"Steh zu deinen (Lebens-)Träumen!"
Seit ihm in der Schule sein Geschichtelehrer von der Schlacht von Marathon und dem anschließenden Lauf des Pheidippides erzählte, ist Helmut Eder von dieser Art des Langstreckenlaufs fasziniert. Und als er mit 16 Jahren das erste Mal vom Ironman Hawaii gehört hatte, wusste er, dass er das selber auch einmal machen würde. Den ersten Marathon bestritt er 1993. Seinen ersten Ironman hat er nächstes Jahr vor. „Ich kann mir ein Leben ohne Sport nicht vorstellen. Wenn ich eine Woche nicht dazu komme, bin ich unrund“, sagt Eder. In Summe kommt der Obdachlosenseelsorger und Dekanatsassistent auf etwa zehn bis zwölf Stunden Training pro Woche, die er auf Abende oder auf das Wochenende verteilt.
Grenzen gibt es nur im Kopf
Durch ein Schlüsselerlebnis beim Wien-Marathon 1993 fand Eder seine Leidenschaft für Laufsport-Wettkämpfe: „Ich bin ohne Uhr und mit großem Respekt vor der Länge der Strecke losgelaufen, nahm jeden Kilometer bewusst wahr und war in der zweiten Hälfte schneller als in der ersten. Ich hatte im Ziel ein unglaubliches und einmaliges Glücksgefühl, das vielleicht als flow beschrieben werden kann.“ Jedes Jahr nimmt Eder an mindestens einem Wettkampf teil.
Begeistern kann sich der Theologe insbesondere auch für das Langlaufen. Als gebürtiger Tiroler fasziniert ihn bei dieser Sportart die Mischung aus Kraft, Technik und Balance. Sein persönliches Highlight in dieser Disziplin gilt dem „Megakoasa-Lauf“ über 84 km im Februar 1995. Seit zwei Jahren trainiert Eder nun auch für Triathlonwettkämpfe und bereitet sich auf die Ironman-Distanz im Jahr 2017 vor. Die Kombination von Radfahren, Laufen und Schwimmen gefällt ihm. Fairness und Respekt vor den Mitstreitern sind ihm wichtig. Jedoch sei das Motiv des Messens mit anderen nie ausschlaggebend für ihn gewesen, überhaupt an Wettkämpfen teilzunehmen. „Ich mache Wettkämpfe, um meine Grenzen auszuloten und für mein Training eine Motivation zu haben“, betont er. Grenzen gebe es nur ihm Kopf – man kann und müsse sie nur überwinden.
Die Kraft des Heiligen Geistes
Vor Wettbewerben betet Eder, ohne Verletzung und ohne Schaden an Körper und Geist ans Ziel zu kommen. Ein keines Holzstück in der Hand gibt ihm Halt. Obwohl für ihn das Laufen etwas Spirituelles ist, deutet er Sport nicht als Religion. Vielmehr ginge es darum, wie einzelne Erfahrungen gedeutet werden: „Für mich ist die Begegnung mit mir selber und Gott, als tiefstem Seelengrund, das wichtigste dabei. Ob ich das mit Yoga, Laufen oder Tanzen erreiche, ist sekundär.“ Das Erreichen seiner sportlichen Ziele schreibt Eder nicht allein seiner Kondition oder mentalen Stärke zu. „Mich beflügelt auch eine Kraft, die nicht von mir kommt. Ich schreibe dies Gott zu, der vitalen und grenzüberschreitenden Kraft des Heiligen Geistes.“
Der Glaube hilft ihm, mit Niederlagen umzugehen und dafür dankbar zu sein. Nicht die sportlichen Erfolge, sondern die Bewältigung der Misserfolge hätten ihn reifen lassen, sagt er. Das Verwandeln vom sogenannten Scheitern in Stärke gilt für ihn als ein wesentlicher Teil seines Glaubens.
Dass er auch in Zukunft an Wettkämpfen teilnehmen wird, ist für ihn unumstritten, da er „sonst mit dem regelmäßigen Training zu lax werde“ – sei er doch „im Grunde ein fauler Typ“. Als erklärtes Ziel gilt jedenfalls das Bewältigen eines Marathons mit 70 Jahren. Denn, wie er selbst sagt: „Träume, egal wie verrückt sie für andere Menschen sind, lassen sich verwirklichen.“ Sein Motto: „Steh zu deinen (Lebens-)Träumen!“
(uw)