Mittwoch 27. November 2024

Spaltpilz oder Anwalt der Versöhung? - Dr. Sebastian Pittl

Dr. Sebastian Pittl

Seit den Konfessionskriegen gilt politisierte Religion in Europa als potentielle Gefahr für die öffentliche Ordnung.

Die Zurückdrängung der Religion ins Private sollte die Gesellschaft davor schützen, dass religiöse Differenzen zur Ursache von auch sozialen und politischen Spannungen werden. In den letzten Jahren drängen politisierte Formen von Religion allerdings weltweit wieder in den Vordergrund.

 

Dies ist offensichtlich in den Fundamentalismen christlicher, islamischer und anderer Provenienz. Es zeigt sich aber auch im verstärkten Rückgriff auf religiöse Symbole und Narrative bei neonationalistischen Akteuren – von Donald Trump in den USA über Jair Bolsonaro in Brasilien bis hin zu Viktor Órban in Ungarn. Parallel zu diesen „politischen Theologien“ neonationalistischen Zuschnitts betonen auch die christlichen Kirchen die genuin soziale und politische Dimension der Botschaft Jesu, etwa im Kampf gegen armutsfördernde Strukturen oder im Einsatz für mehr globale Gerechtigkeit.

 

Diese unterschiedlichen Formen „politischer Theologie“ sind freilich völlig konträr strukturiert. Beide antworten auf die Herausforderungen einer zunehmend fragmentierten Moderne und stehen innerhalb derselben nicht nur einander gegenüber, sondern verbinden sich darüber hinaus mit mannigfachen Konfliktlinien politischer, sozialer, ökonomischer, kultureller und ethnischer Art. Je nach Konstellation treffen dabei sehr unterschiedliche Wahrnehmungen davon aufeinander, was man unter „Konflikt“ oder „Spaltung“ versteht und wer jeweils als Verantwortlicher dafür in den Blick kommt.

 

Der Vortrag wirft einen Blick auf unterschiedliche Formen „politischer Theologie“. Er untersucht, wie eine politische Theologie neonationalistischen Zuschnitts auf Kosten derer, die nicht „dazugehören“, Utopien ethnischer, nationaler und religiöser Versöhntheit verficht, und wie im Gegensatz dazu eine christliche Theologie, die sich der Botschaft der Evangelien verpflichtet weiß, gerade diese „Harmonie“ strukturell in Frage zu stellen hat – nicht um der Auseinandersetzung willen, sondern um dem Horizont einer Versöhnung gerecht zu werden, die tatsächlich niemanden ausschließt.

 

 

Nähere Informationen zu Dr. Sebastian Pittl

 

Mag.a  Hermine Eder
Mag.a Hermine Eder
Leitung PR und Kommunikation
Katholische Privat-Universität Linz
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