Salz der Erde. Kirchen in der säkularen Gesellschaft
Der jesuanische Auftrag aus der Bergpredigt, Salz der Erde zu sein, stellt die christlichen Kirchen im modernen, säkularen Europa vor existentielle Fragen und Herausforderungen. Die Kirchen haben ihre über Jahrhunderte gewohnte Position in der Gesellschaft verloren. Für eine Vielzahl der Menschen hat die Religion im Alltag kaum mehr Bedeutung. Ganz grundsätzlich wird auch der moralische Anspruch der Kirchen in Frage gestellt. Nach den Einschränkungen durch die Pandemie der letzten Jahre ist die Zahl der Gottesdienstbesucher noch einmal gravierend zurückgegangen. Die traditionellen Privilegien der Kirchen im Rechtssystem werden zunehmend eingeschränkt oder ganz abgeschafft. Das gilt für die einzelnen Staaten ebenso wie für die Europäische Union.
Im ersten Teil der Sommerakademie werden die gesellschaftlichen Entwicklungen aus der Sicht der Sozialforschung und der Wandel in der rechtlichen Position dargestellt.
Der biblische Auftrag gilt für Christ:innen aber auch in der Gegenwart. Es soll daher untersucht werden, wie weit die Kirchen unter den geänderten Verhältnissen den Anspruch, Salz der Erde zu sein, noch erfüllen können. Es werden neue Chancen und Möglichkeiten gezeigt, die sich aus der veränderten Situation ergeben.
Soziale Angebote und die Zusammenarbeit mit Organisationen außerhalb der Kirchen finden nach wie vor Anerkennung. Gottesdienste sind in besonderen Lebenssituationen gefragt. Aber sie müssen für kirchenferne Menschen verständlich sein.
Ausgehend von Vorträgen evangelischer, katholischer und orthodoxer Theolog:innen und Kirchenvertreter:innen wird das Thema insbesondere aus europäischer Sicht behandelt. Es betrifft die Kirchen der verschiedenen Konfessionen in gleicher Weise. Daher ist auch zu fragen, ob die Ökumene neue Chancen bietet, gemeinsam Salz der Erde zu sein.
Es referieren und diskutieren der Kommunikationswissenschafter und Meinungsforscher Thomas Petersen (Institut für Demoskopie Allensbach), der Rechtswissenschafter Universitätsprofessor Herbert Kalb (Johannes Kepler Universität), die Bibelwissenschafterin und Direktorin des Österreichischen Bibelwerks Elisabeth Birnbaum, der orthodoxe Theologe und Professor für Ökumenische Theologie Rade Kisić (Universität Belgrad), die Theologin Isabella Bruckner (Päpstliches Athenäum Sant’Anselmo in Rom) und die Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich Gerti Rohrmoser.
Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Christentum und Europa" mit Bischof Andrej Ćilerdžić (Serbisch-Orthodoxe Kirche Österreich-Schweiz-Italien), dem emeritieren EU-Kommissar und Präsidenten des Europäischen Forums Alpbach Franz Fischler, dem Präsidenten der Evangelischen Generalsynode A. und H.B. Peter Krömer und László Német, Erzbischof von Belgrad und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, schließt die Tagung am Freitag.
Die Ökumenische Sommerakademie ist eine Veranstaltung der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, des Evangelischen Bildungswerks Oberösterreich, der Kirchenzeitung der Diözese Linz, des Stiftes Kremsmünster, der Religionsabteilung des ORF und des Landes Oberösterreich. Der ORF Oberösterreich und die Oberösterreichischen Nachrichten sind Medienpartner.
Programm
Mittwoch, 12. Juli 2023
14:00 Eröffnung und Begrüßung
Christliche Kultur ohne Christentum?
Ergebnisse repräsentativer Bevölkerungsumfragen
Dr. Thomas Petersen, Kommunikationswissenschafter und Meinungsforscher,
Institut für Demoskopie Allensbach
Pause
16:30 Religion und säkularer Staat – Entwicklungen im
österreichischen Religionsrecht
DDr. Herbert Kalb, Professor und Leiter des Instituts für Kanonistik,
Europäische Rechtsgeschichte und Religionsrecht,
Johannes Kepler Universität Linz
18:00 Empfang des Landeshauptmannes Mag. Thomas Stelzer
Donnerstag, 13. Juli 2023
09:00 Würzen, wirken, wandeln – Biblische Impulse
Dr.in Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Österreichischen Katholischen
Bibelwerks, Wien
Pause
10:30 Zwischen Nationalkirche und Diaspora – Erfahrungen
aus der serbisch-orthodoxen Kirche
Rade Kisić, Ph.D., Außerordentlicher Professor für Ökumenische Theologie,
Fakultät für Orthodoxe Theologie, Universität Belgrad
12:00 Mittagspause
14:00 „Nicht ohne die anderen“ – Öffentlich feiern in
postsäkularer Pluralität
Dr.in Isabella Bruckner, Professorin für Christliches Denken und
spirituelle Praxis am Päpstlichen Athenäum Sant’Anselmo, Rom
Pause
15:45 Gemeinsam sind wir stark – Allianzen zwischen
kirchlichen und säkularen Initiativen
Gerti Rohrmoser, Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich, Wien
17:00 Podiumsdiskussion
Freitag, 14. Juli
09:00 Christentum und Europa
Andrej Ćilerdžić, Bischof der Serbisch-Orthodoxen Kirche Österreich-Schweiz-Italien
Dipl.-Ing. Dr. Franz Fischler
ehem. EU-Kommissar, ehem. Präsident des Europäischen Forums Alpbach
Dr. Peter Krömer
Präsident der Synode A.B. und der Evangelischen Generalsynode A. und H.B.
Dr. Ladislaus Német SVD
Erzbischof von Belgrad und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)
Pause
Podiumsgespräch
12:30 Ökumenischer Gottesdienst
Veranstaltungshinweise:
Die Veranstaltung ist öffentlich zugänglich. Die Teilnahme an nur einem Vortrag ist nicht möglich.
Veranstaltungsort: Stift Kremsmünster/Kaisersaal. Registrierung und Tagungsunterlagen im Tagungsbüro neben dem Kaisersaal.
Tagungsbeitrag: 3 Tage € 60,00 2 Tage € 45,00 1 Tag € 25,00
Ermäßigung/3 Tage: Ö1-Mitglieder € 55,00
Für Studierende bis 35 Jahre ist der Eintritt frei.
Anmeldung an der Katholischen Privat-Universität Linz,
Bethlehemstraße 20, 4020 Linz. Tel.: +43 (0)732 784293.
E-Mail: sommerakademie@ku-linz.at
Informationen zu Unterkünften: Tourismusbüro Kremsmünster
(im Bürgerservice der Marktgemeinde Kremsmünster),
Rathausplatz 1, 4550 Kremsmünster. T: +43 (0)7583 5255 229.
E-Mail: tourismus@kremsmuenster.at.