempore entfalten. Ein geplanter und willkommener Anlass war, dem Dom für das 1962 bevorstehende Jubiläum seiner Grundsteinlegung (1. Mai 1862) eine neue Orgel zu schenken. Daxspergers Konzept einer Verbindung von Chor- und Hauptorgel wurde durch den Bau der Rudigierorgel (1968, Marcussen & Søn, 70/IV/P) damit endgültig ad acta gelegt.
Die Lachmayr-Mauracher-Orgel wurde schließlich 1989 aufgrund massiver technischer Mängel durch eine neue, von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber (*1957) initiierte Chororgel (26/II/P) der Vorarlberger Firma Pflüger im Presbyterium des Doms abgelöst und harrt seither ihrer Reaktivierung und Restaurierung.
Die Disposition der Lachmayr-Mauracher-Chororgel (1931/1951) im Überblick:
I. Manual C–a''' |
Principal 16' |
II. Manual C–a''' |
Bourdun 16' |
III. Manual (schwellbar) C–a''' |
Salicet 16' |
Pedal C–f' |
Principalbass 16' Pedalumschaltung |
Koppeln |
Pedalkoppel I, Pedalkoppel II, Pedalkoppel III, Manualkoppel III/II, Manualkoppel III/I, Manualkoppel II/I, Suboctavkoppel III, Superoctavkoppel III |
Spielhilfen |
Tutti Pedal – Nullsteller Pedal Zungen ab Freie Kombination 1–4 (4 Setzer) Voreinstellung
Drücker unter I. Manual: Register-Nullsteller, Voreinstellung, Rückruf Handregister, General-Tutti, Freie Kombination 1–4
Crescendowalze |
Sonstige Angaben |
Gleichstufige Temperatur |